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München

Isar in München: Flussschwimmbad wie in Paris?


Idee bekommt Aufschwung
Vorbild Paris: Ein Schwimmbad in der Isar?


27.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Direkt am Deutschen Museum (links) könnte nach dem Willen des Vereins Isarlust ein Flussschwimmbad entstehen.Vergrößern des Bildes
Direkt am Deutschen Museum (links) könnte nach dem Willen des Vereins Isarlust ein Flussschwimmbad entstehen. (Quelle: Johannes Titze)

München träumt von einem Schwimmbad in der Isar. Ein Verein verspürt für die Idee neuen Aufwind. Vorbild ist die Stadt Paris.

Es ist ein sonniger Vormittag in München, auf der Boschbrücke pilgern Schülergruppen in Richtung Deutsches Museum, während unter ihnen die Isar vor sich hin plätschert. Der Wildfluss ist an dieser Stelle von Menschenhand gezähmt, zu beiden Seiten pressen ihn Kaimauern in sein Bett, dahinter rauscht der Verkehr auf der Erhardtstraße vorbei. "Die Isar ist hier einbetoniert, man kommt überhaupt nicht an den Fluss", sagt Ulrike Bührlen, den Blick aufs Wasser gerichtet, mit deutlichem Bedauern in der Stimme.

Ginge es nach ihr und ihren Mitstreitern vom Verein Isarlust, dann soll sich das ändern. Denn sie setzen sich dafür ein, dass nach dem Vorbild anderer Städte wie Zürich und Kopenhagen auch in München ein innerstädtisches Flussschwimmbad errichtet wird – und zwar just vor dem Deutschen Museum zwischen Cornelius- und Reichenbachbrücke. "Wir haben hier einen Fluss mitten in der Stadt, und den wollen wir den Bürgerinnen und Bürgern zurückgeben", sagt Ulrike Bührlen. Wie sehr die Münchner ihre Isar lieben und nutzen, das sehe man da vorne, sagt sie und zeigt mit dem Finger nach Süden.

Acht Kilometer langer Abschnitt ist renaturiert worden

Dort im Süden der Stadt wurde der Fluss von 2000 bis 2011 auf einem acht Kilometer langen Abschnitt renaturiert. Die Isar wurde hier aus ihrem Betonbett befreit, die Ufer naturnah gestaltet, dadurch der Hochwasserschutz erhöht und mehr Lebensraum für Tiere und Pflanzen geschaffen. Dank flachen Ufern, Steintreppen, Kiesbänken und Grünflächen ist entlang des Flusses ein Erholungsgebiet entstanden, wo an Sonnentagen die Menschen mitunter so dicht beisammen liegen wie am Strand von Rimini.

"Nach der Renaturierung stand man vor der Frage: Was passiert jetzt mit dem Rest der Isar?", sagt Ulrike Bührlen. Also mit jenem Abschnitt in der Innenstadt, wo der Fluss nach wie vor über weite Strecken wie weggesperrt ist. Um Antworten auf diese Frage zu finden, wurde 2013 der Verein Isarlust gegründet, der zwei Jahre später die Idee eines Flussbads aufbrachte. Im Münchner Stadtrat stieß man damit bei Grünen und SPD auf Wohlwollen; auch der Freistaat kündigte eine finanzielle Beteiligung an.

 
 
 
 
 
 
 

Die Begeisterung schwand jedoch, als das Rathaus 2018 das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie vorlegte. Demnach wäre ein Flussbad in der Innenstadt zwar prinzipiell möglich, würde jedoch neun bis 34 Millionen Euro kosten. Vor allem auch wegen des Versicherungsschutzes. Ein Hochwasser kann aus den Alpen nach starkem Regen innerhalb weniger Stunden in München ankommen und das komplette Flussbett verändern. Die Verletzungsgefahr ist deshalb relativ hoch. Die Stadt muss sich dagegen versichern, doch diese Versicherung ist teuer.

Angesichts dieser Summen begrub der Stadtrat die Idee, doch der Verein Isarlust ließ nicht locker. Im Sommer 2019 präsentierte er eine abgespeckte und günstigere Variante, die der Wasserbauingenieur Johannes Titze entworfen hatte.

Pläne sehe drei schwimmende Flöße vor

Seine Pläne sehen ein Bürgerbad westlich der Museumsinsel mit drei schwimmenden Badeflößen vor, die an den Kaimauern verankert werden und von denen man ins Wasser gelangen könnte. Jedes der dreieckigen Flöße böte circa 150 Quadratmeter Liegefläche; der Zugang könnte über eine Schiffsanlegertreppe erfolgen.

Der neue Floß-Entwurf – die geschätzten Kosten liegen hier bei 1,2 Millionen Euro – sollte eigentlich im Rathaus geprüft werden. Doch dann kam erst Corona dazwischen und in der Folge wurde ein geplantes Gutachten aufgrund der angespannten Haushaltslage auf Eis gelegt.

Jetzt will der Verein Isarlust die Debatte um ein Flussbad neu anschieben, auch mit Blick auf Paris. Denn dort dürfen die Athleten bei Olympia in der Seine schwimmen – nach hundert Jahren Badeverbot. Ab 2025 sollen dann auch die Bürger der französischen Hauptstadt wieder in den Fluss dürfen. Diese Entwicklung in Paris hat zur Gründung eines internationalen Bündnisses namens "Swimmable Cities" geführt – mit Städten aus aller Welt, die über Flussbäder verfügen oder deren Bau anstreben.

Durch die Organisation erhofft sich auch der Verein Isarlust mehr Aufmerksamkeit für seine Idee. Die Sauberkeit ist dabei nicht das Problem. Das Wasser der Isar habe laut Verein seit vielen Jahren Badequalität. "Wir wollen noch mal an den Stadtrat herantreten", kündigt Ulrike Bührlen an – trotz der weiterhin angespannten Haushaltslage. Doch auch, wenn das Geld für ein Flussbad aktuell nicht vorhanden sei, sagt Ulrike Bührlen: "Es ist wichtig, dass wir jetzt schon mal die Diskussion darüber führen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Interview mit Ulrike Bührlen
  • Dokumentation "Ein Isarflussbad für München?!" beim Verein Isarlust
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