Polizei suchte einen Monat vergeblich Bergführer verprügelt – Opfer findet Verdächtigen auf eigene Faust
Was der Polizei nicht gelungen ist, hat das Opfer nun mithilfe einer selbst initiierten Fahndung bei Facebook geschafft.
Der Fall machte Mitte August Schlagzeilen: Ein Bergführer wollte einer scheinbar hilflosen Frau beistehen – und wurde daraufhin von ihrem Begleiter so übel verprügelt, dass er einen Kieferhöhlenbruch erlitt. Seither suchte die Polizei erfolglos den brutalen Schläger. Jetzt hat sie einen Verdächtigen ausfindig gemacht, wie ein Polizeisprecher t-online am Mittwoch bestätigte.
Auf seine Spur kamen die Beamten wohl nur, weil das Opfer zuletzt selbst aktiv wurde. Der zusammengeschlagene Bergführer hatte am Freitagabend eine Fahndung bei Facebook initiiert.
Verprügelter Bergführer: "Egal, was erlaubt oder verboten ist"
"Nachdem ich damit rechnen muss, mein Leben lang mit einer tauben Gesichtshälfte rumlaufen zu müssen, ist es mir mittlerweile vollkommen egal, was datenschutztechnisch erlaubt oder verboten ist", schrieb Georg Sch. in seinem Beitrag. Dazu veröffentlichte er Fotos, die den mutmaßlichen Täter sowie die am Berg in Not geratene Frau und einen weiteren Begleiter der beiden zeigen.
Den Übergriff schildern Sch. und die Polizei so: Der Bergführer sei am 12. August mit einer fünfköpfigen Gruppe am Mittenwalder Höhenweg im Karwendelgebirge unterwegs gewesen. Auf dem Klettersteig traf der 45-Jährige demnach auf eine zitternde Frau mit rotem Helm. Sie habe unsicher gewirkt, woraufhin der Bergführer sie mit ihrem eigenen Klettersteigset am Seil gesichert habe.
Prügel-Attacke in den Alpen: Ohnmächtig an steiler Stelle
Die Frau muss die Hilfe jedoch falsch verstanden haben: Sie reagierte laut Polizei panisch und schrie auf. Der Bergführer setzte mit seiner Gruppe die Tour fort, doch einer der Begleiter der Frau war so wütend, dass er eine regelrechte Verfolgungsjagd startete. Etwa 30 Minuten später holte er den Bergführer und seine Gruppe ein. An einer steil abfallenden Stelle rammte er ihm seinen Kopf ins Gesicht und prügelte zudem mit der Faust auf ihn ein.
Der Bergführer wurde kurz ohnmächtig, der Schläger verschwand. Trotz Fahndung konnte die Polizei ihn nicht aufspüren.
Facebook-Fahndung hilft Polizei: "Hoffen, ihn zu überführen"
Erst die Facebook-Fahndung des Opfers brachte jetzt einen Erfolg. Wie das "Oberbayerische Volksblatt" berichtete, meldete sich ein Vermieter aus Mittenwald bei dem Bergführer. Dieser habe an jenem Tag eine dreiköpfige Gruppe zu Gast gehabt, die nach der Prügel-Aktion überraschend abgereist sei und die er auf den Fotos wiedererkannt habe.
Laut "Oberbayerischem Volksblatt" wurde der mutmaßliche Schläger daraufhin von der Polizei in Nordrhein-Westfalen gestellt. Der Polizeisprecher bestätigte t-online: "Hinweise aus den sozialen Medien haben uns in dem Fall zu einem Tatverdächtigen geführt. Wir hoffen, den Mann nun durch umfangreiche Umfeldermittlungen überführen zu können."
- Telefonat mit einem Sprecher der Polizei Garmisch-Partenkirchen
- facebook.com: Beitrag des Opfers vom 8. September 2023
- ovb-heimatzeitungen.de: "Attacke am Berg: Tätersuche auf eigene Faust"