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Rainer Langhans hat Krebs: So denkt er über das Leben, den Tod und Sex


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Hippie-Ikone hat Krebs
Langhans: "Das Dschungelcamp war eine spirituelle Erfahrung"


Aktualisiert am 20.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Rainer Langhans in seiner Wohnung in Schwabing (Archivbild): Seit Jahrzehnten wohnt der ehemalige Kommunarde in München. (Quelle: via www.imago-images.de)
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Rainer Langhans stirbt jeden Tag. Zumindest übt er es. Seit er unheilbar krank ist, geht es der Hippie-Ikone besser denn je. Nur von Sex will er nichts mehr wissen.

Rainer Langhans ist verwundert über die Interviewanfrage. Schon lange wolle niemand mehr etwas von ihm wissen. "Wenn man bald stirbt, wird man plötzlich uninteressant", sagt er und trinkt einen Schluck "goldene Milch" – warme Hafermilch mit Kurkuma.

Wie gewohnt trägt Langhans, Ikone der 68er-Bewegung, helle Kleidung, lange, dicke Locken und eine kleine runde Brille. Der Langhans-Look eben. Der mittlerweile 82-Jährige sitzt in einem Eckcafé im Münchner Stadtteil Schwabing, spricht von Tod und Krankheit und wirkt dabei quicklebendig.

Langhans: "Habe noch nie in meinem Leben gearbeitet"

"Ich habe so viel Liebe zu geben", sagt er, streckt die Arme aus und grinst. "Ich möchte alles und jeden umarmen." Aber das könne man ja nicht machen, sonst hielten einen alle für irre, fügt Langhans hinzu. Für irre hält man ihn wohl nicht. Für ganz normal dürften ihn die meisten aber auch nicht halten. Noch heute führt er ein Leben abseits der Gesellschaft, in der er lebt. So gut das eben geht. Er habe in seinem Leben nie gearbeitet, sagt Langhans weder stolz noch verschämt.

Noch immer hat er Beziehungen zu mehreren Frauen. Doch diese seien rein "spirituell", betont er. Man esse zusammen, gehe spazieren, meditiere zusammen. Den Begriff Harem lehnt Langhans ab. Und noch heute ärgert er sich, dass die meisten mit der Kommune 1 Sex, Orgien und Drogen verbinden. Es sei um Ideen gegangen und um Liebe.

Der Kommune in Berlin folgte die Einzimmerwohnung in München

Langhans ist als einer der berühmtesten Bewohner der Kommune 1 bekannt geworden, die er 1967 mit begründete und die sich bereits 1969 wieder auflöste. "Das Ende der Kommune haben viele nicht überlebt", sagt Langhans und meint ehemalige Freunde. "Auch ich dachte damals, ich sterbe." Das Ende der Kommune war nicht nur das Ende einer Gemeinschaft, sondern auch das Ende vieler Ideen, mit denen Langhans und seine Mitstreiter die Welt verbessern wollten.

Auf die Kommune in Berlin folgte die Einzimmerwohnung in München, die Langhans noch heute bewohnt. Hier übe er jeden Tag das Sterben. Er erzählt das, als übe er jeden Tag ein Instrument. Sterben üben. Wie geht das?

Leicht sei es nicht. Man verlasse seinen Körper mithilfe von Meditation. Rainer Langhans ist unheilbar an Krebs erkrankt. Doch seit der Diagnose vor mehr als zwei Jahren fühle er sich jedoch lebendiger denn je. "Der Krebs hat mich in eine späte Blüte versetzt", sagt er und erklärt dann, dass seine Krebsmedikamente eine chemische Kastration bewirkt hätten. Will man Langhans glauben, so hat er dem Sex schon lange abgeschworen. "Sexualität hindert dich, spirituelle Erfahrungen zu machen", erklärt er.

Rainer Langhans hat also nach dem Ende der Kommune Sex gegen Spiritualität eingetauscht. Der ewige Individualist und Eigenbrötler ist er geblieben. Lediglich seine Lockenmähne hat sich mit dem Herbst seines Lebens grau gefärbt.

Ob sein Auftritt im RTL-Dschungelcamp ihn geprägt hat? Nein. Im Endeffekt gehe es auch im Dschungelcamp nur um Liebe. Es sei beinahe wie eine Kommune. "Das Dschungelcamp war eine spirituelle Erfahrung für mich", sagt Langhans.

Nach eineinhalb Stunden Gespräch klingelt sein Handy. Eine seiner Frauen, wie er sie nennt, ruft an. Sie möchte spazieren gehen. Vor dem Café schwingt sich Rainer Langhans auf sein Fahrrad. Seine grauen Haare wirbeln um sein Gesicht, als er schneller in die Pedale tritt und Richtung Park davonfährt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Rainer Langhans
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