Belastungen im Millionenbereich Siemens Energy wächst – und rechnet doch mit Belastungen durch Trumps Zölle

Siemens Energy meldet ein starkes Quartal. Doch die US-Zölle schlagen mit Millionenbeträgen direkt ins Ergebnis – und könnten erst der Anfang sein.
Seit Donnerstag gelten 15 Prozent Zölle auf viele EU-Importe in die USA. Wie wirken sich die verhängten US-Zölle auf Münchner Unternehmen aus? An Siemens Energy etwa gehen sie nicht spurlos vorbei. Das einst kriselnde Münchner Unternehmen meldet aktuell zwar prall gefüllte Auftragsbücher – plus 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – und steuert auf das beste Geschäftsjahr seit Gründung im Jahr 2020 zu. Schlussendlich ist man bei einem Gewinn von 697 Millionen Euro angelangt, im Vorjahr war man noch mit 102 Millionen Euro im Minus. Dennnoch kämpft man auch hier mit spürbaren Auswirkungen der neuen US-Zölle.
Die direkten Kosten durch die US-Zölle hätten in den ersten drei Quartalen bei rund 100 Millionen Euro gelegen – hauptsächlich als Einmaleffekte im Zusammenhang mit langfristigen Serviceverträgen. Für das Gesamtjahr rechnet Siemens Energy mit weiteren Belastungen in zweistelliger Millionenhöhe, die direkt auf die verhängten US-Handelsmaßnahmen zurückzuführen seien, wie ein Unternehmenssprecher t-online bestätigt.
"Hätten gerne darauf verzichtet"
Die USA sind für Siemens Energy nach Europa der wichtigste Markt. Das Unternehmen produziert auch dort. Doch zusätzlich wirke sich der Zollkonflikt indirekt über die Lieferketten aus – insbesondere in der Sparte Grid Technologies, die auf weltweite Zulieferung von Netzinfrastruktur angewiesen ist. Dort könnten sich laut Unternehmensangaben mittelfristig steigende Kosten negativ auf die Marge auswirken.
Über den Zolldeal zwischen Washington und Brüssel sagt Siemens-Energy-Chef Christian Bruch im Handelsblatt: "Wir begrüßen die Einigung, das gibt zumindest etwas Planungssicherheit. Aber die einseitige Einführung von 15 Prozent Zöllen ist natürlich ein Schritt, auf den wir gerne verzichtet hätten."
Immerhin: Die positiven Geschäftszahlen wirken sich mittlerweile auch auf die Mitarbeiterzahlen aus. Diese stiegen bei Siemens Energy auf 102.000 weltweit. 500 Mitarbeiter davon sind in München beschäftigt

Was macht Siemens Energy?
Siemens Energy entwickelt und produziert Technologien für die Stromerzeugung aus verschiedenen Quellen, darunter Windanlagen, Gasturbinen, Dampfturbinen, Generatoren und Gasmotoren. Aber auch die Stromübertragungstechnik ist ein Geschäftsfeld. Zudem bietet Siemens Energy Wartungsverträge für ihre Technik an. Wegen seiner kriselnden Windsparte war Siemens Energy vor zwei Jahren allerdings in finanzielle Not geraten.
Konzernmutter Siemens bleibt stabil
Wie unterschiedlich die Zölle wirken können, zeigt der Blick auf andere Branchen: Beim Autobauer BMW sackte der Gewinn im zweiten Quartal um rund ein Drittel ab – auch wegen vermuteter Zollkosten in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro.
Der Mutterkonzern Siemens zeigt sich bislang erstaunlich widerstandsfähig. Im dritten Geschäftsquartal, das beim Münchner Konzern von April bis Juni läuft, stieg der Gewinn um fünf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, der Umsatz legte leicht auf 19,4 Milliarden Euro zu. Der Auftragseingang schnellte sogar um 25 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro nach oben – vor allem dank Großaufträgen bei der Bahntechnik-Tochter Mobility.
Siemens-Chef Roland Busch erklärte, man liefere "robuste Ergebnisse trotz eines volatilen globalen Markts". Geopolitische Spannungen und Handelsbarrieren seien inzwischen "die neue Normalität".
Auch Siemens mit Zolldruck – aber geringer
Im Kerngeschäft lagen die direkten Zollkosten laut Finanzchef Ralf P. Thomas bei 45 Millionen Euro im Quartal. Rechne man Siemens Healthineers mit ein, summierten sich die Belastungen auf etwa 135 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr werde ein ähnlicher Effekt erwartet – Siemens rechnet mit einer Verdopplung.
Allerdings sei das Unternehmen mit 28 eigenen Werken in den USA vergleichsweise gut lokal aufgestellt – das dämpfe die direkten Folgen. Indirekt seien aber auch hier Auswirkungen spürbar, etwa durch vorsichtigere Kundenentscheidungen.
- Anfrage an Siemens Energy
- siemens-energy.com: Ergebnisveröffentlichung Q3 GJ 2025
- handelsblatt.com: Siemens Energy erzielt Rekord beim Auftragseingang vom 6.8.2025
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa