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Hochwasser in München: Experte erklärt, wie es dazu kommen kann | Bayern


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15 bis 25 Prozent mehr Regen
Droht das nächste Hochwasser?


06.06.2024Lesedauer: 3 Min.
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Hochwasser am 3. Juni 2024 in München (Archivbild): Ein Wissenschaftler erklärt das Wetterphänomen dahinter. (Quelle: IMAGO/Revierfoto/imago)

In den vergangenen Tagen kam es in weiten Teilen Bayerns zu Hochwasser. Ein Münchner Experte erklärt, womit das zusammenhängt und gibt einen Ausblick für den Sommer in der Landeshauptstadt.

Bäche wurden zu reißenden Flüssen, Flüsse zu gewaltigen Wassermassen, die über die Ufer traten und in vielen Teilen Bayerns für Hochwasser sorgten. Die Wetterlage, die den Dauerregen verursacht hat, ist keine seltene, jedoch tritt sie durch den Klimawandel etwas häufiger und vor allem heftiger auf. Ein Experte erklärt, wie es dazu kommt und auch, mit welcher Prognose für den Sommer in München zu rechnen ist.

Prof. Dr. Ralf Ludwig ist an der Ludwig-Maximilians-Universität an der Fakultät für Geowissenschaften tätig und erklärt, dass eine sogenannte Vb-Wetterlage verantwortlich für das Hochwasser in Südbayern ist. "Die Vb-Wetterlagen sind keine Folge des Klimawandels, sondern ein durchaus bekanntes Witterungsphänomen, aber wir müssen damit rechnen, dass sie durch die globale Erwärmung an Intensität zunehmen, etwas häufiger und bereits früher im Jahr in Erscheinung treten", sagt Ludwig.

Intensität des Regens variiert sehr stark

Die Besonderheit an den Vb-Wetterlagen ist laut Ludwig ihre Zugbahn. Das bestimmende Tiefdruckgebiet nimmt seinen Ausgang über dem westlichen Mittelmeer, oft im Golf von Genua, was dazu führt, dass die Luft große Mengen an Wasserdampf aufnehmen kann. Die Zyklone ziehen in weiterer Folge gegen den Uhrzeigersinn um die Ostseite der Alpen herum, verlagern sich nach Norden und regnen über Süddeutschland, Tschechien und Polen ab. "Dadurch kommt es zu mehrtägigen, relativ ortsfesten Niederschlägen", erklärt Ludwig.

Die Intensität des Regens variiert dabei sehr stark. Mal könne es wenig regnen, mal könne es aber auch zu starken Niederschlägen kommen, die auf gesättigte Böden treffen. Der Dauerregen ist ein Beispiel für Letzteres. Dadurch kann es dann eben, wie in diesem Fall, in einzelnen Regionen auch zu sogenannten Jahrhunderthochwassern kommen.

15 bis 25 Prozent mehr Regen

Auch wenn die Wetterlage laut Experten keine Folge des Klimawandels ist, so führen laut Ludwig ein immer wärmer werdendes Mittelmeer und eine wärmere Atmosphäre dazu, dass das Tiefdruckgebiet immer mehr Wasserdampf transportieren kann. "Wir gehen von 15 bis 25 Prozent mehr Regen bei den Vb-Wetterlagen aus", sagt Ludwig.

Der Wissenschaftler spricht von Regionen in Bayern, da habe es solche Ereignisse in den letzten 25 Jahren fünfmal gegeben (1999, 2002, 2005, 2013, 2024), weshalb die Bezeichnung "hundertjährliches Hochwasser" sehr kritisch überprüft werden müsse. Schließlich seien genau diese hundertjährlichen Ereignisse die Grundlage für den Hochwasserschutz in Bayern.

Hochwasserschutz neu denken

"Der Hochwasserschutz muss neu gedacht werden", fordert Ludwig. Neben der Neuberechnung des hundertjährlichen Hochwassers an bayerischen Flüssen, seien hier vor allem die Stärkung der naturbasierten Lösungen, wie beispielsweise die Renaturierung von Auen oder die Wiedervernässung von Mooren sowie eine natürliche Umgestaltung des Landschaftswasserhaushalts, zu nennen.

Dies müsse einhergehen mit dem technischen Hochwasserschutz, zu dem zum Beispiel Deichbauten, Rückhaltebecken oder Polder zählen. "Es gibt gute Konzepte zum Hochwasserschutz, aber diese müssen an die Realitäten des Klimawandels angepasst, entschlossen und schnell umgesetzt werden."

Und wie sieht die Prognose für den Sommer in der Landeshauptstadt aus? Auch wenn laut Ludwig eine Vb-Wetterlage weitere solcher Wetterlagen begünstigen kann, spräche im Moment nichts dafür, dass es in den kommenden Tagen zu einer solchen Wetterlage komme. Sollte es der Fall sein, "müsse man mit weiteren katastrophalen Folgen rechnen, aber davon gehe ich nicht aus".

Verwendete Quellen
  • Interview mit Prof. Dr. Ralf Ludwig
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