Gewalt gegen Beamte Im Schnitt zwei verletzte Polizisten pro Tag

Rückgang bei Beleidigungen, aber mehr Verletzte: Gewalt gegen Polizeibeamte in München bleibt auf hohem Niveau. Der Präsident appelliert.
Im Jahr 2024 ist die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeibeamte im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München leicht gesunken. Dennoch bleibt das Gewaltaufkommen gegen Einsatzkräfte auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Das geht aus dem aktuellen Lagebild hervor, das Polizeipräsident Thomas Hampel am Donnerstag vorstellte.
Laut Polizei wurden im vergangenen Jahr 1.338 Fälle von Gewalt gegen Polizeikräfte registriert – 111 weniger als 2023. Das entspricht einem Rückgang um 7,7 Prozent. Im langfristigen Vergleich fällt die Bilanz jedoch negativ aus: Innerhalb von zehn Jahren ist die Fallzahl um über zehn Prozent gestiegen.
Mehr verletzte Beamte: Im Schnitt zwei pro Tag
Besonders häufig wurden Widerstände gegen Vollzugsbeamte (347 Fälle, +4,5 Prozent) und tätliche Angriffe (483 Fälle, -1,2 Prozent) registriert. Die stärksten Rückgänge verzeichnete die Kategorie der Beleidigungen mit 332 Fällen – 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Trotz dieses Rückgangs richten sich weiterhin über 70 Prozent aller Delikte direkt gegen die körperliche Unversehrtheit der Einsatzkräfte.
Besonders alarmierend ist die Zahl der verletzten Polizistinnen und Polizisten: 609 Einsatzkräfte wurden im Jahr 2024 bei Gewalttaten verletzt – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr (568) und fast eine Verdopplung im Vergleich zu 2015 (331). Im Schnitt sind damit täglich zwei Beamtinnen oder Beamte von körperlicher Gewalt betroffen.
Jochbeinbruch bei Polizeibeamten
In mehreren Fällen wurden Waffen eingesetzt: 23 Tatverdächtige führten Hieb- oder Stoßwaffen mit, drei Angriffe erfolgten mit Messern. Insgesamt wurden 236 Einsätze registriert, bei denen das Einsatzstichwort bereits auf eine Bedrohung mit einer Waffe hinwies. In der überwiegenden Zahl der Fälle konnte laut Polizei durch konsequentes Einschreiten Schlimmeres verhindert werden. Der Schusswaffenangriff auf Polizeikräfte am Karolinenplatz im September 2024 ist nicht Teil der Statistik, da das Verfahren noch läuft.
Ein besonders drastisches Beispiel schilderte Polizeipräsident Hampel mit einem Vorfall vom 28. August 2024 in Laim: Ein 46-jähriger Mann hatte einem Polizisten eine Tasche mit einem Glas ins Gesicht geschlagen. Der Beamte erlitt einen Jochbeinbruch sowie eine Schnittwunde am Kopf und musste stationär behandelt werden.
Tatverdächtige häufig alkoholisiert
Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen lag 2024 bei 1.174 (2023: 1.264). Rund 84 Prozent davon waren männlich, 53 Prozent standen unter Alkoholeinfluss – mehr als doppelt so häufig wie bei allgemeiner Gewaltkriminalität. Fast vier Fünftel (77,2 Prozent) der Täter waren bereits polizeibekannt.
Unter den Tatverdächtigen befanden sich 88 Heranwachsende unter 21 Jahren, 81 Jugendliche und drei strafunmündige Kinder. Der zunehmende Anteil junger Täter wird von der Polizei als bedenklich eingestuft und als Teil der allgemeinen Entwicklung bei der Kinder- und Jugendkriminalität betrachtet.
Psychosoziale Nachsorge
Präventiv setzt die Polizei auf moderne Einsatzmittel und Ausbildung. Dazu zählen unter anderem Bodycams, die in 420 Fällen zur Beweissicherung bei Gewaltdelikten gegen Polizeikräfte eingesetzt wurden (2023: 356 Fälle). Die Kameras sollen potenzielle Täter abschrecken und helfen, Tatabläufe objektiv zu dokumentieren. Kriminaldirektor Holger Schmidt stellte die weiteren technischen Entwicklungsschritte der Bodycam-Systeme in Aussicht.
Zum Abschluss der Pressekonferenz betonte Polizeipräsident Thomas Hampel die Bedeutung gesellschaftlicher Unterstützung: "München ist zum 49. Mal in Folge sicherste Millionenstadt Deutschlands", so Hampel. Zugleich beobachte man jedoch, dass die Hemmschwelle, Polizisten zu beleidigen oder anzugreifen, weiter sinke. Wer Einsatzkräfte angreife, greife auch die Grundwerte des demokratischen Zusammenlebens an.
- Mitteilung der Polizei München vom 26.6.2025
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