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München

Explodierende Corona-Zahlen in München – doch Überlastung ist nur ein Gerücht


"Wiesn-Welle" nimmt zu
Münchner Kliniken überlastet? "Versprecher" löst Gerüchte aus

Von Patrick Mayer

07.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Eine Maske auf dem Boden während des Oktoberfests (Archivbild): Schon während der Wiesn begann in München die Inzidenz rasant zu steigen.Vergrößern des Bildes
Eine Maske auf dem Boden während des Oktoberfests (Archivbild): Schon während der Wiesn begann in München die Inzidenz rasant zu steigen. (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber)

In München explodieren nach dem Oktoberfest die Corona-Zahlen. Krankenhäuser waren überlastet, mussten Patienten zur Wiesn bringen – oder doch nicht?

Man habe die Corona-Lage im Griff, hieß es trotz explodierender Corona-Zahlen in München stets. Und dann diese Meldung: Patienten mussten in die kleine Oktoberfest-Station auf der Theresienwiese gebracht werden, weil Stationen in Münchner Kliniken eben doch überlastet gewesen seien. Dies kursiert seit Tagen bei Twitter. Aber: Es ist offenbar nur ein Gerücht, entstanden aus einem "Versprecher".

Ersteres lässt sich mittlerweile nachvollziehen: Die Sieben-Tage-Inzidenz ist mehr als fünf Mal so hoch wie vor dem Anstich. Aber: "Dass eine Station in der Stadt wegen Überlastung abgemeldet gewesen wäre, ist mir nicht bekannt", erklärt Oktoberfest-Pressesprecher Markus Strobl von der Aicher Ambulanz auf Nachfrage von t-online.

Überlastete Krankenhäuser wegen Corona in München?

Dass sein Betriebsleiter Michael Belcijan dies bei der Halbzeitbilanz der Einsatzkräfte auf dem 42,5 Hektar großen Gelände so geäußert habe, sei wohl ein "Versprecher" gewesen. Bei Twitter wurde diese angebliche Nachricht dennoch eifrig geteilt. Fertig war das Durcheinander.

Was stimmt: Immer wieder wurden Patienten aus München auch von außerhalb des Oktoberfests auf die Wiesn-Station gebracht. Strobl erklärt aber, dass das "ein ganz normaler Vorgang" gewesen sei, kein Anzeichen für Überlastungen anderswo. Was besagte User nämlich offenbar nicht wussten: Das hochmoderne Sanitätshaus auf der Theresienwiese war einst genau versetzt zur Bavaria-Statue gebaut worden, um als zusätzliche Station für die medizinische Versorgung der zur Wiesn übervölkerten Stadt zu dienen.

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Dorthin gehören eben die Patienten, die nach Maßkrug-Schlägereien, Handgreiflichkeiten oder zu heftigem Biergenuss vor Ort behandelt werden. "Die meisten Fälle, die zu uns kamen, stammten ohnehin erkennbar aus dem Wiesn-Umfeld", erzählt Strobl: "Für die für das Oktoberfest typischen Fälle, etwa massive Trunkenheit oder Schnittverletzungen, waren wir ohnehin die priorisierte Station in der Stadt."

Keine Verlegungen von Patienten in die Wiesn-Notaufnahme

Dass Patienten wegen angeblicher Überlastung anderer Krankenhäuser auf die Wiesn-Notaufnahme verlegt werden mussten, ist tatsächlich weder dem Klinikum rechts der Isar noch der Bayerischen Krankenhausgesellschaft bekannt, wie sie auf Anfrage angeben. Die Belastung steige in den Notaufnahmen zwar. Dabei handele es sich aber um übliche Verletzungen und verstärkt um andere Atemwegserkrankungen, lautet der einhellige Tenor.

Zweitrangig dann auch um Corona, wenn auch die Infektionszahlen seit Ende des Oktoberfestes mit 5,7 Millionen Besuchern in der bayerischen Landeshauptstadt mit ihren rund 1,6 Millionen Einwohnern hoch sind. "Durch die gestiegene Immunkompetenz in der Bevölkerung hat Covid-19 einen Teil seines Schreckens für die Allgemeinheit verloren", erklärt der Münchner Infektiologe Dr. Christoph Spinner bei t-online.

Es gebe am Universitätsklinikum rechts der Isar zwar eine "spürbare Zunahme an SARS-CoV-2-Patienten, allerdings keine Zunahme von Patienten, die wegen schweren Krankheitsverläufen von Covid-19 auf Intensivstationen behandelt werden müssen", sagt der Mediziner. Dabei lag die 7-Tage-Inzidenz in München nach Informationen der Stadt am Freitag (7. Oktober) bei 1.057,3.

Mediziner aus München: Steigende Corona-Infektionen wegen der Wiesn

"Sehr wahrscheinlich gibt es einen Zusammenhang zwischen steigenden Inzidenzen, dem Ferienende in Bayern und dem Oktoberfest", erklärt Spinner: "Viele Menschen auf engem Raum im Bierzelt sind für Atemwegserreger aller Art günstige Bedingungen zur Ausbreitung. Die Verdopplung bis Vervierfachung der SARS-CoV-2-Inzidenz kennen wir auch von anderen Volksfesten. Sie ist daher im Bereich des Erwarteten."

Eduard Fuchshuber von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft verweist indes auf ein anderes Problem: Ausfälle beim medizinischen Personal wegen Atemwegserkrankungen und Corona. So liege die Ausfallquote aktuell im Schnitt bei zehn bis 20 Prozent, schildert Fuchshuber. Etwa in Starnberg südlich von München oder in Rosenheim, wo kurz vor der Wiesn das Herbstfest stattfand, sei die Lage "angespannt".

Währenddessen haben in München viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern nach der Wiesn Homeoffice-Pflicht verschrieben. Damit es bei Twitter-Irrtümern bleibt.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Markus Strobl, Oktoberfest-Pressesprecher der Aicher Ambulanz Union
  • Schriftliche Antworten von Dr. Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar
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