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München

Sehnsuchtsort polarisiert München: Was passiert mit dem Grünwalder Stadion?


Sehnsuchtsort polarisiert München
Wie um die Zukunft des legendären Grünwalder Stadions gerungen wird

Von Patrick Mayer

28.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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TSV 1860 München gegen Fortuna Köln, im Grünwalder Stadion (Archivbild): Das Stadion soll für 77 Millionen saniert werden.Vergrößern des Bildes
TSV 1860 München gegen Fortuna Köln, im Grünwalder Stadion (Archivbild): Das Stadion soll für 77 Millionen saniert werden. (Quelle: Mis/imago-images-bilder)

Viel Geld, Zoff und ein Verein, der sich nicht festlegen will: Mitten in München soll das Grünwalder Stadion für 77 Millionen Euro saniert werden. t-online erklärt den Fußball-Sehnsuchtsort, der polarisiert.

Laut einem Online-Portal soll das Grünwalder Stadion zu den zehn beliebtesten Stadien in Deutschland gehören. Doch die Kultstätte, die 1911 erbaut wurde, ist in die Jahre gekommen.

Anfang der 1970er-Jahre schoss der "Bomber der Nation", Gerd Müller, für den FC Bayern hier Tore wie am Fließband. Stadtrivale TSV 1860 München wurde im Grünwalder 1966 das einzige Mal Deutscher Meister, weswegen Fans der Löwen es liebevoll "das Sechzger" nennen.

Und weil der TSV 1860 zurück in die 2. Bundesliga will und viele Münchner nicht von ihrem Fußball-Denkmal loslassen können, soll es ab 2026 aufwendig saniert werden, für 77 Millionen Euro. Begeistert sind davon längst nicht alle. Das Grünwalder Stadion polarisiert im Südosten Münchens. Es ist eine hitzige Debatte, die bis in den Stadtrat hineinreicht.

Wildpinkler und grölende Fans: Anwohner in Giesing sind genervt

Anwohner beschweren sich über grölende Fans, Straßen voller Glasscherben sowie über Wildpinkler. Man muss wissen: Manche Wohnhäuser liegen nur wenige Meter von den Tribünen entfernt. Das gefällt längst nicht jedem. Ein Beispiel: Wegen der fast unmöglichen Herausforderung, rivalisierende Fanlager voneinander zu trennen, hat die Münchner Polizei etliche Heimspiele zu Hochrisiko-Partien erklärt.

"Aufgrund der Lage des Stadions in Giesing hat der Schutz der Anwohner natürlich eine besondere Bedeutung", erklärt Verena Dietl t-online. Die 3. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt ist selbst 1860-Fan. Sie berichtet von Plänen, nach den Spielen zusätzliche Reinigungen im Umkreis des Stadions zu veranlassen. Auch sollen künftig mobile Toilettenanlagen aufgestellt werden.

Zoff zwischen 1860 und der Stadt München

Aber nicht nur wegen der Anwohner ist das Stadion in München längst ein Politikum. Ende 2021 gerieten Löwen-Präsident Robert Reisinger und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) medial aneinander. Grund: ein fehlendes Bekenntnis vom TSV 1860 "zum langfristigen Spielbetrieb" im teuer umgebauten Stadion.

Bayern-Fan Reiter sagte bei münchen tv: "Ich hätte halt gerne mal eine klare Aussage des TSV 1860. Den einen TSV 1860 in der Stadionfrage –den gibt’s dummerweise nicht."

Zuvor hatte Reisinger der Münchner "Tz" gegen Reiter gestichelt: "Ich wusste gar nicht, dass für die Stadtpolitik nicht mehr das Parteibuch, sondern die Vereinszugehörigkeit entscheidend ist."

TSV 1860 träumt von der 1. Liga

Reiter will wissen, wie viel Miete die Profi-Tochter des Vereins zahlen kann, um die Kosten für den Ausbau darüber zu tilgen. Schließlich wird München laut Städtekämmerer Christoph Frey für Investitionen rund 7,5 Milliarden Euro Schulden machen. Auf welchen Kompromiss sich die "Sechzger" bei der Miete mit der Stadt geeinigt haben, verschweigt der Klub auf Nachfrage.

In einem Schreiben der "Sechzger", das t-online vorliegt, heißt es stattdessen: „Es wurde öffentlich davon gesprochen, sich mindestens zehn Jahre nach Abschluss der Arbeiten zu Nutzung des Stadions zu verpflichten.“ Das wollten die Löwen nicht, da ein "Ligabetrieb im Grünwalder Stadion in der 1. Bundesliga nicht realistisch" sei.

Die langfristige Nutzung soll den Umbau finanzieren

Die 1. Bundesliga klingt ambitioniert für einen Drittligisten, doch es zeigt die Dimension der Debatte. In München und Umgebung leben Zehntausende 1860-Fans. Dietl kündigt gegenüber t-online "Detailgespräche mit dem Verein" an und nennt die „Möglichkeit einer Erbbaurechtslösung“. Und sie fordert "Bekenntnisse für eine längerfristige Nutzung des Stadions, um die dafür nötigen Finanzmittel zu sichern".

Jüngst hatten sich Mitglieder des Stadtrates laut "Süddeutscher Zeitung" offiziell "verwundert" bis "enttäuscht" über den TSV 1860 gezeigt, weil dieser als Hauptmieter bislang ein solches Bekenntnis vermeidet.

Sanierung des Grünwalder Stadions: Olympiastadion als Ausweichstätte?

Hier kommt auch das Olympiastadion ins Spiel. Die Sportstätte der Sommerspiele 1972 soll samt historischem Zeltdach zwischen 2024 und 2026 für 215 Millionen Euro saniert werden. Das "Oly" ist die einzige mögliche Ausweichspielstätte für Profifußball im Stadtgebiet, erklärt Dietl: "Sollte es den Nutzervereinen des städtischen Stadions an der Grünwalder Straße nicht gelingen, selbst eine Ausweichspielstätte zu finden, müssten beide Stadien synchron saniert werden."

Ergebnis: 1860 hätte währenddessen keinen Ort mehr, um in München zu spielen. Was bleibt, ist viel Diskussionsstoff zu einem Stadion, das München polarisiert.

Verwendete Quellen
  • Schriftliche Anfrage an Verena Dietl, 3. Bürgermeisterin Münchens
  • Schriftliche Anfrage an den FC Bayern München
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