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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Übergriffe auf dem Oktoberfest So können sich Frauen gegen "Upskirting" auf der Wiesn schützen
Beinahe jeden Tag fotografieren Männer auf der Wiesn Frauen unter die Röcke. Eine Mitarbeiterin des Safe Spaces auf dem Oktoberfest gibt Tipps, wie Frauen sich schützen können.
"Upskirting ist ein großes Wiesn-Problem", hat Kristina Gottlöber, Sprecherin des Safe Spaces für Mädchen und Frauen auf der Wiesn, im vergangenen Jahr gesagt. Besonders in Fahrgeschäften und in den Bierzelten käme es immer wieder zu Vorfällen. Upskirting bezeichnet das heimliche Filmen oder Fotografieren unter dem Rock.
Besonders wenn Frauen etwa auf den Bierbänken stehen oder tanzen, komme es immer wieder dazu, dass Männer "einfach den Rock lüpfen oder darunter fotografieren". Jeden Tag seien solche Fälle 2023 zur Anzeige gebracht worden. "Ich habe das Gefühl, dass viele Frauen sich inzwischen besser wehren, sich so etwas nicht mehr bieten lassen. Und dann eben zur Polizei gehen. Das war vor wenigen Jahren noch anders. Die Betroffenen haben sich oft geschämt oder sich selbst die Schuld gegeben."
Das ändere sich. "Die ganzen erfolgreichen Fälle bestärken dann auch wieder andere Frauen, doch den Täter anzuzeigen." Zudem stärke sich langsam das Unrechtsbewusstsein in der Bevölkerung. "Seit der MeToo-Debatte sind viele sensibler geworden."
Die Dunkelziffer sei jedoch sehr hoch, gerade beim Upskirting. "Wenn man begrapscht wird, kriegt man das ja in der Regel mit. Aber so ein Foto kann auch mal von der Frau unbemerkt geschossen werden." Sich davor zu schützen, sei relativ schwierig, so Gottlöber.
"Es ist schlimm genug, dass Frauen sich schützen müssen"
"Ich will Frauen auch nicht raten müssen, irgendetwas zu lassen, das sie gerne machen. Wenn sie auf dem Tisch tanzen wollen, sollen sie das tun. Wenn sie ein kurzes Dirndl anziehen wollen, sollen sie ein kurzes Dirndl anziehen. Und wenn sie sich mit Radlerhose unterm Kleid wohler fühlen, ist auch das völlig okay." Der beste Weg, sich und andere zu schützen, sei daher: "Aufmerksam sein und vor allem auch andere zur Aufmerksamkeit sensibilisieren."
Denn selbst wenn die betroffene Frau es nicht mitbekommt, dass ihr unter den Rock fotografiert wird, kann ein aufmerksames Umfeld die Tat womöglich verhindern oder zumindest den Täter zur Rechenschaft ziehen. Gottlöber betont: "Es ist schlimm genug, dass Frauen sich schützen müssen. Aber es ist schön, wenn andere auch darauf achten, dass so etwas nicht passiert." Dennoch müssten sich vor allem die Täter ändern.
- Interview mit Kristina Gottlöber
- Reporter vor Ort