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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schwiegervater in spe von Alaba Der "Reichsbürger"-Koch, um den sich Politik und Prominenz scharten
Nach der Verhaftung des Münchner Kochs Frank Heppner hat sein Geschäftspartner die Zusammenarbeit jetzt beendet. Wie genau Heppner zu den "Reichsbürgern" stand, ist weiter unklar.
Großes Polizeiaufgebot in Kitzbühel am vergangenen Mittwoch: Die Behörden verhafteten dort im Zuge einer Großrazzia gegen "Reichsbürger" auch den bekannten Münchener Koch Frank Heppner, der zugleich Schwiegervater in spe von Fußballstar David Alaba ist. Angeblich sollte er nach dem geplanten Umsturz der Regierung die "Reichsbürger"-Spitze bekochen. Außerdem wäre es seine Aufgabe gewesen, neue Mitglieder für die mutmaßliche Terrororganisation zu rekrutieren. Einheitlichen Medienberichten zufolge soll er sich noch in der Justizvollzugsanstalt in Innsbruck aufhalten.
Eine Quelle aus seinem Arbeitsumfeld berichtet, es gehe ihm dort "schlecht". Bald soll er in Karlsruhe dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, der über die Haftfrage entscheidet. Die deutsche Generalbundesanwaltschaft hat bereits ein Auslieferungsverfahren eingeleitet.
Nachdem die Haftbefehle von 23 weiteren Beschuldigten in Vollzug gesetzt wurden, ist davon auszugehen, dass Frank Heppner vermutlich auch in Deutschland zunächst in Untersuchungshaft bleiben wird. Sein Geschäftspartner in Kitzbühel soll inzwischen den Beratervertrag als Gastronomiefachmann mit Frank Heppner gekündigt haben, wie t-online erfuhr.
Wer ist Frank Heppner?
Doch wer genau ist Frank Heppner? Und was wusste sein Umfeld über mögliche Verbindungen zur "Reichsbürger"-Szene?
Vertraute beschreiben ihn als jemanden, der gerne "sieht und gesehen werden will" – auch in der Münchner Schickimicki-Gesellschaft. In den sozialen Medien gibt es Fotos, die Heppner beim Show-Kochen an der Seite von Alfons Schuhbeck zeigen. Ebenso im Rahmen von Charity-Veranstaltungen oder beim Grillen mit Kindern. An seiner Seite: CSU-Bundestagsabgeordneter Florian Hahn. Bei einer weiteren Veranstaltung posiert der heute 62-Jährige neben Monika Hohlmeier (CSU), der ehemaligen bayerischen Kultusministerin und Tochter von Franz Josef Strauß.
Am Tegernsee betrieb Frank Heppner eine Cateringfirma, in München Lokale wie das "Momo", dann zog es ihn nach Tirol: Im "Sra Bua" ließ er als Küchenchef seine Vorliebe für südostasiatische Gerichte einfließen. Zu Gast: Prominente wie Ex-Fußballspieler Holger Badstuber und der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther, wie auf Instagram-Beiträgen zu sehen ist. 2019 trennte sich das Kempinski-Hotel am Kitzbüheler Jochberg vom Spitzenkoch im "Sra Bua".
Heppner wechselte daraufhin ins Restaurant "Zeitlos" in Hopfgarten-Markt, wenige Autominuten von Kitzbühel entfernt. Unweit davon wohnte er in einem recht abgelegenen Haus in Glantersberg mit nur wenigen Nachbarn. Das schreibt eine lokale Zeitschrift, in der Heppner zum 60. Geburtstag gratuliert wird. Im Sommer dieses Jahres traf der Koch in Kitzbühel auf Christian Harisch, Chef von zahlreichen internationalen Luxushotels und Restaurants. Heppner unterschrieb bei ihm einen Beratervertrag.
Umzug ins Kitzbüheler Ortszentrum
Er sollte die "Harisch Bar" im Ortszentrum betreuen. Dort habe er laut Besitzer Harisch nicht als "klassischer Koch", sondern eher als Experte für das gastronomische Konzept gearbeitet. Ab Anfang Dezember soll Heppner vor Ort gewesen sein. Der Meldeauskunft des österreichischen Innenministeriums zufolge soll der Koch sogar umgezogen sein – in ein Appartment im selben Haus wie die "Harisch Bar", ein Stockwerk darüber. Davon will Christian Harisch nach eigener Aussage aber nichts gewusst haben, obwohl ihm die Mitarbeiterwohnungen über der Bar gehören. Er könne durchaus in einer der drei Wohnungen geschlafen haben. Dass Heppner einen Wohnsitz dort angemeldet habe, sei i neu.
Rund ein halbes Jahr kennen sich die beiden inzwischen. Heppner sei seiner Wahrnehmung nach "durch und durch" ein Koch gewesen, sagt Harisch im Gespräch mit t-online. Sein gesamtes Leben sei Heppner in der Welt unterwegs gewesen – "weltoffen und sympathisch". Warum er verhaftet wurde, kann sich sein Ex-Arbeitgeber nicht erklären. Verbindungen ins rechte Milieu in Kitzbühel habe es seines Wissens nach nicht gegeben.
"Vielleicht ist er in die Ermittlungen reingerutscht, indem er jemanden aus der Reichsbürger-Terrororganisation bekocht oder das Catering übernommen hat", spekuliert Harisch. Für ihn würden die Vorwürfe nicht zusammenpassen. Fakt ist: Christian Harisch beendete den Beratervertrag mit Heppner. Zu einer möglichen versteckten Radikalisierung sagt sein Geschäftspartner: "Ich kann es aber natürlich nicht beurteilen, zumal ich ihn erst im Sommer kennengelernt habe und man in niemanden hineinschauen kann."
Auch andere Personen aus Heppners Umfeld hatten t-online zuvor berichtet, sie hätten keine Anzeichen wahrgenommen, dass Heppner sich radikalisiert hätte. Wiederum andere erinnerten sich daran, dass Heppner schon immer mal mit „seltsamen Parolen“ aufgefallen sei, ohne näher darauf einzugehen. Hinweise auf Querverbindungen ins "Reichsbürger"-Milieu habe es aber nicht gegeben.
Ort der Festnahme unklar
Wo Frank Heppner am Mittwoch festgenommen wurde, ist unklar. Die "Harisch Bar" hatte zum Zeitpunkt der Verhaftung noch geschlossen. Ob die Verhaftung in der Mitarbeiterwohnung stattfand, ist von der Polizei nicht bestätigt worden. Am Donnerstag wollte ihn seine Tochter Shalimar, zusammen mit Ex-Bayern-Star David Alaba, angeblich in Kitzbühel besuchen. Doch von ihm war weit und breit keine Spur. Auch am Tegernsee gab es ein großes Polizeiaufgebot vor Heppners deutschem Wohnsitz in Gmund. Dort erklärten die Nachbarn, dass Heppner immer "freundlich" gewesen sei und es keine Auffälligkeiten gegeben habe.
Wo und wie hat sich der Münchner Koch dann angeblich radikalisiert? Auf den Konten, die er in sozialen Medien unter seinem Namen führt, findet sich nichts Auffälliges. In seinem Profil auf der Plattform Xing gibt Heppner "Ehrliche Politik !!." als Interesse an. Ab dem Jahr 2009 richtete er auf Twitter, Instagram und Facebook Zweit-Benutzerkonten ein. Die Profile sind privat und daher nicht einsehbar. Das Benutzerbild zeigt den italienischen Opernsänger Luciano Pavarotti, der Username lautet: "neueheimat2". Worauf Heppner damit anspielt, ist unklar.
Es gilt die Unschuldsvermutung. In einschlägigen Telegram-Gruppen von Verschwörungsgläubigen der QAnon- und "Reichsbürger"-Bewegungen solidarisierten sich nach Recherchen von t-online bisher nur wenige mit dem Koch im Vergleich zu anderen Beschuldigten der "Reichsbürger"-Razzia.
- Pressemitteilung der Generalbundesanwaltschaft
- bild.de: "Das Glitzer-Leben des "Reichsbürger"-Kochs" (kostenpflichtig)
- Gespräch mit Christian Harisch und Personen aus Heppner-Familienumfeld
- Eigene Recherchen