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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mit TikTok und Talenten Michael Ruoff aus München will FDP-Bayern retten

Die Mitglieder der bayerischen FDP wählen einen neuen Chef. Einer der Kandidaten kommt aus München und spricht offen über strategische Fehler.
Die bayerischen Liberalen stehen vor einer Neuausrichtung, nachdem sie bei der Bundestagswahl im Freistaat nicht überzeugen konnten. Noch bis zum Mittwochabend hat die Parteibasis in einer Mitgliederbefragung die Möglichkeit, einen neuen Landesvorsitzenden zu bestimmen. Zur Wahl stehen Thomas Klaue aus dem Landkreis München, der frühere Landtagsabgeordnete Matthias Fischbach aus Mittelfranken sowie der Münchner Unternehmer und FDP-Stadtvorsitzende Michael Ruoff.
Im Gespräch mit t-online hat Michael Ruoff seine Pläne vorgestellt, um der FDP wieder zu mehr Relevanz zu verhelfen. "Die FDP wurde von den jungen Menschen in die Bundesregierung getragen und nach der Ampel haben die jungen Menschen der FDP einen knallharten Denkzettel verpasst", bilanziert er. Ruoff sieht insbesondere Defizite in der digitalen Kommunikation und Social-Media-Strategie seiner Partei.
Michael Ruoff: "Bildung ist die härteste Währung"
Ruoff bezeichnet es als "kapitale Fehlentscheidung", Plattformen wie TikTok den anderen Parteien zu überlassen, und möchte "Multiplikatoren" gewinnen, um junge Menschen wieder für die Inhalte der FDP zu begeistern. Zentral für ihn sei die Verteidigung des Aufstiegsversprechens und die Wiederherstellung von Generationengerechtigkeit. Dabei betont er: "Bildung ist die härteste Währung für Chancengleichheit."
Zur Person
Michael Ruoff ist seit 2020 Vorsitzender der FDP München, sein Stimmkreis liegt in Bogenhausen. Aufgewachsen ist er in Niederbayern, seit über 20 Jahren lebt er in München. Nach einem Jura- und BWL-Studium ist er mittlerweile als Finanzinvestor tätig. Der 49-Jährige ist verheiratet und hat fünf Kinder.
Michael Ruoff tritt zudem für eine grundlegende Reform des Bildungssystems sowie eine kapitalgedeckte Altersvorsorge ein: "Hier bleiben uns nur wenige Jahre, um die Weichen zu stellen." Parteiintern möchte Ruoff mehr Debatten ermöglichen und neue Talente fördern. Aus Parteikreisen wird ihm aktuell die größte Chance auf einen Sieg im ersten Wahlgang eingeräumt; bei einer möglichen Stichwahl könnte es zwischen ihm und Matthias Fischbach zu einer Entscheidung kommen.
FDP in Bayern müsse mehr Debatten zulassen
Auch parteiintern setzt der 49-Jährige auf Veränderung. Die bayerische FDP müsse mehr Debatten zulassen, neue Talente sichtbar machen und ihr politisches Profil schärfen. Dafür brauche es Führungsstärke, strategisches Denken und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Die FDP in Bayern brach bei der Bundestagswahl im Februar dieses Jahres auf 4,2 Prozent ein (minus 6,4 Prozent). Die bisherigen Landesvorsitzenden Martin Hagen und Katja Hessel hatten danach angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen. Endgültig entschieden wird über den neuen Landesvorsitzenden auf dem Landesparteitag der FDP Bayern am 28. und 29. Juni in Amberg.
- Eigene Recherche
- Telefonat mit Michael Ruoff