Olympia-Attentat von 1972 Historiker entdecken brisantes Detail

Die Geiselnehmer 1972 bei Olympia in München sahen angeblich alles live im Fernsehen – doch das stimmt wohl nicht. Eine neue Analyse deckt Details auf.
Ein jahrzehntelang für wahr gehaltener Mythos über das Olympia-Attentat 1972 ist widerlegt: Die palästinensischen Terroristen konnten die Polizeiaktion auf den Dächern des Olympischen Dorfes nicht im Fernsehen verfolgen, weil es in ihrem Versteck gar keinen Fernseher gab. Das belegt eine neue Studie des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin.
Die Historiker Adrian Hänni, Dominik Aufleger und Lutz Kreller werteten Polizeifotos, Tatortsicherungsberichte und Baupläne aus. Ergebnis: Weder zeigen die Fotos ein TV-Gerät, noch taucht in der 25-seitigen polizeilichen Auflistung aller Gegenstände im Apartment ein Fernseher auf. Auch die Architekturpläne sahen keine TV-Anschlüsse für die Räume an der Connollystraße 31 vor.
Polizisten wurden abgezogen, um Politiker nicht zu gefährden
Bislang galt es als ausgemacht, dass die Geiselnehmer live verfolgten, wie sich Sicherheitskräfte auf den Dächern positionierten – und die Polizei deshalb ihre Beamten abzog. Tatsächlich war der zeitliche Zusammenhang reiner Zufall: Die Polizisten wurden abgezogen, um die anreisenden Politiker Genscher, Schreiber und Merk bei erneuten Verhandlungen nicht zu gefährden.
„Ob die Täter Fernseher hatten oder nicht, hatte vermutlich keinen direkten Einfluss auf die Abläufe", sagt Professor Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte. „Dennoch ist es ein Beispiel für ein sehr populäres Narrativ, dass jahrzehntelang schlicht nicht hinterfragt wurde." Die Historikerkommission forscht noch bis Ende 2026 zum Olympia-Anschlag und dessen Aufarbeitung.
- aufarbeitung-olympia72.de: Die Täter von München sahen keine TV-Bilder
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