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München

Bayern: Exen an Schulen bleiben – Kritik an Markus Söder nach Machtwort


Machtwort von Söder
Hoffnung der Schüler dahin: Exen werden nicht abgeschafft

Von dpa
Aktualisiert am 19.09.2024Lesedauer: 2 Min.
Markus Söder und Anna Stolz in einem GymnasiumVergrößern des Bildes
Markus Söders und Anna Stolz (Archivbild): Es ist nicht das erste Mal, dass der Ministerpräsident der Kultusministerin in die Parade fährt. (Quelle: Sven Hoppe/dpa/dpa-bilder)

Unangekündigte Tests machen vielen Schülern in Bayern das Leben schwer. Markus Söder will sie aber nicht generell abschaffen. Und sein Machtwort zeigt Wirkung.

Die zwischenzeitliche Hoffnung vieler bayerischer Schüler auf eine generelle Abschaffung unangekündigter Tests bleibt vorerst vergeblich: Nach einem Machtwort von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beendete Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) die von ihr selbst mit angestoßene Debatte nach nur wenigen Tagen wieder.

Söder hatte einer generellen Abschaffung der sogenannten Exen, unter denen viele Schüler ächzen, am Mittwoch eine Absage erteilt. Dies würde "die Leistungsdichte verschlechtern", argumentierte er auf der CSU-Fraktionsklausur in Banz.

Stolz sagte daraufhin nun, sie stehe mit Söder in ständigem Austausch, auch zum Thema Leistungsnachweise. Und: "Wir sind beide der Überzeugung, dass wir unsere Kinder und Jugendlichen dazu befähigen müssen, auch spontan und adäquat auf herausfordernde Situationen zu reagieren. Dazu gehören auch unangekündigte Leistungsnachweise."

Scharfe Kritik am Vorgehen von Markus Söder

Dabei hatte Stolz noch zu Schuljahresbeginn vor wenigen Tagen erklärt, einen Dialog mit Lehrer-, Eltern- und Schülerverbänden über die Prüfungskultur der Zukunft führen zu wollen. "Und da ist eben auch eine Frage: Wie gehen wir mit unangekündigten Leistungsnachweisen um?" Diese Gespräche wollte Söder offenkundig nicht abwarten. Mehrere Verbände und Gewerkschaften kritisierten das Vorgehen des Ministerpräsidenten scharf.

Die Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbandes, Simone Fleischmann, kritisierte, Söder mache Bildungspolitik auf Basis eines veralteten und völlig überholten Bildungs- und Leistungsverständnisses. Exen hätten nichts mit Leistung oder Lernerfolgen zu tun. Die Praxiserfahrung von Lehrern decke sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit den Erfahrungen der Schüler. Noch schlimmer sei, wenn Söder basisdemokratische Bemühungen von Schülern schon im Ansatz mit einem Machtwort auszuhebeln versuche. "Dann können wir uns auch die ganze Demokratiebildung an unseren Schulen sparen."

Eine Münchner Schülerin hatte zuletzt eine Online-Petition zur Abschaffung der Exen gestartet. Die Schülerin betonte, man werde auch nach Söders Machtwort nicht aufgeben. Tatsächlich verzichten schon heute viele Lehrer und teils auch ganze Schulen aufgrund eigener Entscheidungen komplett auf unangekündigte Tests.

Keine Leistungsmotivation durch Prüfungsdruck

Die Gewerkschaft GEW kritisierte, Söder verstoße nicht nur gegen das Ressortprinzip, sondern greife auch noch einer Entscheidung des Landtags über die laufende Petition vor. "Vielleicht täte dem Herrn Ministerpräsidenten eine Verfassungsviertelstunde gut", sagte die Vorsitzende Martina Borgendale. Der GEW-Vize-Vorsitzende Florian Kohl rief Söder auf, sich mit dem Thema zeitgemäßer Prüfungskultur wissenschaftlich auseinanderzusetzen.

Der Berliner Erziehungswissenschaftler Jörg Ramseger sagte laut Mitteilung, natürlich sollten Bayerns Schüler zu optimaler Leistung ermutigt werden – und zwar auch diejenigen, denen das Lernen schwerfalle. "Die fiese Fallenstellergesinnung hinter den unangekündigten Leistungsproben widerspricht allen Erkenntnissen der Motivationspsychologie der letzten 50 Jahre", erklärte er. Denn Leistungsmotivation erwerbe man nicht durch Prüfungsdruck.

Es ist nicht das erste Mal, dass Söder und die CSU der für Schule zuständigen Ministerin von den Freien Wählern in die Parade fahren: Stolz hatte zugunsten von mehr Deutsch und Mathematik ursprünglich auch über Kürzungen bei der Stundenzahl für den Religionsunterricht diskutieren wollen – und wurde sofort ausgebremst.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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