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Ärger in München: Polizei kämpft vergeblich gegen Party-Hotspots


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Anwohner gegen Feiervolk
München hat ein Party-Problem – und keine Lösung

Von Patrick Mayer

Aktualisiert am 26.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Gedränge auf dem Gärtnerplatz (Archivbild): An Party-Hotspots versammeln sich in München oft Tausende Menschen.Vergrößern des Bildes
Gedränge auf dem Gärtnerplatz (Archivbild): An Party-Hotspots versammeln sich in München oft Tausende Menschen. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Der Plan einer Feiermeile auf der Ludwigstraße in München ist scheitert. Derweil bekommen Polizei und Stadt die Party-Hotspots der Millionenmetropole nicht in den Griff. Und Lösungen sind nicht in Sicht.

Wenn man Dieter Reiter im Hochsommer 2021 nach seiner Stadt fragt, spricht er von einer "ganz neuen Situation": "Die Clubs sind nach wie vor aufgrund der Pandemie geschlossen, Bars sind nur eingeschränkt offen und die Partys verlagern sich immer mehr auf Straßen und Plätze", sagt der Oberbürgermeister Münchens t-online.

Reiter, 63 Jahre alt und SPD-Politiker, ist nahe dem Herzog-Ernst-Platz in Sendling aufgewachsen. Von dort sind es ein paar hundert Meter Luftlinie rüber zur Theresienwiese. Dort, wo Jahr für Jahr das Oktoberfest für einen Feier-Ausnahmezustand sorgte – bis die Coronavirus-Pandemie kam. Erinnerungen, wie aus einer anderen Zeit. Was sich aber in diesen Wochen in der Isarmetropole mit ihren 1,56 Millionen Einwohnern abspielt, kannte selbst Reiter als erfahrener Kommunalpolitiker so nicht.

München in der Corona-Krise: Clubs und Discos sind immer noch zu

Während Clubs sowie Discotheken seit mittlerweile fast eineinhalb Jahren geschlossen sind und in der bayerischen Landeshauptstadt noch immer eine Gastro-Sperrstunde ab 1 Uhr gilt, zieht es das Partyvolk in die engen Straßen der Szeneviertel. Die Folgen: Riesen-Stress mit den Anwohnern, schier unzählige Polizeieinsätze wegen Ruhestörung und weitere Ärgernisse wie Kreuzungen voller Müll.

"Ich kann beide Seiten sehr gut verstehen, und beide Anliegen sind berechtigt", sagt Reiter in seiner gewohnt diplomatischen Art: "Ich habe volles Verständnis für Anwohner, die genervt sind, weil sie nicht schlafen können. Oder Eltern, die sich beschweren, weil ihre Kinder am nächsten Morgen über Glasscherben hinweg zur Schule gehen müssen."

Er referiert. Darüber, dass die Stadt ein Glasflaschenverbot an besonders sensiblen Party-Hotspots durchgesetzt habe, oder darüber, dass mit "zusätzlichen Müllcontainern schnell reagiert" worden sei. Doch längst hat sich unter Bürgern die Meinung durchgesetzt, dass weder Stadt noch Polizei der Lage wirklich Herr werden.

Corona-Partys in München: Keine Lösungen in Sicht

Lösungen sind nicht in Sicht. Ein Ansatz des Rathauses scheiterte krachend. Die Idee sah vor, die prächtige Ludwigstraße parallel zum Englischen Garten für Autos dicht zu machen und zu erlaubten Partyzonen zu erklären.

"Ich hatte die Fachreferate gebeten, diesen Vorschlag umgehend zu prüfen. Leider ist das Ergebnis eindeutig: Eine Sperrung der Ludwigstraße ist sowohl aus straßenverkehrsrechtlichen wie auch aus Infektionsschutzgründen nicht möglich", erklärte Reiter Anfang Juli in einer Aussendung.

Jugendliche gehen auf Polizei los

Für die jungen Leute, die nach monatelangen Lockdowns Zerstreuung suchen, war das die nächste Ernüchterung. Und aus der Stadt wurde Kritik laut, wie die Stadtverwaltung die Hürden nicht absehen konnte. "Wir sind weiter dabei, Flächen zu benennen, die sich besser für Partys eignen als dichtbewohnte Viertel", erklärt Reiter und beschwichtigt.

Währenddessen muss die Polizei einmal mehr an vorderster Linie schlichten. Wie schwierig das in einer durch Kontaktbeschränkungen sensibilisierten Stadtbevölkerung ist, zeigte sich Mitte Mai, als Dutzende Jugendliche im Englischen Garten mit Glasflaschen auf Streifenbesatzungen losgingen.

Ärger in München: Türkenstraße in der Maxvorstadt macht Sorgen

Es waren Bilder, die man so in München ebenfalls nicht kannte. "Durch den Alkoholkonsum werden viele Personen enthemmter", erklärt ein Sprecher der Münchner Polizei t-online. Die Feiernden würden zu späterer Stunde weniger Verständnis zeigen, das Lärm- und Müllproblem würde dagegen bei fortschreitender Uhrzeit problematischer und Corona-Regeln kaum noch eingehalten. Die neue Großbaustelle der Münchner Polizei, die mittlerweile am Wochenende bis zu 300 Beamten mehr einplant, ist die nördliche Türkenstraße im Univiertel in der Maxvorstadt.

Hier und an anderen Hotspots wie dem Baldeplatz in der Isarvorstadt oder am Wedekindplatz in Schwabing kämen freitags oder samstags gerne mal "mehrere Tausend" Feiernde zusammen, "mit einer hohen Dynamik", wie der Polizeisprecher weitererzählt. An den Party-Hotspots herrsche dabei ein ständiges Kommen und Gehen. Es gebe regelrechte "Wanderungen zwischen den beliebten Örtlichkeiten durch dieselben Personen", erklärt er und zählt weitere Einsatzgebiete wegen teils riesiger Menschenansammlungen auf: "Das Isar-Ufer, der südliche Englische Garten, die Ludwigstraße zwischen Odeonsplatz und Prof.-Huber-Platz."

Corona-Partys in München: Stadt und Polizei suchen Lösungen

Also genau dort, wo Reiter das Problem eigentlich lösen wollte. "Der Grundkonflikt wird bleiben, da dürfen wir uns nichts vormachen", sagt der Münchner Oberbürgermeister t-online: "Weil sich Feiernde nicht einfach dorthin leiten lassen, wo die Stadt für Freiräume sorgt und weil Anwohner immer mehr Ruhe benötigen als das eine Großstadt bieten kann." Er appelliert an beide Seiten, "sich vielleicht öfter mal in die Lage des Anderen hineinzuversetzen. Wenn wir alle das beherzigen, wären wir einen ganzen Schritt weiter". Ob auch dieser gut gemeinte Lösungsansatz verpufft?

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Oberbürgermeister Dieter Reiter
  • Polizeipräsidium München
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