Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Polizist hetzte gegen Knobloch – und behält Job

Ein Personenschützer verbreitete Gaskammer-Phantasien über Charlotte Knobloch – arbeiten darf er bei der Münchner Polizei weiter. Gegen den Willen seiner Chefs.
Ein Münchner Polizist, der in privaten WhatsApp-Chats antisemitische Gaskammer-Phantasien über seine ehemalige Schutzperson Charlotte Knobloch geäußert hatte, darf weiterhin im Polizeidienst bleiben. Der Verwaltungsgerichtshof München entschied sich bereits im Februar für eine lediglich geringfügige Disziplinarmaßnahme – wie am Dienstag zunächst über "Beck Aktuell" bekannt wurde. Später berichteten auch weitere Münchner Medien.
Michael R. war als Personenschützer der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern eingesetzt. In privaten Chats verbreitete er rassistische und nationalsozialistische Inhalte, die sich auch auf Knobloch bezogen. So wünschte er sich etwa, Knobloch würde vergast oder in ein Konzentrationslager gebracht. Regelmäßig verwendete er auch NS-Abkürzungen wie "SH" für "Sieg Heil" oder "HH" für "Heil Hitler".
R. gab auch heimlich polizeiliche Informationen weiter
Neben den extremistischen Äußerungen gab Michael R. mindestens viermal unbefugt polizeiliche Informationen weiter, darunter Blutproben-Ergebnisse eines Verwandten und Details aus Ermittlungen gegen Fußballstar Jérôme Boateng.
Die Münchner Polizei wollte den Beamten nach Bekanntwerden der Chats entlassen, unterlag jedoch vor dem Verwaltungsgerichtshof. Eine Strafe für R. gab es dort dennoch: eine Zurückstufung um einen Dienstgrad – vom Kriminalhauptmeister zum Kriminalobermeister.
Michael R. arbeitet seither ohne Uniform ausschließlich im Innendienst und wird nicht mehr bei Durchsuchungen oder Vernehmungen eingesetzt. Zudem müsse der Beamte "sein eigenes Verhalten regelmäßig reflektieren". Der "Süddeutschen Zeitung" sagte Knobloch am Dienstag: "Judenhass ist leider überall zu finden. Aber bei denen, die Minderheiten schützen, sollte das nicht der Fall sein."
- rsw.beck.de: "Fahrziel Auschwitz": Polizist behält Job trotz menschenverachtender Chat-Nachrichten
- abendzeitung-muenchen.de: "Trotz Nazi-Chats: Ex-Personenschützer von Charlotte Knobloch darf Polizist bleiben"
- sueddeutsche.de: "Personenschützer hetzt gegen Charlotte Knobloch – und darf im Polizeidienst bleiben"