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München

Thomas Gottschalk in München: Scharfe Worte gegen Lanz und Dieter Bohlen


Lesung in München
Thomas Gottschalk: "Naja, wer will mich noch?"


23.10.2024 - 11:37 UhrLesedauer: 4 Min.
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Thomas Gottschalk stellt im Münchner Arri-Kino sein neues Buch„Ungefiltert“ vor. Um das Buch ging es weniger, viel mehr um ihn selbst.Vergrößern des Bildes
Thomas Gottschalk stellt im Münchner Arri-Kino sein neues Buch„Ungefiltert“ vor. Um das Buch ging es weniger, viel mehr um ihn selbst. (Quelle: Patrik Stäbler )

Thomas Gottschalk stellt sein neues Buch vor. Statt aus dem umstrittenen Werk zu lesen, plaudert der Entertainer mit dem Publikum, teilt aus und spricht über seinen Abschied aus dem Fernsehen.

Nach exakt 70 Minuten leuchten die Lichter im Saal des Arri-Kinos kurz auf – als Zeichen, dass die Zeit jetzt eigentlich rum wäre. Doch Thomas Gottschalk wäre nicht Thomas Gottschalk, wenn er punktgenau enden würde. Und so macht der 74-Jährige, der einst bei "Wetten, dass..?" berüchtigt für sein Überziehen war, auch hier und heute keine Anstalten aufzuhören.

Stattdessen blickt er herausfordernd ins Publikum – auf der Suche nach einer weiteren Frage oder einem weiteren Stichwort, um die nächste Anekdote oder den nächsten Kalauer loszuwerden. Zur "Münchner Buchpremiere mit Thomas Gottschalk" hat das Arri- Kino geladen, wo der Showmaster an diesem Abend "Ungefiltert" vorstellt – jenes Werk, das seit seinem Erscheinen vorige Woche mehr Verrisse geerntet hat, als Gottschalk in seinem Leben Gummibärchen verdrücken konnte.

Gut gelaunt und plauderfreudig

Seine Abrechnung mit der Generation Z, sein Gejammer über den Niedergang des Fernsehens und seine "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"-Attitüde seien die Nörgelei eines alten, weißen Mannes, hieß es in den Rezensionen. Und diese haben Gottschalk offenbar getroffen. So sagt er in München: "Mit wurde unterstellt, dass ich kein Verständnis für junge Leute habe. Aber es hat nur wenig Sinn, dass ich mich ändere, nur um 30-jährigen Journalisten zu gefallen."

Abgesehen von derlei Spitzen gibt sich der 1950 in Bamberg geborene Entertainer jedoch gewohnt gut gelaunt und plauderfreudig bei seiner Lesung. Wobei diese Formulierung irreleitend ist, denn gelesen wird im Arri-Kino bloß in homöopathischen Dosen und fast widerwillig.

Gottschalk zum Publikum: "Fragt mich um Himmels Willen was"

Gottschalk trägt eher holprig als heiter nur wenige kurze Passagen aus seinem Buch vor. Viel lieber – und viel besser – erzählt er Schwänke aus seinem Leben, teilt gegen frühere Weggefährten aus und kommt mit dem Publikum ins Gespräch. "Fragt mich um Himmels willen was!", ruft er in den restlos vollen Saal. Und: "Ich habe auch nichts dagegen, wenn sich jüngere Leute über mich beschweren."

Allein diese sitzen nur vereinzelt im Publikum, wo die Haarfarben angegraut bis weiß dominieren und wohl auch deshalb bloß wohlwollende Fragen gestellt werden. Kurzerhand nimmt sich Gottschalk daher selbst aufs Korn. Ob er einen Schneider habe?, will eine Frau von ihm wissen.

Worauf der 74-Jährige an sich hinabblickt zu den obligatorischen Lederstiefeln und einem Outfit, das man am ehesten noch als grün-grauen Samtanzug beschreiben kann. Dann antwortet Gottschalk: "Nee, bist Du verrückt? Den hätte ich längst erschossen!"


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Man hat mich oft als Frauen-Betatscher hingestellt. Aber ich habe alle angefasst, einfach weil ich ein großer Tatscher bin.


Thomas gottschalk


Gottschalk geht auf seinen Ruf als Grapscher ein, der vor allem weiblichen Gästen auf der "Wetten, dass..?"-Couch zu Leibe rückte. So habe er in einer Sendung dem Schauspieler Peter O'Toole den Kopfhörer für die Simultanübersetzung, der ständig rausgefallen sei, kurzerhand ins Ohr gedrückt. "An seinem Ohr hatte ich mehr Spaß als am Knie von Geri Halliwell", scherzt Gottschalk in Anspielung auf seine Annäherungsversuche an das "Spice Girl".

Gottschalk über Dieter Bohlen: "Mit Scheuklappen unterwegs"

"Man hat mich oft als Frauen-Betatscher hingestellt. Aber ich habe alle angefasst, einfach weil ich ein großer Tatscher bin." Allein bei Michael Jackson habe er sich zurückgehalten: "Da hatte ich Angst, dass er auseinanderfällt."

Seiner Zeit als Maestro des Samstagabends trauert Gottschalk hörbar hinterher. Dass er nach "Wetten, dass..?" in die Jury von "Das Supertalent" ging, sei ein Fehler gewesen, räumt Gottschalk ein. "Ich habe unterschätzt, dass Dieter Bohlen mit Scheuklappen unterwegs ist. Ich habe mich nicht wohl gefühlt in dieser Sendung."

Über Markus Lanz, seinen Nachfolger bei "Wetten, dass..?", sagt Gottschalk: "Hape Kerkeling hat dem ZDF einen Korb gegeben, deshalb haben sie den armen Lanz da reingequatscht." Dieser habe jedoch nicht zur Sendung gepasst: "Wenn ein Wettkandidat gesagt hat, er macht 100 Liegestütze, dann habe ich gesagt: Ich kann zwei. Aber Lanz hat gesagt: Ich kann 97 Liegestütze. Und dann hat er auch noch 90 gemacht, und der Kandidat hat zum Weinen angefangen." Das sei das Problem gewesen, so Gottschalk: "Man muss sich blöder stellen, als man ist – und das kann ich gut."

Gottschalk deutet baldigen Abschied aus dem Fernsehen an

Nach weiteren Abstechern bei Stefan Raab ("Er hat zwar zu viele Zähne im Gesicht, ist aber ein relativ trittsicherer Kollege") und Eva Hermann ("Also die geht überhaupt nicht") biegt Gottschalk auf die Zielgerade ein – und heizt Spekulationen über seinen baldigen Abschied bei der Sendung "Denn sie wissen nicht, was passiert" an.

Wie lange er noch im Fernsehen zu sehen sein wird? "Naja, wer will mich noch?", fragt der 74-Jährige. "Weil ich die meisten meiner Gags gar nicht mehr machen dürfte, und die meisten Gäste würde ich nicht mehr kennen." Und dann sagt Thomas Gottschalk noch: "Die Zeiten sind andere geworden."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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