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München

Poliovirus in München: Erreger der Kinderlähmung laut RKI im Abwasser


Bisher keine Infektion bekannt
Polio-Erreger im Abwasser von München gefunden

Von dpa
Aktualisiert am 28.11.2024 - 16:28 UhrLesedauer: 2 Min.
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Eine Impfung (Symbolbild): In Deutschland wird ausschließlich inaktivierter Polioimpfstoff verwendet. (Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-bilder)

Polio gilt als nahezu ausgerottet. Doch zuletzt kam es vermehrt zu Nachweisen des Erregers. Nun wurde das Virus auch in München gefunden.

In Proben aus dem Abwasser vier deutscher Städte sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) Polioviren nachgewiesen worden. Betroffen sei auch München, daneben die Städte Bonn, Köln und Hamburg. Bisher wurden keine Polio-Verdachtsfälle oder -erkrankungen an das Bundesinstitut übermittelt. Bei den gefundenen Erregern handelt es sich demnach nicht um den Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen.

Die kursierenden Erreger wurden wahrscheinlich von Menschen eingeschleppt. Diese hätten in ihrem Land die vor allem in Afrika und Asien noch weit verbreitete Schluckimpfung erhalten. Die Viren können von Geimpften bis zu sechs Wochen lang ausgeschieden werden.

Das RKI weist darauf hin, dass hierzulande bei anhaltender Zirkulation des Erregers einzelne Erkrankungen unter nicht ausreichend geschützten Menschen möglich sind. Die Wahrscheinlichkeit sei aber aufgrund der allgemein hohen Impfquoten von bundesweit 90 Prozent und guten Hygienebedingungen in Deutschland gering.

Zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen

Poliomyelitis ist eine hochansteckende Krankheit, die bei nicht ausreichend immunisierten Menschen zu dauerhaften Lähmungen führen kann. Bestehende Impflücken sollten geschlossen werden, rät das RKI. Medizinisches Personal und Mitarbeitende im öffentlichen Gesundheitsdienst sollten jetzt eine erhöhte Wachsamkeit bei Poliomyelitis-typischen Symptomen haben.

"Der Nachweis an verschiedenen Orten weist auf eine Zirkulation dieser Viren hin", hieß es vom RKI. Die Landesbehörden aller Bundesländer und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seien über die Nachweise informiert worden. Weitere Proben würden derzeit noch untersucht. Auch in Spanien (Barcelona) und Polen (Warschau) sei das Virus kürzlich in Abwasserproben nachgewiesen worden.

Auch Vermehrung der Impfviren birgt Risiko

Erhält jemand die Schluckimpfung, können sowohl der Impfling selbst als auch Kontaktpersonen – in sehr seltenen Fällen – an sogenannter Impf-Polio erkranken. Die Symptome sind von Polio durch Wildviren nicht zu unterscheiden. Eine fortlaufende Vermehrung der Impfviren birgt das Risiko, dass der abgeschwächte Erreger sich verändert und das Nervensystem zu infizieren vermag – mit den poliotypischen Lähmungen als mögliche Folge.

Polio wird auch Kinderlähmung genannt, weil der Erreger einst so verbreitet war, dass der Kontakt damit meist schon im Kindesalter erfolgte. Vor allem Kleinkinder waren von den poliotypischen Lähmungen betroffen – meist mit bleibenden Schäden fürs ganze Leben. Eine Therapie gibt es bisher nicht.

Verbreitet wird das hochansteckende Virus meist über kontaminierte Hände als sogenannte Schmierinfektion, in Ländern mit unzureichendem Hygienestandard auch über verunreinigtes Wasser. Polio gilt aufgrund engagierter Impfkampagnen seit Jahren als weltweit nahezu ausgerottet. Menschen, die vollständig gegen Polio geimpft wurden, sind vor der Erkrankung geschützt. In Deutschland werden Babys ab zwei Monaten geimpft.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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