Touren im Pfaffenwinkel Auf dem Rad durch Bayerns märchenhafte Moorwelt

Vom Fahrradsattel direkt in die Eiszeit: Im Pfaffenwinkel können Radler geheimnisvolle Moorlandschaften und historische Orte erkunden.
Vor rund 10.000 Jahren schoben sich tonnenschwere Gletscher durchs Alpenvorland – ihr Rückzug formte Senken, Tümpel und Mulden, in denen langsam Moore wuchsen. Heute sind diese Relikte der Eiszeit stille Naturschätze im oberbayerischen Pfaffenwinkel zwischen Starnberger See, Lech, Loisach und dem Alpenrand – und sie lassen sich jetzt per Fahrrad auf sechs neuen Radrouten entdecken.
Ob das Schwarzlaichmoor bei Hohenpeißenberg oder das Wiesfilz nahe der berühmten Wieskirche: Die neuen Touren zeigen das Alpenvorland von seiner ursprünglichsten Seite. Die Moore und Filze sind heute Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Wer mehr über diese besonderen Biotope erfahren will, kann das Rad auch gerne mal abstellen und über begleitende Naturlehrpfade wandern. Besonders praktisch: Die neuen Runden sind untereinander kombinierbar – ideal für längere Touren mit Übernachtungen.
Die Touren sind zwischen 17 und 90 Kilometer lang, durchgängig beschildert und lassen sich auch zu Mehrtagestouren verbinden. Drei Beispiele für Touren im Überblick:
Familienfreundlich: Die 17 Kilometer lange Runde ums Schwarzlaichmoor bei Peiting ist flach (nur 72 Höhenmeter), in gut einer Stunde machbar und führt auf halber Strecke vorbei am Stiefelweiher – perfekt für eine Badepause im Sommer.
Natur und Kultur: Die "Wiesfilz"-Tour mit 2,5 Stunden verbindet Rad- und Fußweg: Nach einer Etappe entlang des Lechs können Besucher zu Fuß den sieben Kilometer langen Moorlehrpfad bei Prem erkunden – bevor es zurück über die weltberühmte Wieskirche (Unesco-Weltkulturerbe aus dem Rokoko) geht. Rund um die Kirche liegen malerische Filz- und einzigartige Moorlandschaften, die man besonders gut zu Fuß auf dem Brettlesweg entdecken kann.
Für Ambitionierte: Eine 42 Kilometer lange Radschleife führt zwischen Lech und Ammer entlang und verlangt mit 311 Höhenmetern etwas Kondition, belohnt aber mit vier Badestellen und Stationen wie Rottenbuch, Wildsteig und Steingaden. Pausieren lässt sich hier auch genüsslich in netten Cafés oder Gasthäusern. Bestens für eine Tagestour geeignet.
Alle Touren mit einem Schmetterling beschildert
Drei der Strecken verlaufen durch den Westen des Pfaffenwinkels, drei führen weiter in Richtung Osten und sogar bis in die Zugspitzregion. Alle sechs neuen Touren stehen unter dem Motto "Land der Moore" und sind einheitlich beschildert – ein gelb-oranger Schmetterling weist den Weg. Kartenmaterial zu allen Wegen findet sich unter diesem Link.

Was ist ein Moor?
Moor ist nicht gleich Sumpf: Ein Moor entsteht, wenn über lange Zeit mehr Wasser als Sauerstoff vorhanden ist – abgestorbene Pflanzen zersetzen sich nur unvollständig, es entsteht Torf. Ein Hochmoor wächst extrem langsam, im Schnitt nur 1 Millimeter pro Jahr. Ein Meter Torf ist also rund 1.000 Jahre alt. Moore binden riesige Mengen CO2 – weltweit mehr als alle Wälder zusammen. Werden sie zerstört, entweicht das gespeicherte Treibhausgas.
Wie erreicht man den Pfaffenwinkel? Mit dem Auto ist man von München aus in rund eineinhalb Stunden über die A95 Richtung Garmisch am Ziel (Ausfahrten Sindelsdorf oder Murnau/Kochel). Von Augsburg gibt es eine gute Verbindung zu Steingaden und Peiting über die B17 (Richtung Schongau). In fast allen Orten (zum Beispiel Peiting, Steingaden, Prem, Wildsteig) gibt es kostenfreie Wanderparkplätze oder zentrale Parkmöglichkeiten. Viele Touren starten direkt dort.
Mit der Bahn ist die Ausflugs- und Urlaubsregion über die Zielbahnhöfe Peiting/Peißenberg zu erreichen. Eine Anbindung über die Bayerische Regiobahn (BRB) gibt es ab Weilheim in Oberbayern, dem Knotenpunkt für direkte Züge aus München im Stundentakt.
- Eigene Recherche