Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Debatte um Oktoberfest-Hit Der neue "Layla"-Text ist auch sexistisch

Auf der Wiesn läuft "Layla" jetzt doch, aber mit anderem Text. Und der offenbart, dass die Debatte um das Lied von Anfang an völlig in die Irre führte.
Layla ist jetzt nicht mehr im Bordell, sondern im Büro. Der Jobwechsel wurde nötig, um aufs Oktoberfest zu kommen. Ein wenig Körpergröße hat sie auch noch eingebüßt, was man eben so macht für die Wiesn. Sexistisch ist das Lied, in dem sie besungen wird, aber immer noch. Kein Wunder: Um Sexismus ging es in der Debatte um "Layla" eh nie. Sondern um Prüderie und Stumpfsinn.
"Layla", der Sommerhit des Jahres, auf Mallorca rauf und runter gespielt, sollte auf dem Oktoberfest nicht erklingen, schließlich wurde die "Puffmutter" als "geil" besungen. "Unter den Wirten gibt es die vorherrschende Meinung, dass 'Layla' in den Zelten nicht gespielt wird", sagte der Sprecher der Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer, im Sommer auf Nachfrage von t-online.
"Layla" nun doch auf dem Oktoberfest in München
Das passiert nun doch, "Layla" war nicht aufzuhalten, der Protest gegen den Bann des Liedes so massiv, dass Künstler seinen Text umgedichtet haben, um dem Publikum auf der Wiesn eine Freude machen zu können. Und so heißt es in einem Zelt etwa: "Sie ist Sekretärin bei der Baywa", statt "Meine Puffmama heißt Layla". In einem anderen Zelt ist sie nun "schöner, jünger, kleiner", statt "schöner, jünger, geiler", wie "Bild" berichtet. Klingt nach Realsatire – und das Publikum grölt freilich ohnehin den Originaltext.
Was in Sachen Sexismus keinen großen Unterschied macht. Als Sekretärin arbeitet Layla schließlich in einem immer noch stereotypen Frauenberuf. Und mit den Attributen "schöner, jünger, kleiner" wird sie immer noch auf Äußerlichkeiten reduziert. Der Unterschied ist bloß: Die obszönen Worte fehlen.
"Layla" war und bleibt sexistisch – aber das ist nicht das Problem
Nun wird niemand den eher konservativen Wiesnwirten ernsthaft unterstellen, an der Spitze eines imaginären woken Meinungsfurors gegen Sexismus zu kämpfen. Und das hat von den Wirten auch nie jemand behauptet. Wirte-Sprecher Inselkammer etwa sagte, er finde das Lied "ein bisschen blöd". Das ist einfach ehrlich: Nicht "Layla" ist zu sexistisch, sondern die Wirte sind zu prüde für das Lied. Und so fällt viel Aufregung in sich zusammen.
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Es wird immer klarer, dass man sich die ganze Debatte von Anfang an hätte sparen sollen. Ja, "Layla" ist selbst für einen Ballermann-Hit erschreckend stumpf, hat nicht mal den Ansatz einer Pointe. (Das geht auch anders, man denke an: "Ich überleg', mit dem Saufen aufzuhören – aber ich schwanke noch.") Doch dass im Jahr 2022 die Worte "Puff" und "geil" noch anstößig sein könnten, ist verwunderlich. Die Sänger freuen sich über die plumpe Provokation: Das Verbot hat ihr Lied berühmter gemacht, als jede Promo-Tour es je hätte tun können.
- bild.de: "Layla jetzt BayWa-Sekretärin"