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München

Aiwanger: Flugblatt-Affäre – Hitlergruß in der Schule? Mitschüler berichtet


Immer wieder Hitlergruß?
Mitschüler nennen neue Details über Aiwangers Schulzeit

Von t-online, pb

Aktualisiert am 30.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0300203744Vergrößern des Bildes
Hubert Aiwanger (Mitte, Freie Wähler) bei einem Festzeltauftritt (Archivfoto): Was ist in seiner Schulzeit passiert? (Quelle: IMAGO/Ronny Heine)

Ein altes Flugblatt stürzt die bayerische Regierung in eine Krise. Jetzt berichten mehrere Aiwanger-Mitschüler über dessen offenbar fragwürdiges Verhalten in der Schulzeit.

Im Zuge der Affäre um ein antisemitisches Flugblatt, das vor 35 Jahren dem heutigen Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger offenbar ein Disziplinarverfahren eingehandelt hatte, erzählen in einem Medienbericht nun damalige Mitschüler des heutigen bayerischen Vize-Ministerpräsidenten aus ihrer Schulzeit mit Aiwanger.

Aiwanger selbst bestreitet, Urheber des Pamphlets zu sein. Sein Bruder Helmut hatte am Wochenende schließlich erklärt, es verfasst zu haben – Hubert Aiwanger habe es nur in seiner Tasche transportiert.

In der Sendung "report München" des "Bayrischen Rundfunk" sagte am Dienstagabend ein früherer Mitschüler Aiwangers, ein Mann namens Mario Bauer, dass der junge Aiwanger zu Schulzeiten hin und wieder beim Betreten des Klassenraums den verbotenen Hitlergruß gezeigt habe.

Auch habe der Schüler Aiwanger Hitler-Reden imitiert – denn "damit habe er immer auffallen wollen", erinnert sich der Mitschüler. Damit äußert sich erstmals ein Zeitzeuge der Vorgänge offen vor einer Kamera. Eindeutig sind die Berichte der Zeitzeugen jedoch wohl nicht: Die Erinnerungen verschiedener Aiwanger-Mitschüler, mit denen BR-Reporter sprachen, seien "höchst unterschiedlich" gewesen, heißt es in dem Bericht.

Berichte über Schulzeit Aiwangers werfen Fragen auf

Zuvor hatte der "Merkur" berichtet, dass nach dem Fund des Flugblatts vor 35 Jahren der Verdacht am Burkhart-Gymnasium Mallersdorf-Pfaffenberg schnell auf Hubert Aiwanger als Urheber gekommen sein soll. Eben, weil dieser in dem Gymnasium bereits immer wieder mit den fragwürdigen Hitler-Imitationen aufgefallen war.

In dem Dorf, in dem Aiwanger aufwuchs, war der Eklat um das Flugblatt schon seit Jahren bekannt, erfuhr eine t-online-Reporterin am Dienstag.

An das Flugblatt kann sich der damalige Mitschüler Aiwangers laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) jedoch nicht erinnern. Auch über die Gesinnung von Hubert Aiwanger zu Schulzeiten, könne er nichts sagen. Doch er sei auf dem Schulhof mehrfach mit Witzen über Juden und das KZ Auschwitz "definitiv" aufgefallen.

Schüler Aiwanger soll häufiger rassistische Witze gemacht haben

Ein weiterer Mitschüler, der aber anonym bleiben wollte, erinnert sich auch an mehrere Situationen, in der Aiwanger rassistische oder antisemitische Witze gemachte haben soll, so der BR. Ein besonders abstoßenden Witz über Juden soll er während einer Fahrt zum KZ Auschwitz erzählt haben. Viele hätten den jungen Aiwanger jedoch als "Spinner" abgetan, so Bauer zum BR.

In Bayern wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Nach jüngsten Umfragen können CSU und Freie Wähler auch danach weiterregieren. Ein schwarz-grünes Bündnis wurde auch bei Online-Beratungen des erweiterten CSU-Fraktionsvorstandes ausgeschlossen. Andererseits sagten dort laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa mehrere Abgeordnete, dass sie Aiwangers Erklärungen nicht glauben können.

Fragenkatalog für Aiwanger: So geht es in der Affäre weiter

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat dem Freie-Wähler-Chef einen 25-teiligen Fragenkatalog vorgelegt, den dieser schriftlich beantworten soll. Das habe Aiwanger zugesagt, hieß es am Dienstag nach einer Sondersitzung des Koalitionsausschusses in München.

Erst danach könne man den Fall abschließend bewerten, sagte Söder. Die Sondersitzung war wegen der Berichterstattung über das Flugblatt einberufen worden. Eine Entlassung aus dem Amt des Wirtschaftsministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten wäre zum jetzigen Zeitpunkt "ein Übermaß", so der CSU-Chef. Eine Frist zur Beantwortung der Fragen nannte er zunächst nicht. Auch zum Inhalt des Fragenkatalogs sagte Söder zunächst nichts.

Bayerns Ministerpräsident betonte aber die Schwere der Vorwürfe gegen seinen Vize. "Allein der Verdacht beschädigt das Ansehen Bayerns und natürlich die persönliche Glaubwürdigkeit des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger", sagte Söder am Dienstag in München. Schon jetzt sei der Schaden für den Ruf Bayerns hoch. Grünen, SPD und FDP wollen im bayerischen Landtag eine Sondersitzung zu dem Thema einberufen.

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Aiwanger selbst hält die Vorwürfe gegen ihn für eine Schmutzkampagne. Dies schreib der 52-Jährige am Mittwoch früh auf X (ehemals Twitter). Es ist seine erste öffentliche Äußerung, seit Bekanntwerden der Flugblattaffäre.

Verwendete Quellen
  • br.de: "Ex-Mitschüler spricht über Aiwanger: Hitlergruß und Juden-Witze"
  • br.de: "Juden-Witz anlässlich KZ-Besuch: Weiterer Mitschüler zu Aiwanger"
  • X.com Tweet von HubertAiwanger
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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