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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Warum die Bayern ihre Weißwurst lieben "Currywurst ist Kantinenessen"
Die Currywurst ist deutschlandweit besonders beliebt. Dabei geht die traditionelle bayerische Weißwurst oft unter. Trotzdem sind die Bayern stolz auf ihre Spezialität.
Vergangene Woche startete t-online eine Umfrage zu den beliebtesten regionalen Essensspezialitäten. 11,5 Prozent der Teilnehmer stimmten für die Currywurst, die 1949 eine Berlinerin erfunden haben soll. Damit ist die Currywurst beliebter als die bayerische Weißwurst, für die nur 2,5 Prozent der Befragten stimmten. Für "waschechte" Bayern bleibt die Weißwurst trotzdem der geheime Spitzenreiter.
Denn hinter der Weißwurst verbirgt sich in Bayern mehr als eine rein kulinarische Spezialität. "Dahinter steckt eine urtypisch bayerische Tradition", sagt Gregor Lemke zu t-online. Er ist Sprecher der Münchner Innenstadtwirte und Chef des Augustiner Klosterwirt im Herzen der Altstadt. "Die Weißwurst bringt die Leute zusammen", betont der bekannte Gastronom. Denn das Weißwurst-Essen zieht sich, beispielsweise beim Frühschoppen, über mehrere Stunden. "Sie hat gesellschaftlichen Charakter, etwas Traditionelles und Gemütliches", ergänzt der 60-Jährige.
- Lesen Sie hier, was die t-online-Leser am liebsten essen – und was gar nicht gerne.
Auf die Zutaten kommt es an
Dabei dürfe man die Weißwurst allerdings nicht alleine essen – auf den "bayerischen Vierklang" käme es stattdessen an, wie Lemke erzählt. Mit "rescher" Brezen, einem Weißbier, süßem Senf und schließlich der Wurst. So schmecke sie besonders "knackig in der Haut und schaumig am Gaumen".
Auch Korbinian Rausch von der Münchner Traditionsmetzgerei Marcus Bauch liegt die Weißwurst besonders am Herzen. Das Familienunternehmen besitzt im Raum München drei Filialen – in München-Solln, Unterhaching und Grünwald. Dort werde die Weißwurst "handwerklich gut" nach einem geheimen Familienrezept mit "genau ausgewählten" Zutaten hergestellt: frisch, luftig und locker. Durch Zitronen- und Ingweraroma verliere sie außerdem ihre Schwere.
"Currywurst ist eher ein Snack"
"Ich esse in Berlin auch mal eine Currywurst, aber das ist eher ein Snack", sagt der 30-Jährige. Die Weißwurst hingegen gehöre zur bayerischen Gemütlichkeit. Das unterstützt auch Gregor Lemke und geht dabei noch einen Schritt weiter: "Die Currywurst ist die Nummer eins im Kantinenessen." In Bayern sei sie "infiltriert" worden, ergänzt der Gastronom.
Doch warum sind die Bayern so stolz auf ihre regionale Spezialität? Vermutlich auch, weil es sie länger gibt als die Currywurst. Ein Münchner Wirt soll die Weißwurst Überlieferungen zufolge bereits im Jahr 1857 erfunden haben. Für die hungrigen Gäste wollte er damals Bratwürste vorbereiten, hatte allerdings keinen Schafdarm mehr. Deshalb benutzte er erstmal einen Schweinedünndarm, der bei starker Hitze allerdings zu platzen droht. Seine Lösung: Die Wurst zu brühen. Damit war die Weißwurst geboren.
- Gespräch mit Gregor Lemke
- Gespräch mit Korbinian Rausch
- Umfrage von t-online zu den beliebtesten regionalen Spezialitäten
- Eigene Recherchen