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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Häufung tödlicher Unfälle DLRG warnt: Diese Gefahren lauern an Bayerns Badeseen

Innerhalb eines Wochenendes sind in Bayern vier Menschen beim Baden gestorben, ein Mann wird noch vermisst. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft mahnt zur Umsicht.
Die Liste der tragischen Badeunfälle in Bayern wird länger: Am Wochenende starben vier Menschen in bayerischen Seen – darunter ein junger Mann im Chiemsee, ein 30-Jähriger im Lech bei Kissing, ein Schwimmer im Karlsfelder See und ein junger Familienvater im Starnberger See. Ein 23-jähriger Student wird dort weiterhin vermisst – er war von einem Boot ins Wasser gesprungen und nach wenigen Schwimmzügen untergegangen.
Diese Fälle zeigen: Gefahren werden unterschätzt – und treffen eine bestimmte Gruppe besonders häufig.
Warum junge Männer besonders gefährdet sind
"Vor allem junge Männer zwischen 15 und 35 Jahren sind besonders häufig unter den Badetoten", sagt ein Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern im Gespräch mit t-online. Zum Vergleich: Von den Ertrunkenen in Bayern seien pro Jahr rund 70 Prozent männlich. Das liege zum einen an riskantem Verhalten, zum anderen an Überschätzung und zu hohem Selbstvertrauen. "Viele möchten sich oder anderen etwas beweisen – und unterschätzen dabei Strömungen, Temperaturen und die eigene Kondition."
Oft kommen noch Alkohol, übermütige Sprünge von Booten oder Uferkanten und fehlende Schwimmkenntnisse hinzu.

Was macht die DLRG Bayern?
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bayern ist eine der größten Wasserrettungsorganisationen im Freistaat. Mit über 100.000 Mitgliedern in rund 160 örtlichen Gliederungen sorgt sie für Sicherheit an Badeseen, Flüssen und in Schwimmbädern. Die Ehrenamtlichen leisten jedes Jahr Tausende Einsatzstunden, bilden Rettungsschwimmer aus und klären über Badegefahren auf. Ihr Ziel: Ertrinken verhindern – durch Prävention, Ausbildung und schnelle Hilfe.
Hier lauern unsichtbare Gefahren
Besonders tückisch sind laut DLRG die beliebten Baggerseen rund um Großstädte wie München, Nürnberg oder Augsburg. Diese sind für die Öffentlichkeit angelegt – bergen aber strukturelle Risiken.
"Das Ufer ist zunächst flach, dann fällt es plötzlich steil ab – teilweise mehrere Meter", erklärt der Sprecher. Wer dort badet, kann sich in trügerischer Sicherheit wiegen. "An der Abbruchkante ist plötzlich kein Boden mehr unter den Füßen. Nichtschwimmer geraten dort sofort in Lebensgefahr." Viele dieser Gefahrenstellen sind nicht ausreichend markiert. "Es gibt Warnschilder, aber nicht jeder kann sie lesen – weder Kinder noch Menschen ohne Deutschkenntnisse."
Auf großen Badeseen, wie dem Chiemsee oder dem Starnberger See, erfreut sich das Bootfahren großer Beliebtheit. Hier gilt zu beachten: Sobald man vom Boot hinunterspringt, kann dieses durch die Strömung abtreiben. Auch der Weg zurück ins Boot ist nicht zu unterschätzen: "Für den Einstieg aus dem Wasser sind die allermeisten Boote überhaupt nicht ausgelegt", so der DLRG-Sprecher. Deshalb sollte man nur mit größter Umsicht und nach vorheriger Überprüfung der Einstiegsmöglichkeiten von einem Boot ins Wasser springen.
Wie man sich – und andere – schützen kann
Um Badeunfälle an den Seen zu vermeiden, brauche es außerdem mehr als nur Hinweisschilder. "Zivilcourage ist entscheidend", sagt der DLRG-Sprecher. Das beginnt mit kleinen Dingen: Wer mit Freundinnen und Freunden baden geht, sollte vorher fragen, ob alle schwimmen können. Außerdem sei es wichtig, klare Absprachen zu treffen: "Bis wohin kann man stehen, ab wann wird’s tief?" Das könnte durch Beobachten anderer Badegäste einfach festgestellt werden. Kinder sollten immer beaufsichtigt werden, auch wenn sie Schwimmhilfen tragen.
Und: Wer sieht, dass jemand mit der Situation im Wasser überfordert ist, sollte handeln – aber mit Bedacht. Die DLRG mahnt: "Der Eigenschutz steht an erster Stelle."
So funktioniert eine sichere Wasserrettung
Häufig versuchen Badegäste, andere Menschen aus dem Wasser zu retten – und geraten selbst in Lebensgefahr. Die DLRG warnt: "Nichtschwimmer können andere nicht retten. Und wer keine Rettungserfahrung hat, sollte sich ehrlich fragen: Traue ich mir das zu?"
Ist eine Rettung möglich, rät die DLRG, den zu Rettenden von hinten unter den Achseln zu greifen – so lässt sich der Körper besser über Wasser halten. Vorher sollte geprüft werden, wie tief das Wasser ist. Gibt es Strömungen? Wenn man sich die Rettung nicht zutraut: Laut um Hilfe rufen, winken – oft gibt es Badegäste in der Nähe, die helfen können.
"Baden soll Spaß machen – aber sicher sein. Wer auf sich und andere achtet, rettet Leben", so die DLRG.
- Telefonat mit der DLRG, 17. Juni 2025