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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Politik setzt sich durch München soll weitere offizielle Surfwelle bekommen

Nach der Wiedereröffnung der Eisbachwelle soll auch an der Dianabadschwelle wieder gesurft werden. Land und Stadt präsentieren eine gemeinsame Lösung.
Es ist noch früh am Morgen, nur zaghaft schickt die Sonne ihre Strahlen durchs Blätterdach im Englischen Garten – doch auf den zwei Eisbachwellen herrscht bereits reger Betrieb. Zum einen am weltbekannten Surfspot am Haus der Kunst, der seit Ende Juni wieder geöffnet ist. Trotz der frühen Stunde warten an beiden Ufern bereits etliche Menschen in Neoprenanzügen darauf, mit ihrem Brett ins Wasser zu springen.
Zum anderen wird auch einige Hundert Meter bachabwärts gesurft – an der Dianabadschwelle. Hier sind es nur eine Handvoll Surfer, die sich mühsam an einem Metallzaun entlanghangeln, um zur sogenannten kleinen Eisbachwelle zu gelangen. Der Grund: Ende Januar haben Anwohner, die sich von den Surfern belästigt fühlen, einen Zaun versetzt und den Zugang zum Wasser dadurch massiv erschwert.
Söder und Reiter präsentieren Surf-Lösung
Diese Aktion löste einen Aufschrei in der Surf-Community aus. Seither haben der Freistaat als Eigentümer des Englischen Gartens und das Münchner Rathaus, wo man stolz auf den Ruf als Deutschlands Surf-Hauptstadt ist, an einer Lösung gearbeitet. Dass diese nun gefunden ist, zeigt bereits die Tatsache, dass an diesem Morgen sowohl Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zur Dianabadschwelle gekommen sind.
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Zaun an der Uferseite soll weg
Dort verkünden die beiden – nachdem sie mit Surfern im Rücken für die Fotografen posiert haben –, dass der Zugang zur kleinen Eisbachwelle demnächst wieder erleichtert wird. Hierzu haben sich der Freistaat, dessen Schlösserverwaltung das Surfen im Englischen Garten generell verbietet, und das Rathaus auf einen Grundstückstausch verständigt.
So übernimmt die Stadt das Areal vis-à-vis jener Uferseite, wo die Anwohner auf ihrem Gelände den Zaun versetzt haben. Aktuell befindet sich dort noch eine Absperrung, die jedoch entfernt werden soll, um den Surferinnen und Surfern wieder einen sicheren Zugang zur Welle zu ermöglichen. Welches Grundstück die Stadt dafür hergibt, steht laut OB Reiter noch nicht fest. Das müsse noch ausgehandelt werden.
"Das ist ein erprobtes Verfahren und das geht am schnellsten", sagt Markus Söder mit Blick auf die große Eisbachwelle. Denn dort gab es bereits 2010 einen ähnlichen Grundstückstausch zwischen Freistaat und Stadt, worauf diese das Surfen am Haus der Kunst ermöglichte. An der Dianabadschwelle gelte es jetzt noch, "einige Details auszuhandeln", sagt Dieter Reiter. Das Ziel sei aber, die dortige Surfwelle schnellstmöglich wieder freizugeben. "Vielleicht klappt es, dass wir noch ein paar Monate im Sommer mitnehmen."
Politik stellt sich auf die Seite der Surfer
Auf Nachfrage räumt Reiter ein, "dass die Begeisterung auf der anderen Seite überschaubar sein wird". Dort hatten sich die Anwohner über "massiv angestiegene Belästigungen durch Lärm, Unrat, nächtliche Ausleuchtung und vor allem wiederholte Beschädigung an der Grundstückseinfriedung" beschwert, wie sie über ihre Hausverwaltung mitteilten. Demnach würden die Surfer "lärmen, rufen, klopfen und schreien" – und das von frühmorgens bis spät in die Nacht.
Nun wird die Surf-Community also bald zurückkehren an die Dianabadschwelle, wo laut Reiter künftig die gleichen Regeln wie an der großen Eisbachwelle gelten. Dort hat die Stadt unter anderem ein nächtliches Surfverbot erlassen; zudem müssen Surfer eine selbst öffnende Leash verwenden, damit sich ihr Brett im Gefahrenfall lösen kann.
Stadt hat neue Regeln erlassen
Jene Regeln hat die Stadt erlassen, nachdem im April eine Surferin tödlich verunglückt war. Infolgedessen blieb die Eisbachwelle wochenlang gesperrt; die Staatsanwaltschaft ermittelte zu den Gründen des Unfalls. Ein greifbares Ergebnis konnte jedoch nicht gefunden werden. Vielmehr kam die Staatsanwaltschaft München I zu dem Schluss, dass es sich um ein "tragisches Unglück" gehandelt habe.
Die Geschehnisse an der Eisbachwelle hätten ihn "sehr betroffen gemacht", sagt Ministerpräsident Söder. "Aber manchmal gibt es Unglücke im Leben." Dass nun auch die Dianabadschwelle demnächst wieder zugänglich sein wird, begrüße er sehr. Schließlich sei München "ein Surfer-Paradies", sagt Söder und legt sogar noch einen drauf: "Bayern ist ein Stück weit das Kalifornien von Deutschland."
- Reporter vor Ort bei der Pressekonferenz an der kleinen Eisbachwelle