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München

Ladenschluss in Bayern um 20 Uhr: Ist das in München noch zeitgemäß?


Pro und Kontra
Ladenschluss in Bayern bleibt bei 20 Uhr: Ist das noch zeitgemäß?

  • Sven Sartison
Pro & KontraVon Sven Sartison, Simon Ehmann

Aktualisiert am 11.07.2025 - 19:55 UhrLesedauer: 1 Min.
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Eine Kundin beim Einkaufen im Supermarkt in München (Archivbild): Die Regelung, dass in Bayern um 20 Uhr Schluss ist, wird unter Verbrauchern heiß diskutiert. (Quelle: IMAGO/Wolfgang Maria Weber/imago-images-bilder)
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Ab August gilt in Bayern das neue Landeschlussgesetz. Doch für Verbraucher ändert sich nicht viel: Auch in Zukunft müssen Geschäfte bereits um 20 Uhr schließen. Ist das sinnvoll?

Erstmals seit fast 70 Jahren hat der bayerische Landtag ein eigenes Ladenschlussgesetz beschlossen. Ab dem 1. August gelten neue Regeln. Für den Alltag der Münchner ändert sich jedoch kaum etwas: Geschäfte dürfen weiterhin nur von 6 bis 20 Uhr öffnen.

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Zwar dürfen die Kommunen künftig acht verkaufsoffene Nächte bis Mitternacht genehmigen und Einzelhändler pro Jahr zusätzlich an vier selbst gewählten Tagen länger öffnen, doch die grundsätzliche Begrenzung bleibt. Lediglich Supermärkte ohne Personal mit maximal 150 Quadratmetern Verkaufsfläche dürfen künftig rund um die Uhr geöffnet haben – auch an Sonn- und Feiertagen.

Bayern ist somit, gemeinsam mit dem Saarland, das einzige Bundesland, welches an der 20-Uhr-Grenze festhält. Das führt zu der Frage: Passt ein Ladenschluss um 20 Uhr noch zu einer modernen Großstadt wie München?

Pro
Sven Sartison
Sven SartisonRedakteur Regio München

Wer richtig plant, schafft seinen Einkauf bis 20 Uhr

Spät einkaufen nach 20 Uhr? Nicht in München und dem Rest von Bayern – und das ist gut so. Am Donnerstag hat der Landtag das neue Ladenschlussgesetz verabschiedet, mit dem der Freistaat weiter an den im Bundesvergleich strengsten Öffnungszeiten festhält. Moderne Großstadt hin oder her: Diese Entscheidung ist richtig.

Denn Hand aufs Herz – wie oft kommt es wirklich vor, dass man abends ganz unvorhersehbar noch Milch oder Klopapier braucht? Der eigene Kühlschrank oder die Vorratskammer leeren sich schließlich nicht ganz plötzlich. Situationen, in denen man nach 20 Uhr noch dringend etwas braucht, sind überschaubar und fast immer das Ergebnis mangelnder Planung.

Dafür die Öffnungszeiten bis 22 oder gar 24 Uhr zu verlängern, mag für den einen oder anderen Konsumenten verlockend wirken. Doch der Preis dafür wird von anderen gezahlt: von den Beschäftigten im Einzelhandel. Längere Öffnungszeiten bedeuten spätere Feierabende, weniger Zeit mit Familie und Freunden, weniger gesellschaftliche Teilhabe.

Viele werden nun argumentieren: "Wer im Einzelhandel tätig ist, hat sich den Job freiwillig ausgesucht und weiß, worauf er sich einlässt." Aber: Viele Menschen arbeiten im Einzelhandel nicht aus reiner Berufung, sondern weil sie auf das Geld angewiesen sind. Gerade Alleinerziehende, junge Menschen ohne Ausbildung, Quereinsteiger oder Geringverdiener mit einem Zweitjob haben oft keine echte Wahl.

Zudem ist es auch nicht so, als hätten Supermärkte nur an zwei Tagen in der Woche für drei Stunden geöffnet. Die meisten Läden haben an sechs Tagen für mindestens zehn, teilweise auch zwölf Stunden offen. Jetzt schon. Genug Zeit also, um mit etwas Planung den Wocheneinkauf zu erledigen.

Und wer vor dem Feierngehen am Wochenende doch noch überraschend und ganz dringend nach 20 Uhr eine Flasche Bier, eine Tüte Chips oder eine Tiefkühlpizza braucht, für den gibt es noch immer Kioske oder Tankstellen. Und in modernen Großstädten wie München auch trotz Ladenschlussgesetz den ein oder anderen Supermarkt, der länger geöffnet hat – so zum Beispiel am Haupt- und Ostbahnhof.

Kontra
Simon EhmannWerkstudent Regio München

München will Weltstadt sein – aber nur bis 20 Uhr

In der bayerischen Landeshauptstadt endet der Einkaufstag auch künftig um Punkt 20 Uhr – so will es das neue bayerische Ladenschlussgesetz. Während andere Bundesländer längst auf flexiblere Öffnungszeiten setzen, hält Bayern – gemeinsam mit dem Saarland – weiterhin unbeirrt an der traditionellen 20-Uhr-Grenze fest. In einer Metropole wie München wirkt das aus der Zeit gefallen.

Dabei zeigt ein Blick über den weiß-blauen Tellerrand: In Berlin sind Supermärkte teilweise bis Mitternacht geöffnet, Hamburg erlaubt mit wenigen Ausnahmen sogar den 24-Stunden-Betrieb. Und auch in europäischen Nachbarstädten wie Amsterdam oder Kopenhagen hat man längst erkannt, dass sich der Alltag der Menschen nicht an starren Uhrzeiten orientiert.

Münchens Starrsinn kostet – nicht nur Nerven, sondern auch Attraktivität. Wer international mithalten will, muss auch so auftreten. Touristen, die aus anderen (Bundes-)Ländern nach München kommen, reagieren auf die 20-Uhr-Regel vollkommen zu Recht meist mit Unverständnis. Denn während man anderswo auch später noch schnell etwas fürs Abendessen besorgen kann, bleibt in München oft nur der Blick in den leeren Vorratsschrank.

Gleichzeitig werden engagierte Einzelhändler ausgebremst: Wer seine Öffnungszeiten an den Bedürfnissen der Kundschaft ausrichten möchte, darf es schlicht nicht. Das ist nicht nur wirtschaftlich hinderlich, sondern auch eine ziemlich deutliche Geste staatlicher Bevormundung.

Dabei gäbe es praktikable Lösungen: Längere Öffnungszeiten ließen sich durch flexible Schichtsysteme organisieren – inklusive tariflicher Zuschläge. Und längere Öffnungszeiten bedeuten auch mehr Beschäftigung, besonders für Menschen, die gerne abends oder am Wochenende arbeiten. Entscheidend ist dabei eines: die Freiheit zur Entscheidung. Ob ein Laden um 20 Uhr oder um 22 Uhr schließt, sollte nicht in der Staatskanzlei entschieden werden, sondern dort, wo es am meisten Sinn ergibt: im Laden selbst.

 
 
 
 
 
 
 

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