Arbeit in der Obdachlosenhilfe Münchner Frater Emmanuel erhält Bundesverdienstkreuz
Der Münchner Frater Emmanuel setzt sich seit Jahren für Obdachlose ein. Jetzt ist er von Bundespräsident Steinmeier ausgezeichnet worden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Montag in Schloss Bellevue in Berlin acht Frauen und sieben Männer mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Darunter Frater Prior Emmanuel Rotter vom Münchner Klosters St. Bonifaz.
Schon früh erkannte Frater Emmanuel die große Not der Menschen, die auf der Straße leben. Zusammen mit einem Mitbruder des Klosters St. Bonifaz in München begann er Anfang der 1990er-Jahre, bedürftige Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Bald diente der Gästespeisesaal der Abtei als Essensausgabe und Aufenthaltsraum für Obdachlose. Außerdem richteten sie ein kleines Behandlungszimmer für die medizinische Versorgung ein.
Frater Emmanuel ist gelernter Schreiner und Krankenpfleger. Den Orden der Benediktiner habe er unter anderem wegen der Spiritualität, der Gastfreundlichkeit und dem Gedanken des Dienens gewählt, schreibt das Erzbistum München. Die Benediktiner erhalten keine Kirchensteuern, sondern erwirtschaften ihren Lebensunterhalt selbst, im Falle von St. Bonifaz über den Betrieb von Kloster Andechs.
Neben Essen gibt es Kleidung, Duschen und eine Arztpraxis
Frater Emmanuel überzeugte Abt und Konvent dann auch, einen Teil des Klostergartens für die Errichtung eines Sozialhauses zu nutzen. 2001 wurde das Haneberghaus eröffnet. Rund 200 Bedürftige bekommen hier täglich etwas zu Essen. Es gibt aber auch eine Kleiderkammer mit Duschen, eine eigene Arztpraxis und soziale Beratung. Obdachlose dürfen zudem die Klosterpforte als Postadresse angeben.
Rund 500.000 Euro fließen jährlich in die Obdachlosenhilfe, so das Erzbistum. Die Hälfte werde über Eigeneinnahmen finanziert, die andere Hälfte über Spenden und die Stadt München.
Steinmeier ruft zum Kampf gegen Obdachlosigkeit auf
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief bei der Verleihung dazu auf, das Problem der Obdachlosigkeit in Deutschland anzupacken. "Es ist mir seit langem ein Herzensanliegen, dass niemand in unserem Land ohne Dach über dem Kopf leben muss", sagte er.
Zwar wanderten unsere Gedanken in diesen Wochen immer wieder sorgenvoll in die Ukraine wandern, doch auch in Deutschland müssten sich Menschen vor dem Winter fürchten, sagte Steinmeier weiter. "Obdachlose Menschen frieren auch in unserem Land, mitten im Frieden, inmitten des Wohlstandes. Sie übernachten bei Frost unter freiem Himmel und versuchen mühsam, die Kälte mit etwas Zeitungspapier zu lindern."
Menschen wie du und ich
Der katholischen Nachrichtenagentur KNA sagte Frater Emmanuel, er sei erstmals 1990 als Novize bei den Benediktinern in München in Kontakt mit obdachlosen Menschen gekommen. "Aus meinem oberbayerischen Heimatdorf kannte ich das nicht", so Frater Emmanuel. "Und natürlich hatte ich meine Vorurteile vom Land mitgebracht, nämlich dass diese Leute faul seien, ständig besoffen und stinken".
Durch die Begegnungen habe er gemerkt, dass das so nicht stimme. "Das sind Menschen wie Du und ich. Die haben eine Nase im Gesicht, zwei Ohren und zwei Augen. Vor allem aber hat jeder sein eigenes Schicksal", sagte Frater Emmanuel zur KNA.
- bundespräsident.de: Mitteilung zur Verleihung der Verdienstorden
- Erzbistum München und Freising: Bericht über die Obdachlosenhilfe
- domradio.de: Interview der KNA mit Frater Emmanuel