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München

München: Neue Details zu Anschlag auf das iraelische Generalkonsulat


Schüsse auf israelisches Konsulat
Attentäter verabschiedete sich mit Herz-Emojis von Eltern


14.03.2025 - 15:53 UhrLesedauer: 3 Min.
Polizeieinsatz in MünchenVergrößern des Bildes
Polizei vor dem israelischen Generalkonsulat in München am 5. September 2024: Ein 18-Jähriger aus Österreich hatte auf das Gebäude geschossen. (Quelle: Peter Kneffel/dpa/dpa-bilder)
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Im September vergangenen Jahres gab ein 18-jähriger Österreicher Schüsse auf das israelische Konsulat ab. Kurz darauf starb er im Schusswechsel mit der Polizei. Nun veröffentlichen Ermittler neue Details.

Gut ein halbes Jahr ist es her, dass ein 18-jähriger Österreicher auf das israelische Generalkonsulat sowie auf das NS-Dokumentationszentrum geschossen hat. Emrah I. war am Morgen des 5. September 2024 aus Österreich nach München gefahren und eröffnete dort das Feuer auf beide Gebäude. Nach einem Schusswechsel mit der Polizei erlag der Mann seinen Verletzungen.

Das Motiv

Die Ermittler gehen davon aus, dass der 18-Jährige aus einem anti-israelischen Motiv gehandelt hat, wie es in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Generalstaatsanwaltschaft München, der Münchner Polizei sowie des Bayerischen Kriminalamts heißt. Zuvor waren die Beamten von einem überwiegend islamistischen Hintergrund ausgegangen.

Der Oktober 2023, als die Terrorgruppe Hamas Israel angegriffen hatte, sei ein entscheidender Punkt für die Radikalisierung des 18-Jährigen gewesen. Seitdem habe er sich immer häufiger mit dem Nahostkonflikt beschäftigt, vorwiegend auf dem sozialen Netzwerk TikTok. Seine "israelfeindliche ideologische Fixierung" steigerte sich den Ermittlern zufolge seit Oktober 2023 stetig.

Glaube als Muslim

Emrah I. war laut den Ermittlern ein gläubiger Muslim. Aufgrund seines Glaubens habe er sich diskriminiert gefühlt. Gabriele Tilmann von der Staatsanwaltschaft München sagt: "Er hatte das Gefühl, von allem und jeden benachteiligt zu werden, weil er Moslem war." Er habe zunehmend über die vermeintliche Benachteiligung von Muslimen im Internet recherchiert.

Die Waffe

Gegen den 18-Jährigen wurde schon im März 2023 ein Waffenverbot verhängt, welches bis zuletzt galt. In den Monaten vor der Tat habe Emrah I. insgesamt 116 Mal nach Waffen im Internet gesucht.

Bei der Waffe, die Emrah I. am Ende bei der Tat einsetzte, handelte es sich um ein Repetiergewehr aus dem Jahr 1936 mit Bajonett. Dieses stamme aus Beständen der Schweizer Armee. Der Täter soll das Gewehr am 4. September, einen Tag vor der Tat, von einem Privathändler abgekauft haben. Für Privathändler ist es laut den Ermittlern nicht möglich, zu prüfen, ob gegen den Käufer ein Waffenverbot vorliegt.

Der Weg zum Konsulat: Täter suchte Route auf Google maps

Der Österreicher war mit dem Auto seiner Mutter von Österreich nach München gefahren, und am Grenzübergang Freilassing nach Deutschland eingereist. In München angekommen, tankte er den Pkw in einer Shell-Tankstelle in der Tegernseer Landstraße voll. Der 18-Jährige war wohl die ganze Fahrt über allein in dem Auto.

Der 18-Jährige soll am Tatort zunächst orientierungslos umhergelaufen sein. Nachdem er zwei Schüsse auf das NS-Dokumentationszentrum abgefeuert hatte, habe er sich hinter einem Stromkasten versteckt, um die Route zum Israelischen Generalkonsulat nachzuschlagen. Dabei habe er nach den Schlagworten "Israel Botschaft München" gesucht.

Insgesamt soll der Täter elf Schüsse abgefeuert haben, drei davon auf die Polizei. Er wurde von insgesamt 14 Projektilen der Einsatzkräfte getroffen. Zwischen dem Zeitpunkt, als I. aus seinem Pkw stieg und seinem Tod durch den Schusswechsel mit der Polizei vergingen laut den Ermittlern 12 Minuten.

Der Abschied

Kurz vor der Tat hatte der 18-Jährige eine höhere Geldsumme an seinen Bruder überwiesen und Herz-Emojis an seine Eltern verschickt. Dabei habe es sich um eine eher untypische Geste des 18-Jährigen gehandelt, sagt der Leiter der Sonderkommission Karolinenplatz, Sebastian Herre. Die Ermittler werten die Überweisung und die Nachrichten als sein letztes Abschiedszeichen.

Leben als Einzelgänger

Vor der Tat hatte Emrah I. eine neue Ausbildung begonnen, nachdem er die vorherige abgebrochen hatte. Die Ermittler sprachen mit insgesamt 140 Zeugen, darunter auch zwei ehemalige Mitschüler. Laut Ermittlungen war der Täter eine "unreife Persönlichkeit", leicht kränkbar und "in Schule und Ausbildung gescheitert".

"Der Täter hat sich zunehmend zu einem Außenseiter entwickelt", sagt Gabriele Tilmann von der Staatsanwaltschaft. Spätestens seit 2021 habe sich Emrah I. sozial zurückgezogen. Er habe keine Freunde gehabt, "nicht einmal online", sagt Tilmann.

Die Vorstrafen

In Österreich war Emrah I. den Behörden bereits bekannt. In Salzburg lief in der Vergangenheit gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung unter Mitschülern. Nachdem der 18-Jährige wegen der Verwendung von Symbolen der Terrorgruppe "HTS" in einem Computerspiel aufgefallen war, vermerkten die Behörden einen Terrorhinweis in den Papieren des Mannes.

Zusammenhang mit Olympia-Attentat

Der Anschlag fand am 5. September 2024 und somit 52 Jahre nach dem Olympia-Attentat in München statt. Bei diesem hatten Mitglieder der Terrorgruppe "Schwarzer September" israelische Sportler zunächst als Geiseln genommen und später getötet. Den Ermittlern zufolge besteht jedoch kein Zusammenhang zwischen dem Anschlag vom vergangenen Jahr und dem Olympia-Attentat.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz am 14. März 2025
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