Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Demo gegen rechts Organisatoren haben München blamiert
Der Protest gegen rechts in München war laut. Die Misstöne rundherum allerdings auch. Ausgerechnet die Organisatoren drohen den Erfolg wieder kaputtzumachen.
Viele Münchner waren sich einig: Wenn es gegen den Rechtsextremismus geht, müssen sie runter vom bequemen Sofa. Zehntausende hat der Aufruf zur Demo gegen rechts mobilisiert – und sie sind am vergangenen Sonntag auf die Straßen gegangen. So wie in Hamburg, Berlin oder anderen Städten. Nirgendwo sonst wurde aber so kleingeistig gestritten, wer warum an der Demo teilnehmen darf und wer nicht, wie in der bayerischen Landeshauptstadt. Damit haben die Organisatoren München und Bayern blamiert. Und dem demokratischen Schulterschluss keinen Gefallen getan.
Die Initiatoren der Münchner Protestkundgebung von Fridays for Future ließen es zu, dass einzelne Akteure, anstatt gegen rechts zu reden, den Auftritt für eine Generalabrechnung mit der Regierung nutzten. "Ganz München hasst die AfD" wurde von der Menge unten skandiert, oben auf dem Rednerpult wurden im selben Atemzug Union und Ampel angegriffen. Dafür war die Mehrheit der Menschen aber nicht gekommen. Zu Recht blickte man in betretene Gesichter, und die Stimmung rund um das Siegestor drohte kurzzeitig zu kippen bei peinlichen Sätzen wie "Zeigt der Ampel den Mittelfinger" oder "Die Ampel ist mit schuld am Rechtsruck, weil sie rechte Gesetze erlässt". Das war zum Fremdschämen für das Publikum.
CSU gehört selbstverständlich dazu
Schon vor Beginn der eigentlichen Veranstaltung hatten Mitglieder von Fridays for Future zudem die nutzlose Diskussion entfacht, ob nun die CSU an der Demo teilnehmen sollte oder nicht. Die bayerische Regierungspartei gehört ohne jeden Zweifel zum Spektrum der demokratischen Parteien, die selbstverständlich auch hier vertreten sein musste. Wer sich trotzdem in solche Rangeleien verstrickt, erweist der Sache einen Bärendienst. Darüber hätten sich die Aktivisten von Fridays for Future im Klaren sein müssen.
Dass auch noch Gerüchte aufkommen konnten, die Demo der 100.000 in München sei von Linksextremen unterwandert und die Teilnehmer seien zu ihren Zwecken missbraucht worden, ist fatal. So erzeugt man Demo-Frust. Gerade jetzt gilt es, die Massen nachhaltig zu mobilisieren, damit der Protestzug gegen rechts nicht ein einmaliger Sonntagsspaziergang bleibt.
Auf diese Weise aber bremst man eine breite demokratische Bürgerbewegung, die gerade begonnen hatte, Fahrt aufzunehmen.
Organisaton lieber anderen überlassen
Um es noch einmal zu wiederholen: Den vielen Münchner Bürgern und den meisten der 250 Organisationen, die am Sonntag vertreten waren, ging es um ein klares Bekenntnis gegen rechtes Gedankengut. Sie waren gekommen, um die Demokratie zu verteidigen und die Menschen in Deutschland zu schützen, angesichts etwa von Deportationsfantasien am rechten Rand der Gesellschaft.
Die AfD kann sich derweil genüsslich zurücklehnen und zusehen, wie sich ihre Kritiker in München selbst delegitimieren. Würde dadurch der Geist der Demo gegen rechts vertrieben, das wäre fatal.
Die Veranstalter der Demo sind jetzt gefordert. Sie müssen die Demo gegen rechts sein lassen, was sie ist: eine große Demo gegen rechts, überparteilicher Protest aus der Mitte der Gesellschaft. Getragen von allen etablierten Parteien, Kirchen und anderen wichtigen gesellschaftlichen Gruppen. Am 3. Februar ist womöglich die nächste Gelegenheit dazu. An diesem Tag ist ein bundesweiter Aktionstag geplant unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer". München sollte wieder dabei sein. Aber dieses Mal ohne Risse.
- Eigene Meinung