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Erfolglose Ermittlungen gegen Usmanow


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Ermittler beißen sich die Zähne aus
Usmanow und seine schmutzigen Geschäfte

Von Klaus Wiendl

Aktualisiert am 29.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Von der Karibik bis an den Tegernsee: Usmanows Geldwäsche.Vergrößern des Bildes
Von der Karibik bis an den Tegernsee: Usmanows Geldwäsche. (Quelle: pa images/Action Pictures/Imago)

Der Fluss des schmutzigen Geldes: Oligarch Alisher Usmanow soll sein Luxusleben am Tegernsee mit gewaschenem Geld finanziert haben. Allein in Deutschland haben Banken über 90 Mal den Verdacht auf Geldwäsche gemeldet. Bisher ohne Konsequenzen.

Alisher Usmanow gehört zu den reichsten Oligarchen Russlands. Sein Luxusleben soll er durch ein Netz aus Briefkastenfirmen und Konten in Steuerparadiesen finanziert haben.

Insgesamt sind BKA-Fahnder bei ihrer Datenauswertung zu Usmanow in Deutschland auf mehr als 36 Offshore-Firmen und 90 Geldwäscheverdachtsmeldungen seit 2017 gestoßen. Dies wurde bereits vor Wochen bekannt. Nun aber gelangen Details an die Öffentlichkeit. So hat die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee 2017 verdächtige Geldbewegungen Usmanows registriert – und eine Geldwäscheverdachtsanzeige bei der zuständigen Financial Intelligence Unit (FIU) in Köln gestellt, die dem Bundesfinanzministerium untersteht. Berichte der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt die Kreissparkasse auf Anfrage. Es habe sich dabei um ein "automatisiertes Verfahren" gehandelt.

In der Stellungnahme heißt es: "Sobald die Software Auffälligkeiten (z.B. Überweisung in ein Steuerparadies) registriert, wird eine Meldung an den Geldwäschebeauftragten der Bank generiert. Der prüft den Fall und gibt ihn an die Behörden (damals BKA) weiter." Mit dem weiteren Verlauf habe die Bank nichts mehr zu tun, das Ergebnis der Ermittlungen sei nicht bekannt.

Auffällige Geldbewegungen: 170.000 Euro in bar

In der Anzeige der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee ging es um eine Überweisung für Usmanows Firma Tegernsee (IOM) Limited, die, wie zwei andere Briefkastenfirmen, aus dem Steuerparadies Isle of Man heraus vier Rottacher Immobilien verwaltet. Ihr Wert damals: 23 Millionen Euro. Die Notarverträge in München zeichneten angeblich Strohleute mit britischen Pässen.

2018 erstattete auch die Schweizer Großbank UBS Anzeige bei der FIU: Ein Usmanow-Vertrauter hatte in einer Münchner Filiale 170.000 Euro in bar von dessen Konto abgehoben. Der Gefolgsmann war Geschäftsführer einer Firma in der Karibik, über die die Finanzierung von Usmanows Chauffeurservice am Tegernsee abgewickelt wurde.

Verschiedene Banken reichten Geldwäscheverdachtsmeldungen ein

Über die Briefkastenfirmen auf den Britischen Jungferninseln sollen auch Usmanows Milliarden zur Finanzierung seiner Jachten, Flugzeuge und zahlreichen Immobilien geflossen sein. Diese Geldtransfers seien laut "Süddeutscher Zeitung" auch der Düsseldorfer Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt aufgefallen. Die HSBC reichte Geldwäscheverdachtsmeldungen bei der FIU ein, wie auch die Commerzbank, die Deutsche Bank und die Bayerische Landesbank. Bislang allerdings ohne Erfolg. Keine Ermittlungen, keine Anklage.

Nach Erkenntnissen von Ermittlern soll Usmanows Trust etwa fünf Ebenen haben, und erst in der untersten stoße man auf seinen Namen. Vorher tauche ein riesiges Geflecht an Strohleuten aus seinem Umfeld auf. Diese Systeme erschweren die Jagd auf Oligarchen wie Usmanow erheblich. Solange Oligarchen ihre Milliarden um die halbe Welt schleusen, bis die Spur des Geldes verwischt, sind Staatsanwaltschaften machtlos. Sie brauchen den Nachweis, dass die angezeigten Geldströme aus konkreten Straftaten stammen. Doch diesen gibt es nicht.

Usmanow-Sprecher weist Vorwürfe zurück

Usmanow, der seine Milliarden mit Eisen, Stahl und Medien gemacht haben soll, steht wegen seiner Nähe zu Putin und dessen Überfall auf die Ukraine auf der EU-Sanktionsliste. In der Folge wurden zumindest seine westlichen Konten eingefroren.

Auf Anfrage von t-online wies sein Sprecher die Vorwürfe entschieden zurück. Usmanow nutze keine Strohleute und die Unternehmen, die seine Immobilien verwalten, seien keine Briefkastenfirmen. Es gehe nicht um Steuervorteile, sondern lediglich um "effektive Immobilienverwaltung". "Herr Usmanow hat sein ganzes Eigentum vollkommen offen, transparent und mit der geltenden Gesetzgebung erworben."

Auf die Frage, ob sich Usmanow, wie es andere Oligarchen erwägen, auch von den Sanktionen freikaufen wolle, kam als Antwort: "Herr Usmanow ist kein Oligarch, außerdem hat er offiziell erklärt, nicht mit den Sanktionen einverstanden zu sein." Zu deren Aufhebung sei ein Gerichtsverfahren beim Europäischen Gerichtshof eingeleitet worden.

Verwendete Quellen
  • Antworten von Usmanows Pressebüro
  • Mitteilung der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee
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