Kardinal Marx darf zumindest wählen Warum der nächste Papst wohl eher nicht aus München kommt

Wer folgt auf Papst Franziskus? Mit Kardinal Marx hat da auch ein Geistlicher aus München ein Wort mitzureden. Marx selbst gilt allerdings als umstritten.
Die katholische Kirche braucht nach dem Tod von Papst Franziskus einen Nachfolger. Bei dessen Wahl darf auch Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof des Bistums München und Freising, mitentscheiden. Gemeinsam mit den beiden anderen deutschen Kardinälen Reiner Maria Woelki aus Köln sowie Gerhard Ludwig Müller, den Papst Benedikt XVI. in den Vatikan holte, zieht Marx in das Konklave ein, das den Nachfolger von Papst Franziskus wählt.
Als Papabile – also als Papstanwärter – gilt Marx jedoch nicht. Wobei er noch vor wenigen Jahren ein Kandidat gewesen wäre. Marx war nämlich lange der deutsche Theologe, der am engsten mit Papst Franziskus zusammenarbeitete und zu den mächtigsten Geistlichen in der europäischen Kirche gehörte.

Das ist ein Kardinal
Unter Kardinal versteht man einen Titel, der vom Papst verliehen wird. Dieser Titel berechtigt seinen Träger, bei Papstwahlen abzustimmen – allerdings nur, wenn der Kardinal unter 80 Jahre alt ist. Zudem verpflichtet der Titel die Geistlichen zu einer besonderen Mitverantwortung für die Gesamtleitung der Kirche.
Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs brachte Marx in Verruf
Um den ehrgeizigen 71-Jährigen ist es allerdings innerkirchlich ruhig geworden – mitverantwortlich dafür ist die von Gutachtern kritisierte Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Ein 2021 von Marx eingereichtes Rücktrittangebot lehnte Franziskus aber ab.
Papst Franziskus holte Marx kurz nach seiner Wahl 2013 in den nur wenige Kardinäle umfassenden Kardinalsrat, sein wichtigstes Beratergremium. 2023 berief er allerdings den Deutschen nicht mehr. Marx ist durch seine vielfältigen Aufgaben weiterhin bestens vernetzt in der Weltkirche – die Wahl zum Papst dürfte dennoch unwahrscheinlich sein.
Auch die anderen deutschen Kardinäle sind umstritten
Genau wie Marx gelten auch die anderen beiden deutschen Kardinäle als umstritten. Kardinal Müller etwa ist Vertreter des erzkonservativen Flügels der katholischen Kirche. Er fiel beispielsweise dadurch auf, dass er die deutliche Distanzierung der deutschen Bischofskonferenz von der AfD als Opportunismus kritisierte. Das Ende 2023 veröffentlichte Papier von Papst Franziskus zur Segnung auch homosexueller Paare brandmarkte Müller mit dem Hinweis, dass das Dokument eine Irrlehre – Häresie – zur Konsequenz habe.
Kardinal Woelki wurde zuletzt von Franziskus selbst für seine Kommunikation bei der Aufarbeitung von Missbrauchstaten kritisiert. Zehntausende Menschen traten in der Folge binnen zwei Jahren aus der katholischen Kirche in Köln aus. Dass nach Papst Benedikt erneut ein Deutscher oder gar ein Bayer das höchste Amt in der Kirche begleiten wird, gilt also als unwahrscheinlich.
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp
- kirche-und-leben.de: Was ist ein Kardinal?