Tradition vor dem Aus? Politiker wollen Pferde beim Oktoberfest verbieten
Pferdekutschen haben auf dem Oktoberfest seit jeher Tradition. Doch wenn es nach einer Gruppe von Lokalpolitikern geht, ist damit in Zukunft Schluss.
Der traditionelle Trachten- und Schützenumzug zählt zweifelsohne zu den Höhepunkten im alljährlichen Terminkalender des Oktoberfestes. Seit 1950 findet dieser stets am ersten Wiesn-Sonntag statt. So auch in diesem Jahr. Um kurz nach 10 Uhr wird sich der fast sieben Kilometer lange Zug am 22. September am Max-II-Denkmal nahe des Maximilianeums in Bewegung setzen und durch die Innenstadt zur Theresienwiese ziehen.
Rund 9.500 Teilnehmer – nicht nur aus Bayern, sondern aus ganz Europa – zählt die Veranstaltung jedes Jahr. Ganz vorn reitet stets das Münchner Kindl, kurz dahinter kommt die erste Festkutsche mit Oberbürgermeister Dieter Reiter und seiner Frau. Weitere Kutschen und prachtvoll geschmückte Wagen folgen. Doch geht es nach der Mehrheit des Bezirksausschusses Isarvorstadt/Ludwigsvorstadt, soll es bald aus sein mit der Tradition.
Kutscher und Wiesnwirte haben kein Verständnis
Denn wie die "tz" berichtet, wollen die Lokalpolitiker die Kutschpferde beim Trachten- und Schützenumzug sowie dem Einzug der Wiesnwirte am Tag zuvor abschaffen. Die insgesamt rund 150 Pferde, drei Dutzend Hunde und sogar Greifvögel seien bei den Umzügen "unnatürlichem Lärm durch Menschen, Musikinstrumente und andere Beschallung ausgesetzt", erklärte Arne Bach, Grünen-Fraktionssprecher im Bezirksausschuss Stadtbezirk 2, dem Blatt.
Statt Pferden schlägt er vor, die Kutschen künftig von E-Traktoren ziehen zu lassen. Ganz zum Ärger der Wiesnwirte und Kutscher. Die argumentieren, dass es sich bei den Kutschpferden um Kaltblüter handelt, welche seit jeher als schwere Zugpferde eingesetzt werden. Den Lärm seien die Tiere gewohnt. Auch die Hunde und Greifvögel würden unter dem Trubel nicht leiden, erklärte Karl-Heinz Knoll, Präsident des Festrings München, der "tz". Jedes einzelne Tier werde von Tierärzten gecheckt, bevor es bei den Festumzügen mitmachen könne, argumentierte er.
Bei den Münchner Grünen herrscht Uneinigkeit
Für Unverständnis sorgte der Vorschlag aus dem Bezirksausschuss auch bei Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner. Er wirft Brach sogar vor, das Oktoberfest als mediales Trittbrett zu nutzen. Er sei geschockt, dass dieser scheinbar jedes Jahr rund um die Wiesn nach Themen suche, "um sich ins Gespräch zu bringen". Mit diesem Verhalten gefährde der Grünen-Politiker die Interessen des Oktoberfestes, sagte Baumgärtner der "tz".
Dabei scheint innerhalb der Münchner Grünen keine Einigkeit über das Thema zu herrschen. "Ich teile die Meinung von Herrn Brach nicht", erklärte Wiesnstadträtin Anja Berger der "tz". Nach ihren Eindrücken gehe es den Brauereipferden gut. Zugleich betonte sie aber auch, dass es sich bei dem Vorstoß um die Meinung des Bezirksausschusses handle und nicht alles abgesprochen sein müsse. Zumal sie diesen auch nicht als Verbot, sondern lediglich als Appell verstehe.