münchen.t-online - Nachrichten für München
Such Icon
münchen.t-online - Nachrichten für München
Such IconE-Mail IconMenü Icon


München

Oktoberfest 2024: Preis für eine Maß Bier auf der Wiesn gerechtfertigt?


Preisschock auf dem Oktoberfest
"15 Euro für ein Bier? Die Maß könnte auch 20 Euro kosten"

  • Sven Sartison
Pro & KontraVon Sven Sartison, Daniel Salg

04.07.2024Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Menschen stoßen beim Oktoberfest mit Bier an (Archivbild): Ob der erneut gestiegene Maßpreis die Wiesnbesucher abschreckt, wird sich erst noch zeigen.Vergrößern des Bildes
Menschen stoßen beim Oktoberfest mit Bier an (Archivbild): Ob der erneut gestiegene Maßpreis die Wiesnbesucher abschreckt, wird sich erst noch zeigen. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Erstmals kostet die Maß Bier auf dem Oktoberfest in diesem Jahr über 15 Euro. Ein Preis, der noch in Ordnung ist, oder wurde damit endgültig eine Grenze überschritten?

Die Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest wird auch in diesem Jahr wieder teurer. Bis zu 15,30 Euro kostet der Liter Bier auf der am 21. September beginnenden Wiesn in den Zelten. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 musste man auf dem größten Volksfest der Welt maximal 11,80 Euro für die Maß auf den (Bier)Tisch legen – also 3,50 Euro weniger.

"Es ist bedauerlich, dass der Preis für die Maß die psychologische Marke von 15 Euro überschritten hat", sagte Wiesenstadträtin Anja Berger (Grüne) mit Blick auf die Entwicklung. Sie habe sich gewünscht, dass es noch mehr Zelte geben würde, in denen eine 14 vor dem Komma steht. Haben die Wirte mit dem erneuten Anheben des Bierpreises nun endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht? Zwei t-online-Redakteure haben dazu zwei klare Meinungen.

Pro
Sven Sartison
Sven SartisonRedakteur Regio München

Die Maß ist endgültig voll

"Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?", heißt es in einem bekannten Karnevalslied. Eine Frage, die man sich auch beim Blick auf die Maßpreise beim Oktoberfest 2024 stellt. Erstmals wird in diesem Jahr in einigen Wiesn-Zelten die Marke von 15 Euro für einen Liter Bier überschritten.

Als das größte Volksfest der Welt rühmt sich das Oktoberfest gerne. Ein Volksfest, das verrät der Name bereits, sollte eigentlich ein Fest für das Volk sein. Also für alle Menschen. Doch mit den immer weiter ansteigenden Preisen – und zwar nicht nur beim Bier – geht genau dieser Charakter mehr und mehr verloren. Das Maß – oder in diesem Falle besser die Maß – ist endgültig voll.

Die Wiesn verkommt zusehends zu einem Luxusereignis. Einem Event für diejenigen, mit dem nötigen Kleingeld in der Lederhose oder der Trachtentasche. Finanziell schwächer gestellte Gruppen werden hingegen ausgeschlossen, können sich das alles nicht mehr leisten.

Im vergangenen Jahr pilgerten mit 7,2 Millionen Besuchern zwar so viele wie noch nie in der Geschichte auf die Theresienwiese. Der Bierkonsum fiel dennoch geringer aus als in den Vor-Corona-Jahren. Wurden 2019 – als der Liter im Schnitt noch 11,54 Euro kostete – 7,3 Millionen Maß ausgeschenkt, waren es 2023 nur noch 6,5 Millionen. Damals lag der Durchschnittspreis bereits bei 14,18 Euro, in diesem Jahr wird er 14,73 Euro betragen.

Was fehlt, ist die Transparenz bei der Erhöhung der Bierpreise. Natürlich sind die Kosten für Rohstoffe, Löhne und Mieten gestiegen. Doch Preise von über 15 Euro stehen dennoch in keinem Verhältnis zu den Produktions- und allgemeinen Kosten der Wirte. Das zeigt allein der Blick auf die Preise in den gastronomischen Großbetrieben in München. Zwischen 7,70 und 12,80 Euro kostet die Maß nach Angaben der Stadt dort.

Und so bleibt bei jedem Schluck Bier auf der Wiesn der fade Beigeschmack, dass jegliche Versuche, die Preise zu regulieren, am Widerstand der Wirte scheitern. Will das Oktoberfest seine Tradition und Zugänglichkeit für wirklich alle aufrechterhalten, ist jedoch ein maßvoller Umgang mit den Preisen dringend erforderlich. Ansonsten ist das größte Volksfest der Welt bald ein Fest ohne das gemeine Volk.

Kontra
Daniel SalgRegio-Redakteur in Nürnberg

Die Maß könnte auch 20 Euro kosten

Ein Liter Bier auf dem Oktoberfest kostet in diesem Jahr in manchen Zelten mehr als 15 Euro. Na, und? Das Lamentieren über die Preise ist genauso alt wie das Oktoberfest selbst.

Ja, 15 Euro für eine Maß sind viel Geld – schon fast unverschämt viel. Aber sobald es heißt 'O'zapft is!" werden wieder Tausende auf die Wiesn stürmen und nur darauf warten, den Wirten die 15 Euro in die Hand zu drücken.

Das Oktoberfest ist nämlich noch nie ein Ort gewesen für Menschen, die gerne sparen wollen oder müssen. Wer jeden Euro zweimal umdreht, wird hier nicht glücklich. Daran, dass sich das in diesem Jahr ändert, hat doch nicht allen Ernstes jemand geglaubt?

Eigentlich ist es auch gar nicht schlimm, dass das Bier wieder einmal teurer geworden ist. Die Wiesn ist nämlich eine Veranstaltung für Gut- und Besserverdiener aus München, Deutschland und aller Welt. Die hohen Preise dort haben schon längst System, auf der Wiesn wird so viel Geld gescheffelt wie an kaum einem anderen Ort.

Münchnern ist das schon lange klar. Sie wissen, dass das "Volk" in Volksfest nicht für das gemeine Volk steht. Auch wer anreist, weiß um die Preise und nimmt sie in Kauf. Gäste verpulvern teils schon Hunderte Euro für Flüge aus fernen Ländern und für Hotels. All das nur, um sich auf dem Oktoberfest einen Rausch anzutrinken. Dass sie für das Mittel zum Zweck – also die Maß – nun wieder ein paar Cent mehr zahlen müssen, wird ihnen schlicht egal sein.

Auch wenn der Liter Bier 20 Euro kosten würde, würden sie den Gerstensaft wohl noch in Massen kippen. Und die Münchner? Sie können sich über die Millionen freuen, die die Wiesn Jahr für Jahr in die Stadt spült.

 
 
 
 
 
 
 

Teilen Sie Ihre Meinung mit
Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website