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München

Polizei München: Fahndungserfolg gegen Schockanruf-Bande in Polen


Schockanrufe
Polizei zerschlägt deutsch-polnische Callcenterbande


22.05.2025 - 15:23 UhrLesedauer: 3 Min.
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Ein Mann erhält einen anonymen Anruf (Symbolbild): 2023 wurden in München Millionen ergaunert – per Telefon. (Quelle: IMAGO/Fotostand / K. Schmitt)
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Anrufer setzen Menschen unter Druck. Mit falschen Geschichten ergaunern sie auch in München Millionen. Jetzt hat die Polizei zusammen mit Kollegen aus Polen eine Schockanrufbande gefasst.

Auf dem Video sind mehrere Männer von hinten zu sehen, die schusssichere Westen mit der Aufschrift "Policja" tragen – polnisch für Polizei. Gemeinsam eilt die Gruppe durch eine Tiefgarage, die Treppe hinauf und zu einer Haustür, die sie gewaltsam aufbrechen. In der Wohnung haben vier deutsche Frauen und zwei polnische Männer ein Callcenter betrieben, aus dem sogenannte Schockanrufe in die Bundesrepublik getätigt wurden.

Ihnen sind polnische und deutsche Ermittlungsbehörden bei einer gemeinsamen Aktion auf die Schliche gekommen. Nun erfolgte in Posen die Festnahme, die auf dem Video zu sehen ist. Die Münchner Polizei zeigt die Aufnahmen an diesem Vormittag bei einer Pressekonferenz. "Das sind Bilder, die runtergehen wie Öl", sagt Thomas Schedel vom Kommissariat 61, das an den Ermittlungen beteiligt war. "Das kann man sich gar nicht oft genug anschauen."

Der Kriminalhauptkommissar ist hörbar zufrieden mit dem Fahndungserfolg, und auch Maximilian Beer von der Staatsanwaltschaft München I spricht von einem "echt großen Coup", der mit der Festnahme gelungen sei. Schließlich sind es sonst meist nur die sogenannten Keiler, die in die Fänge der deutschen Polizei geraten – also jene Handlanger, die vor Ort bei den Opfern Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände abholen.

Hintermänner sitzen in der Regel im Ausland

An die Hintermänner im Callcenter, von wo aus die Schockanrufe getätigt werden, komme man jedoch nur selten heran, räumt Maximilian Beer ein. Der Grund: Sie sitzen in der Regel im Ausland, meist in der Türkei oder in Polen.

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Laut Beer setzen die Hintermänner ganz bewusst darauf, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Ermittlungsbehörden oftmals langwierig und langsam sei. In diesem Fall jedoch ist es der Polizei aus Polen und München gelungen, einer Betrügerbande auf die Spur zu kommen, die deutschlandweit ihr Unwesen getrieben hat – stets nach dem gleichen Schema.

So riefen die Kriminellen aus dem Callcenter Seniorinnen und Senioren aus dem ganzen Bundesgebiet an und tischten ihnen eine Lüge über einen nahen Angehörigen auf. Dieser habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und könne nur bei Bezahlung einer hohen Kaution dem Gefängnis entgehen. Geschockt von dieser Geschichte willigten etliche Opfer ein, die geforderte Summe zu bezahlen, die meist im mittleren fünfstelligen Bereich lag. Wenig später stand dann der sogenannte Keiler vor ihrer Tür, dem sie Geld, Gold oder Schmuck aushändigten.

"Beschäftigt uns seit mehreren Jahren"

Erst viel später merkten die Geschädigten im Alter von 56 bis 92 Jahren, dass sie auf einen Betrug hereingefallen sind. Thomas Holzner ist Dezernatsleiter bei der Münchner Polizei: "Das Thema Schockanrufe beschäftigt uns jetzt schon seit mehreren Jahren", sagt er. Allein in der Landeshauptstadt hätten Kriminelle durch diese Masche 2023 mehr als 3,2 Millionen Euro erbeutet. Dem Landeskriminalamt (LKA) zufolge lag der bayernweite Schaden durch Schockanrufe und Enkeltricks im gleichen Zeitraum bei 13,5 Millionen Euro.

Zumindest von jenen sechs Personen aus dem Callcenter in Posen geht nun also keine Gefahr mehr aus. Sie säßen inzwischen allesamt in Untersuchungshaft, berichtet Thomas Schedel. Zudem habe man bei dem Zugriff in der Wohnung zahllose Mobiltelefone, Sim-Karten und Laptops beschlagnahmt.

Derweil sitzen in Polen und der Türkei noch etliche weitere Betrügerbanden, die es ebenfalls auf ältere Menschen in Deutschland abgesehen haben. Wer einen derartigen Anruf erhalte, der solle das Gespräch schnellstmöglich beenden, rät Thomas Schedel. "Die Täter bauen oft Druck auf. Deshalb ist es am besten, wenn man auflegt und direkt bei der echten Polizei anruft, um sich rückzuversichern."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort bei der Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft
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