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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Historische Bedeutung Wie das Münchner Kindl zum Wahrzeichen der Stadt wurde

Das Münchner Kindl ist überall in der Stadt zu sehen: auf Laternen, Kanaldeckeln, Bierkrügen und natürlich im Stadtwappen. Seine Geschichte reicht bis ins Mittelalter.
Ein Mönch in schwarzer Kutte, mit rotem Buch in der Hand – so zeigt sich das Münchner Kindl bis heute auf dem Stadtwappen. Der Ursprung des Motivs reicht bis ins Jahr 1239 zurück.
Der Name "München" geht auf das althochdeutsche "munichen" zurück und bedeutet so viel wie "bei den Mönchen". Die Wendung zielt auf eine klösterliche Niederlassung in der heutigen Münchner Altstadt ab, wie archäologische Funde aus dem Jahr 2012 gezeigt haben. Diese Niederlassung gab der Stadt ihren Namen – und prägte auch das Stadtwappen: Schon 1239 zeigte das erste überlieferte Stadtsiegel einen Mönchskopf mit Kapuze in einem gezinnten Stadttor. Ein ähnliches Siegel gibt es auch aus dem Jahr 1268.
Ab 1304 ist auf dem Siegel erstmals ein ganzer Mönch dargestellt – mit Kutte, erhobener rechter Hand und einem Buch in der linken. Auch auf dem darüber hinaus entstandenen "Großen Siegel" der Stadt – das seit 1323 belegt ist – trägt der Mönch das Buch und hebt die rechte Hand. Es zeigt die Figur in einem gezinnten Stadttor mit einem Löwen darüber. Die Darstellungen sind in einem historischen Dokument überliefert, das heute über die Bibliothek der LMU München zugänglich ist.
Vom Mönch zum Kindl
Im Laufe der Zeit veränderte sich das Bild des Mönchs im Wappen. Schon im 15. Jahrhundert wurden ihm vermehrt kindliche Züge verliehen, bis man schließlich im 18. Jahrhundert, so die Überlieferung, erstmals vom "Münchner Kindl" sprach.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Motiv unter anderem vermehrt auf Bierkrügen, Postkarten und Festplakaten verwendet.
Dargestellt wurde das Münchner Kindl während dieser Zeit unterschiedlich: Mal hielt es einen Bierkrug statt der Bibel, ein anderes Mal trug es einen orientalischen Hut.
Deutung des Wappens hat sich gewandelt
Doch was auf dem Wappen der Stadt nun wirklich zu sehen ist, bleibt bis heute umstritten. Die offizielle Lesart, wie sie in der Münchner Stadtwappensatzung festgehalten ist, besagt: Die rechte Hand ist zum Schwur erhoben, das rote Buch in der linken Hand stellt dabei das Eidbuch der Stadt dar.
Der Historiker und frühere Stadtarchivleiter Helmuth Stahleder widerspricht dieser Interpretation. Auf Grundlage älterer Quellen im Stadtarchiv sieht er die ausgestreckte Hand vielmehr als Segensgeste und das Buch als Evangelium. Für ihn ist das Kindl somit stärker mit der christlich geprägten Überlieferung Münchens verbunden.
Großes und kleines Wappen
München hat nicht nur ein, sondern zwei Stadtwappen: das kleine und das große Wappen. Das kleine Wappen zeigt das Münchner Kindl allein – in schwarzer Kutte, mit erhobener rechter Hand und rotem Buch in der linken. Es ist heute die gebräuchlichste Form und wird im Alltag verwendet – etwa auf offiziellen Dokumenten oder bei städtischen Einrichtungen.
Das große Wappen geht in seiner heutigen Gestaltung auf das Große Siegel von 1323 zurück. Diese aufwendigere Version kommt nur zu besonderen Anlässen zum Einsatz – etwa bei feierlichen Empfängen oder auf Denkmälern.
"Echtes" Kindl auf der Wiesn
Seit 1938 gibt es das Münchner Kindl nicht nur im Wappen, sondern auch als lebendige Figur. Jedes Jahr zur Eröffnung des Frühlings- und Oktoberfests reitet eine junge Frau aus München in schwarzer Kutte an der Spitze des Festumzugs.
Die Erste, die diese Rolle als Münchner Kindl übernahm, war Ellis Kaut – später berühmt als Schöpferin der Kinderfigur Pumuckl.
- stadt.muenchen.de: Stadtwappensatzung Stadt München
- epub.ub.uni-muenchen.de: Münchens Stadtwappen und das Münchner Kindl
- stadt.muenchen.de: Website Stadt München
- muenchen.travel: Website einfach München
- bavarikon.de: Website bavarikon
- Eigene Recherchen