Razzia der Staatsanwaltschaft Wieso die Steuerfahnder am Tegernsee zuschlugen
Am beschaulichen Tegernsee werden Villen von den Behörden durchsucht. Was steckt dahinter?
Die Fahnder kamen, als die Herbstnebel über dem Tegernsee gerade verflogen waren: Nicht mit Gebrüll, sondern in aller Ruhe, wie Augenzeugen berichteten, machten sich Polizisten und Steuerfahnder an die Durchsuchung der Luxusvillen. Dennoch sorgen sie für Aufsehen in Rottach-Egern: "Alles ist seit Stunden mit rotweißen Bändern abgesperrt, selbst mir wird der Zugang zu meinem Haus erschwert", erzählt eine Nachbarin einem Reporter vor Ort.
Schwerbewaffnete Polizisten gehen demnach in zwei Immobilien in der Fischerstraße ein und aus, immer wieder führen Fahrzeuge vor. "Ab und zu kommt auch einer von den Wachleuten", glaubt die Augenzeugin erkannt zu haben.
Verdächtiger soll eingefrorenes Geld weiter genutzt haben
Die Staatsanwaltschaft München II bestätigt die Identität des Tatverdächtigen zwar nicht, ein Reporter vor Ort kann jedoch bestätigen, dass es sich um Villen handelt, die dem milliardenschweren Oligarchen Alisher Usmanow zugeordnet werden. Usmanow war im Zuge von EU-Sanktionen gegen kremlnahe Personen auch auf einer entsprechenden Liste gelandet. Dennoch habe er der Staatsanwaltschaft zufolge ein Anwesen am Tegernsee weiterhin von einer Sicherheitsfirma bewachen lassen und damit auch sein eigentlich eingefrorenes Geld verwendet.
Für die Ermittler liegt damit der Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz (AWG) vor. Zudem wird vier weiteren Personen aufgrund der Bewachung und der Annahme des Geldes Beihilfe vorgeworfen.
Alisher Usmanow gilt als einer der reichsten Männer seines Landes. Die EU wirft ihm vor, als Strohmann für Putin gedient zu haben. Der mögliche Verstoß gegen das Außenwirtschaftsgesetz ist dabei nicht der einzige Vorwurf gegen den Milliardär: Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt und das Bundeskriminalamt (BKA) ermitteln auch wegen Geldwäsche.
CSU-Wahlkreisabgeordneter: Usmanow "trägt Putin und den Krieg weiter mit"
Alexander Radwan, CSU-Wahlkreisabgeordneten für Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach, heißt es gut, "dass nach vielen Monaten der Sanktionierung nun konkrete Schritte eingeleitet werden". Usmanow habe in den letzten Monaten wohl teure PR-Berater bezahlt, um sein Image zu retten und seine große Liebe zum Tegernsee zu bekunden. Doch mit seinem Schweigen zum brutalen Vernichtungskrieg des Kremls "trägt er Putin und den Krieg weiter mit und muss mit aller Konsequenz weiter sanktioniert werden".
- Reporter vor Ort
- Statement von Alexander Radwan
- justiz.bayern.de: Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft München II vom 21. September 2022
- Nachrichtenagentur dpa