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Bayern: Ex-Sparkassenchef wehrt sich gegen Bewährung und verliert Millionen


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Pension weg
Sparkassenchef lebte auf großem Fuß – jetzt verliert er Millionen


Aktualisiert am 10.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Der Ex-Vorstandschef der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee Georg Bromme (Archivbild): Nun steht fest, seine Pension ist weg.Vergrößern des Bildes
Der Ex-Vorstandschef der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee Georg Bromme (Archivbild). Nun steht fest: Seine Pension ist weg. (Quelle: Lino Mirgeler / dpa/dpa)

Ein früherer Sparkassenchef wehrte sich gegen eine hohe Bewährungsstrafe – und kämpfte dafür, seine Pension zu behalten. Der Verlust ist nun mehr als amtlich.

Die ganze Palette der Rechtsmittel nutzte nichts, der Bundesgerichtshof wies Georg Brommes Revision wiederholt zurück. Sein Einspruch wurde von der Karlsruher Instanz einstimmig verworfen. Zwei Urteile des Landgerichts München II seit 2018 hatte der Ex-Vorstandsvorsitzende mit dem Schritt in die nächste Instanz ignoriert. Er ahnte wohl, was ihm droht, sobald das Urteil mit 20 Monaten Haft auf Bewährung rechtskräftig ist: der Verlust seiner Versorgungsansprüche von etwa 10.000 Euro pro Monat.

Die Ansprüche ergeben sich aus der über 30-jährigen Tätigkeit als Chef der Sparkasse. Sie richten sich nach dem Beamtenversorgungsgesetz. Dort heißt es, dass diese Pension bei einer strafrechtlichen Verurteilung zu mehr als einem Jahr Haft erlöscht. Dies versuchte Bromme so lange wie möglich hinauszuzögern. Denn es geht für ihn um viel Geld. 120.000 Euro pro Jahr weniger können sich über die Zeit schnell auf eine Million Euro summieren – oder mehr.

Sparkassenaffäre in Bayern: Wie in Miesbach geprotzt wurde

Dies ist nun die Quittung dafür, dass Bromme wie ein Feudalherr mit seiner Sparkasse im Landkreis Miesbach und darüber hinaus herrschte. So feierte er eine Geburtstagsparty zu Ehren des damaligen CSU-Landrats Jakob Kreidl für 120.000 Euro. Als die Prasserei im Frühjahr 2014 aufflog, durchkämmten hundert Beamte Büros und Privathäuser, Personen und Objekte wurden überwacht, sogar Telefongespräche mitgeschnitten.

Nach Monaten hatte die Justiz dies in 10.000 Seiten Ermittlungsakten aufgelistet. Die Schadenssumme wurde auf 1,25 Millionen Euro beziffert. Was die Anklage zum Prozessauftakt 2018 in München anführte, sprengte jeden vorstellbaren Rahmen vom Haushalten einer Sparkasse und der ihr anvertrauten Konten.

Wein floss bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Strömen, man aß gut und oft. Über Jahre hatte die Sparkasse zur "allgemeinen Klimapflege" teure Reisen, Einladungen und Geschenke für Kommunalpolitiker und Verwaltungsräte sowie Beauty-Anwendungen für Ehefrauen mitfinanziert. So brach beispielsweise am 20. April 2012 ein Bus zu einer dreitägigen Informationsfahrt nach Serfaus, Interlaken und Brixlegg "zum Wohle des Landkreises" auf. An Bord waren alle 16 Bürgermeister des Landkreises und zahlreiche Begleiter.

Bayerischer Sparkassenchef auf "James-Bond-Ausflug"

Um "Anregungen für heimische Voralpen-Skigebiete" zu sammeln, musste es in Interlaken ein 5-Sterne-Luxushotel sein und ein "James-Bond-Ausflug" auf das 3.000 Meter hohe Schilthorn, obwohl die Berge im Landkreis Miesbach keine 2.000 Meter erreichen. Dass man auch sonst nicht gespart hat, wurde gerichtsnotorisch. Sündteure Weine in Magnumflaschen machten die Runde. 85.200 Euro Gesamtkosten war dies der Kreissparkasse wert.

Brommes Zentrale finanzierte alles. Ein Thermobett für seinen Jagdhund, vierstellige Spenden an seine Tiroler Jagdfreunde, über 12.000 Euro allein für Weine bei zwei Entenessen in Kreuth, darunter eine 6-Liter-Flasche für 2.000 Euro. Auf der Rechnung hießen die Weine auf Wunsch Brommes dann "Seminarpauschale". Im Keller seiner Sparkasse hatte er einen persönlichen Raum. Darin lagerten ausgewählte Präsente, vom "Besteckmesser Hirschhorn" bis zu "Manschettenknöpfen". Sich selbst schenkte Bromme ein Jagdgewehr.

Aus der schier endlosen Liste zulasten seines Geldinstituts machte die Staatsanwaltschaft 2018 bei Bromme 68 Fälle der Untreue und 37 Fälle der Vorteilsgewährung. Verurteilt wurde er im ersten Prozess 2019 wegen Untreue zu einem Jahr und sechs Monaten Haft auf Bewährung. Zwei Monate mehr wurden es bei der Revision, die Bromme und die Staatsanwaltschaft anstrengten. Letztlich bleibt es nun bei dem Urteil: 20 Monate Haft auf Bewährung und 300 Sozialstunden. Damit ist ein Schlussstrich unter die spektakulärste Amigo-Affäre Bayerns gezogen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Beobachtung des Prozesses gegen Georg Bromme am Landgericht München II
  • Münchner Merkur: Print-Ausgabe vom 8. März 2023
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