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Zum journalistischen Leitbild von t-online.80 Prozent weniger Gas Einst verspottet: Handwerker findet clevere Heizungs-Idee

Wärmepumpen sollen Gas einsparen und das Klima retten. Ein Heizungsbaumeister hat eine günstigere Lösung gefunden – und dafür einen Preis bekommen.
Für sein Heizungsgesetz hat der grüne Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, viel Kritik bekommen. Ähnlich ging es auch dem Heizungsbaumeister und Elektriker Peter Brecklinghaus aus Rheinland-Pfalz. Für seine hybride Lösung hat er nicht nur viel Gegenwind bekommen, sondern auch Spott geerntet. Das hat ihn nicht davon abgehalten, weiterzuentwickeln. Er hat bewiesen, dass man eine vorhandene Heizungsanlage mit einer Wärmepumpe kombinieren kann – "und das auf eine einfache Art und Weise", sagt der Heizungsbaumeister.
Bei der jüngsten Handwerksmesse in München (12. bis 16. März) ist der Pfälzer für sein Heizungs-Hybrid-System mit dem diesjährigen Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistung für das Handwerk ausgezeichnet worden. Das ist für den 55-Jährigen eine große Ehre: "Was soll ich sagen? Das ist die größte Auszeichnung, die man im Handwerk bekommen kann. Mehr ist da jetzt nicht mehr zu holen." Bereits im Vorjahr hatte Brecklinghaus den Innovationspreis Rheinland-Pfalz bekommen. "Der Bundesinnovationspreis toppt das natürlich", sagt er.
Mit der Wärmepumpentechnik beschäftige sich Brecklinghaus schon seit rund 15 Jahren, erzählt er im Gespräch mit t-online. Je mehr sich der Heizungsbaumeister mit dem Thema auseinandersetzte, desto schneller habe er gemerkt, dass die Angebote entweder zu teuer oder zu komplex waren. Auch seine Konkurrenz war überschaubar. "Ich hab dann einen Weg gesucht, wie ich das vereinfachen kann" – und so kam er zu einer kostengünstigeren Variante. Vor viereinhalb Jahren sei ihm dann klargeworden, dass eine hybride Lösung für den Bestand möglich sei.
Und so funktioniert das Heizungs-Hybrid-System: Eine vorhandene Heizungsanlage, die laut dem Elektriker 10, 15, 20 Jahre oder älter sein kann, "bleibt bei unserem System drinnen und wird mit einer Wärmepumpe kombiniert". Und das auf eine "einfache Art und Weise", wie Brecklinghaus erklärt, sodass eine Anlage in zwei bis drei Tagen umgebaut sei, "ohne dass die Heizung tagelang ausgestellt werden muss". Kostengünstiger als eine neue Wärmepumpe ist es auch: Für 150 Quadratmeter Wohnfläche kostet es beispielsweise 16.000 bis 19.500 Euro. Zum Vergleich: Eine Wärmepumpe kostet für eine Wohnfläche von 120 Quadratmetern zwischen 20.000 und 40.000 Euro.
Rund 80 Prozent weniger fossile Brennstoffe notwendig
So könne das System auch im Winter ohne Probleme eingebaut werden. Jedes Gebäude könne im Schnitt mit 80 Prozent weniger Öl oder Gas betrieben werden. Der Grund dafür: "Wir haben das gesamte System hybrid anders gedacht", sagt Brecklinghaus und erinnert sich zurück, wie stark sein Vorhaben zu Beginn unter anderem von grünen Experten angezweifelt wurde. "Wir können die Menschen beruhigen und sagen: Es ist alles gar nicht so schlimm wie anfangs gedacht."
Doch die Entwicklung ist bei dem Heizungs-Hybrid-System noch nicht zu Ende: Der Pfälzer möchte Anlagen mit Biogas aus Deutschland sowie mit Wasserstoff betreiben. "Das ist das Nächste, wo man mich wieder belächeln wird. Aber das, was ich jetzt erzähle, ist schon längst Realität."
- Interview mit Peter Brecklinghaus am 19. März 2025