Sonderkommission ermittelt Goldmünzen-Diebstahl: 1,6 Millionen Euro in neun Minuten
Diebe haben Münzen im Wert von 1,6 Millionen Euro gestohlen. Die Polizei prüft Parallelen zum Juwelendiebstahl in Dresden.
Nach dem Diebstahl des Manchinger Goldschatzes prüfen die Ermittler auch Zusammenhänge mit dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden und dem Münzklau aus dem Bode-Museum in Berlin. Es gebe "Parallelen", teilte der Vizepräsident des Landeskriminalamtes, Guido Limmer, am Mittwoch in Manching mit. Ob Verbindungen bestehen, sei noch völlig unklar, man stehe aber mit den Kollegen im Osten in Kontakt.
Eine 20-köpfige Sonderkommission wurde gebildet. Sie trägt den Namen einer keltischen Siedlung: "Oppidum". Unbekannte hatten in der Nacht zu Dienstag keltische Goldmünzen im Wert von mehreren Millionen aus einem Manchinger Museum gestohlen. Ermittelt wird wegen schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung.
Der Einbruch in das Kelten Römer Museum in Manching, bei dem Hunderte wertvolle Münzen gestohlen wurden, dauerte nur neun Minuten. In der Nacht zum Dienstag sei um 1.26 Uhr eine Außentür aufgehebelt worden, sagte der Vizepräsident des Landeskriminalamts Guido Limmer, am Mittwoch in Manching. Dann hätten die Diebe die Münzen aus zwei Vitrinen entwendet und das Museum um 1.35 Uhr bereits wieder verlassen
Münzen sind nach Schätzungen 1,6 Millionen Euro wert
Laut dem Direktor der Archäologischen Sammlung München liegt der Handelswert der in Manching gestohlenen Goldmünzen bei rund 1,6 Millionen Euro. Man gehe von einem Verkaufspreis von 3000 bis 4000 Euro pro Münze aus, sagte Rupert Gebhard am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Manching bei Ingolstadt. Den reinen Materialwert des Goldes bezifferte Gebhard auf aktuell rund 250.000 Euro. Bei einem Verkauf der Münzen wären sie laut Gebhard schätzungsweise 1,6 Millionen Euro wert.
Sollten die Täter das Gold nach dem Einbruch und Diebstahl im Kelten Römer Museum in Manching einschmelzen, wäre dies ein "Totalverlust", sagte Gebhard. Für europäische Archäologen seien die 483 Münzen, der größte keltische Goldfund, der im vergangenen Jahrhundert bei regulären Grabungen auftauchte, ein "wirkliches Kleinod".
Sämtliche Sicherheitsvorkehrungen sehr gezielt überwunden
Kunstminister Markus Blume (CSU) hat den Diebstahl des Manchinger Goldschatzes als einen Angriff auf das kulturelle Erbe Bayerns bezeichnet. Der Keltenschatz sei "von kulturhistorisch unschätzbarem Wert", sagte Blume der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Ende der 90er Jahre sei er ein "Sensationsfund" gewesen, der einen Blick in das Leben der Menschen in Bayern vor mehr als 2000 Jahren möglich gemacht habe. "Es ist insofern auch eine Attacke auf unser kulturelles Erbe und auch auf den Kulturstaat", sagte Blume.
Nach Worten Blumes ist beim Diebstahl des Goldschatzes wohl von einem Fall organisierter Kriminalität auszugehen. "Man muss tatsächlich feststellen, nach dem, was wir aktuell wissen, dass hier mit einem Höchstmaß an krimineller Energie vorgegangen wurde, dass sämtliche Kommunikationsverbindungen lahmgelegt wurden, und zwar in der ganzen Region, dass sämtliche Sicherheitsvorkehrungen sehr gezielt überwunden wurden", sagte er. Es sehe also relativ klar danach aus, dass es sich um organisierte Kriminalität handeln könne.
- Nachrichtenagentur dpa