Hitler, Hoeneß, Schuhbeck Das erwartet den Starkoch im Gefängnis
Kaum ein Gefängnis in Deutschland ist historisch so bedeutend wie die JVA Landsberg in Bayern. Was Starkoch Alfons Schuhbeck dort erwartet.
Starkoch Alfons Schuhbeck soll ins Gefängnis: Wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe war er vor dem Landgericht München I zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden und muss eine Millionensumme zurückzahlen. Die Staatsanwaltschaft München I hat ihn nun zum Haftantritt geladen. Eine Sprecherin teilte am Freitag mit, "dass die Ladung zum Haftantritt heute Vormittag dem anwaltlichen Vertreter von Herrn Schuhbeck persönlich übergeben wurde, der seinen Mandanten informiert hat."
In einem solchen Fall wie nun bei Schuhbeck wird die Haft in der Regel im Gefängnis in Landsberg am Lech vollstreckt. Hier musste auch Uli Hoeneß vor acht Jahren hin. Und auch ein gewisser Adolf Hitler war hier vor fast 100 Jahren inhaftiert.
Die Kreisstadt Landsberg liegt mit Auto oder Zug gut eine Stunde von München entfernt. Die Altstadt ist eine der schönsten Bayerns und nicht weit davon entfernt, zwischen Lech, Wohngebiet und Industriegebiet, liegt die Justizvollzugsanstalt. Und die hat selbst einen historischen Wert. Das liegt zum Teil am Gebäude, aber auch an den Insassen, die hier über die Jahre hinkamen und daran, was sie hier taten.
In Landsberg schrieb Adolf Hitler "Mein Kampf"
So entstand eines der berüchtigtsten Werke deutscher Literatur hinter Landsberger Gefängnismauern. Wegen seiner Beteiligung am Hitler-Ludendorff-Putsch, bei dem bereits 1923 eine NS-Diktatur errichtet werden sollte, saß Adolf Hitler für rund neun Monate in der Justizvollzuganstalt. In dieser Zeit schrieb er den ersten Band seines rechtsextremen Manifests "Mein Kampf".
Die Haftbedingungen Hitlers waren moderat, er durfte Besucher empfangen und war in einem separaten Bau untergebracht. Von den fünf Jahren Haft, zu denen er verurteilt wurde, verbüßte er nur neun Monate, um dann auf Bewährung entlassen zu werden. Er sei "reifer, ruhiger und überlegter geworden", bescheinigte ihm ein Gutachter. Neun Jahre später begann seine Terrorherrschaft in Deutschland.
Uli Hoeneß' Haftzeit in Landsberg dürfte historisch deutlich weniger relevant sein – bekannt ist dennoch vieles darüber. Kurz vor Beginn der Haft veranstaltete die JVA damals einen Medientag, bei dem die Öffentlichkeit Einblicke in das Gefängnis mit dem berühmten Insassen bekam. Eine Erzählung, die von Hoeneß aus seiner Gefängniszeit besonders bekannt ist, ist jene vom Tag des WM-Endspiels 2014.
Was Uli Hoeneß aus Landsberg erzählte
Das Spiel mussten die Gefangenen trotz ihrer Bitten um einen gemeinsamen Abend allein in ihren Zellen verfolgen. Als Deutschland Weltmeister wurde, gab es demnach niemanden zum Anstoßen. Dennoch erreichten Hoeneß über den Fernseher Grüße aus dem fernen Rio de Janeiro: "Ein Mann, ohne den wären wir alle nicht hier", sagte Bastian Schweinsteiger damals im Interview. "Und das ist Uli Hoeneß. Wir glauben daran, dass alles gut wird."
"Eines meiner eindrücklichsten Erlebnisse, das ich je gehabt habe", nannte Hoeneß diesen Moment. Zugleich erlebte er im Gefängnis auch bittere Enttäuschungen: Ein Knastfreund habe etwa Fotos von ihm beim Duschen verkaufen wollen oder sich von Hoeneß ein Bayern-Trikot für einen Sohn schenken lassen, den es gar nicht gab.
In der Landsberger JVA, die 1909 eröffnet wurde, haben über 500 Menschen Platz, mehr als 300 Personen arbeiten hier. Auf Luftbildern könnte man das Gebäude auch mit einem herrschaftlichen Schloss oder alten Kloster verwechseln, die Gemäuer sind repräsentativ, erst im Inneren wird es karg. Hierher kommen vor allem Verurteilte aus München, die zum ersten Mal eine Haftstrafe antreten müssen und zu einer Dauer von neun Monaten bis sechs Jahren verurteilt werden, so sieht es der bayerische "Vollstreckungsplan" vor.
Viele erkundigen sich in Landsberg nach Alfons Schuhbeck
Am Tag des Urteils gegen Alfons Schuhbeck war das Interesse an der Einrichtung besonders groß. Ob die Einrichtung und andere Gefangene von Schuhbecks möglichen Künsten in der Gefängnisküche profitieren können, bleibt eine Spekulation. Zu den Möglichkeiten in Landsberg zählt indes eine Gesprächsgruppe für Gefangene über 60 Jahre.
Was genau Schuhbeck in Haft erwarten wird, hängt von seinem persönlichen Vollzugsplan ab: Dort werden nach der Untersuchung eines Häftlings "vollzugliche, pädagogische und sozialpädagogische sowie therapeutische Maßnahmen" festgelegt und dann jedes Jahr neu angepasst, heißt es im Strafvollzugsgesetz.
Die Liste der berühmten Gefangenen in Landsberg ist indes lang: Anton Graf von Arco auf Valley, der Mörder des ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner, war hier, ebenso wie die Nazi-Verbrecher Rudolf Heß, Julius Streicher und Ernst von Weizsäcker. In jüngerer Vergangenheit musste Fußballfunktionär Karl-Heinz Wildmoser junior nach Landsberg, außerdem Helg Sgarbi, der Susanne Klatten als reichste Frau Deutschlands erpresst hatte.
- Anfrage bei JVA Landsberg
- Eigene Recherchen
- Historisches Lexikon Bayerns: Festungshaft Adolf Hitlers in Landsberg, 1923/24
- tz.de: "Bastian Schweinsteiger: Uli Hoeneß mit emotionaler Anekdote – 'Da hat es mich vom Bett rausgehauen'"
- Vollstreckungsplan für den Freistaat Bayern