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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Streit um Wahrzeichen Viktualienmarkt: So viel soll München die Sanierung kosten
Der Zoff um die verschleppte Sanierung des Viktualienmarktes beschäftigt den Münchner Stadtrat. Nun reagieren die Grünen auf harsche Kritik der CSU. Eine Kosteneinschätzung inklusive.
Die Isar. Der Olympiapark. Der Englische Garten. Themen, die die Wahrzeichen der bayerischen Landeshauptstadt betreffen, ziehen in München traditionell großes Aufsehen auf sich. So verhält es sich auch mit dem Viktualienmarkt.
Händlerinnen und Händler hatten sich kürzlich in einem Offenen Brief heftig beim Stadtrat über die verschleppte Sanierung des Blumen- und Lebensmittelmarktes beschwert. Und sie forderten mit Nachdruck, ihre Produktpalette erweitern zu dürfen. Unter anderem geht es darum, dass mehr Stände die Erlaubnis für den Ausschank alkoholischer Getränke wie Wein bekommen. So hat sich etwa der Platz, wo die Westenriederstraße eine Kurve macht, längst als Flaniermeile etabliert – zum Beispiel für After-Work an Freitagabenden.
Viktualienmarkt München: Grüne verweisen auf knappe Finanzen
t-online hat die Grünen im Stadtrat, die mit der SPD von Oberbürgermeister Dieter Reiter die Stadtregierung bilden, mit der Kritik konfrontiert. "Wir haben bei der Sanierung der Märkte priorisiert und zunächst den Elisabethmarkt und den Markt am Wiener Platz in Angriff genommen", erklärt Stadträtin Sibylle Stöhr. Und weiter: "Leider ist ausgerechnet jetzt, wo der Viktualienmarkt ansteht, die Stadtkasse noch angespannter als noch vor ein paar Jahren. Wir halten an der Sanierung fest, müssen die einzelnen Projektschritte nun aber entzerren."
Wir müssen jetzt noch härter um die Finanzierung kämpfen und genau abwägen.
Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr
Laut den Grünen habe das Kommunalreferat vorgeschlagen, den Start der Sanierung auf 2027 zu verschieben. "Die Kosten beziffert das Referat derzeit auf knapp 13 Millionen Euro", berichtet Stöhr. "Wir müssen bei jedem Schritt jetzt aber noch härter um die Finanzierung kämpfen und genau abwägen." Die Stadt hatte jüngst bereits Sparmaßnahmen in anderen Bereichen verkündet, zum Beispiel bei Preisverleihungen für soziale Projekte.
"Aus unserer Sicht sollte so viel wie möglich, so bald wie möglich saniert werden", hatte dagegen Andreas Babor, kommunalpolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion der CSU und der Freien Wähler, auf Anfrage von t-online zur stockenden Viktualienmarkt-Sanierung gesagt. Die grün-rote Stadtregierung müsse sich "endlich klar zum Viktualienmarkt bekennen und die notwendigen Mittel freigeben", erklärte Babor, dessen CSU zwar im Freistaat regiert, die aber letztmals 1984 einen Oberbürgermeister in München (Erich Kiesl) gestellt hatte.
Streit um Viktualienmarkt München: Händler stellen Forderungen
Marco Stohr, Vorstand der Interessengemeinschaft Viktualienmarkt (IGV), hatte zuvor im Gespräch mit t-online kritisiert: "Der Viktualienmarkt ist kein Selbstläufer nur aufgrund seiner Lage. Wir dürfen uns nicht auf einem Image ausruhen, sondern müssen mit der Zeit gehen." Stohr forderte unter anderem mehr Lagerräume sowie Kundentoiletten auf dem Markt.
Die Kosten der Standlbesitzer sind dabei nicht unerheblich. Die Standgebühren sind in der Satzung der Markthallen München für jeden Stand aufgelistet: Die monatlichen Pauschalen liegen demnach zwischen 172,50 Euro und 1.012,00 Euro – je nach Lage und Quadratmetern. So kosten Verkaufsstände zum Beispiel 241,50 Euro, 483,00 Euro oder 655,50 Euro monatlich.
Münchens Grüne: Viktualienmarkt soll "keine Partymeile" werden
Wie soll es nun weitergehen? Die Grünen wüssten, dass "es schon lange mehr als ein reiner Lebensmittelmarkt" sei, erklärt Stöhr. Mit Blick auf eine mögliche Ausweitung des gastronomischen Angebots durch die Händler bekräftigt sie indes: "Wir wollen hier keine Partymeile, sondern einen Markt für alle."
- Schriftliche Fragen an Die Grünen im Münchner Stadtrat
- Schriftliche Anfrage an das Kommunalreferat der Landeshauptstadt München