"Es ist wirklich dramatisch" S-Bahnen kollidieren – mindestens ein Todesopfer, 18 Verletzte
In Schäftlarn bei München sind bei einem S-Bahn-Unfall 18 Menschen verletzt worden. Ein Fahrgast starb. Die Hintergründe des Unfalls sind unklar.
Bei einem Zusammenstoß von zwei S-Bahnen in der Nähe von München ist ein Fahrgast gestorben, 18 weitere Menschen wurden verletzt. Die beiden Züge der Linie S7 waren am Montag gegen 16.35 Uhr in der Nähe des Bahnhofs Ebenhausen-Schäftlarn auf einer eingleisigen Strecke frontal zusammengestoßen, wie die Polizei mitteilte.
Bei dem getöteten Fahrgast handelt es sich um einen 24-jährigen Afghanen, teile ein Polizeisprecher mit. Fünf Menschen erlitten schwere Verletzungen, 13 mittelschwere. 25 Insassen aus den beiden S-Bahnen seien zudem ambulant versorgt worden.
Wie ein Sprecher der Münchner Polizei einer t-online-Reporterin vor Ort sagte, würden die weiteren Fahrgäste medizinisch untersucht. Insgesamt waren 95 Menschen in den Zügen. Sie waren zuvor aus den Waggons gebracht worden. Die Strecke soll die ganze Nacht über gesperrt bleiben. Erste Bilder vom Unfallort sehen Sie im Video oben oder hier.
Polizei München: Unfallursache bislang unklar
Die Unfallursache ist derzeit unklar. Nach ersten Erkenntnissen waren die beiden Züge südlich von München in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs. In dem Bereich des Zusammenstoßes ist die Bahnstrecke eingleisig. Warum beide Züge gleichzeitig auf der Strecke fuhren, sei Gegenstand der Ermittlungen, erläuterte ein Sprecher.
Das Polizeipräsidium arbeite dabei mit der Bundespolizei zusammen. Die Bahnsicherheit liegt üblicherweise im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei. Einer der Züge ist wohl entgleist, beide Bahnen stünden laut dem Sprecher aber noch aufrecht.
Für die Bergungsarbeiten und die Ermittlungen waren insgesamt rund 330 Polizisten und zahlreiche Feuerwehrleute vor Ort. Die Einsatzkräfte sind nun damit beschäftigt, die beiden Bahnen zu bergen. Der Unglücksort mit den entgleisten Waggons ist allerdings nur schwierig zu erreichen, weil er erhöht auf einem Damm liegt.
Söder: "Schreckliche Nachrichten"
"Das sind schreckliche Nachrichten", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf Twitter. "Wir trauern mit den Angehörigen und wünschen allen Verletzten des S-Bahn-Unglücks schnelle Genesung." Und er lobte: "Danke an all die Rettungskräfte für ihren schnellen Einsatz."
Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) war an den Ort des Unglücks geeilt. "Es ist schon schockierend, wenn man sieht, (...) was da für Kräfte wirken", sagte sie. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen des Todesopfers und bei den Verletzten. "Ich wünsche sehr, dass auch die, die nicht verletzt sind, diese Bilder möglichst schnell wieder loswerden."
"Es ist wirklich dramatisch", schilderte Schreyer später im Gespräch mit Bild-TV die Szenen aus Schäftlarn. Ein Krisen-Interventionsteam sei vor Ort, um die Bilder "erarbeiten zu können". Wie lange der Einsatz heute noch laufe, könne man derzeit nicht sagen.
Beinahe-Unfall nahe dem jetzigen Unglücksort
Der Unfall ruft schlimme Erinnerungen wach. Erst Anfang August waren in Tschechien ein deutscher und ein tschechischer Zug auf eingleisiger Strecke zusammengestoßen. Drei Menschen starben, zehn wurden schwer oder lebensgefährlich verletzt. Rund zwei Wochen später ein Beinahe-Unfall nicht weit vom jetzigen Unfallort: Nach Medienberichten waren bei Icking zwei S-Bahnen aufeinander zugefahren, die Zugführer konnten aber noch rechtzeitig abbremsen.
Und dann das Zugunglück von Bad Aibling, am 9. Februar 2016: Zwölf Menschen kamen ums Leben, 89 wurden verletzt. Aufgrund menschlichen Versagens waren zwei Züge der Bayerischen Oberlandbahn ineinander geprallt. Ein Fahrdienstleiter hatte mit dem Handy gespielt und davon abgelenkt falsche Signale gesetzt. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt und kam nach zwei Drittel der Zeit frei.
Deutsche Bahn drückt Bedauern aus
Die Deutsche Bahn hat nach dem Unfall ihr Bedauern ausgedrückt. "Den Angehörigen der Unfallopfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung", sagte Heiko Büttner, Chef der S-Bahn München, am Montagabend.
Der betroffene Streckenabschnitt zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen ist derzeit gesperrt, so die S-Bahn München. Ein Ersatzverkehr mit Bussen ist zwischen Wolfratshausen und Großhesselohe Isartalbahnhof eingerichtet worden. Die S-Bahnen der S7 nach Wolfratshausen wenden am Großhesselohe Isartalbahnhof.
Zudem richtete die Bahn eine Telefonhotline ein. Seit 19.30 Uhr ist sie unter der Nummer 0800 3 111 111 erreichbar. Als Betreiber der S-Bahn hatte die Bahn zunächst auf Twitter mitgeteilt, dass in dem Bereich zwischen Ebenhausen-Schäftlarn und Baierbrunn "Gegenstände auf der Strecke" seien.