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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Hauptschlagader des S-Bahn-Systems" Wie eine defekte Weiche die Stammstrecke lahmlegen kann

Den ganzen Dienstag fuhren S-Bahnen auf der Stammstrecke nur eingeschränkt, der Grund war eine defekte Weiche. Aber wie kommt es eigentlich zur Kettenreaktion?
Am Dienstag kam es zu massiven Störungen auf der S-Bahn-Stammstrecke in München: Der Grund: Eine defekte Weiche an der Hackerbrücke. Das mag zunächst vielleicht unscheinbar klingen – doch das kaputte Teil legte gleich mehrere S-Bahn-Linien lahm, teilweise noch am Mittwoch.
Wie kann das sein? "Die Stammstrecke ist die Hauptschlagader und somit auch das Nadelöhr des S-Bahn-Systems", sagt ein Sprecher der Münchner S-Bahn auf Nachfrage von t-online. Das gelte insbesondere für den Abschnitt zwischen Ostbahnhof und Donnersbergerbrücke, in dem auch die Station Hackerbrücke liegt. Dort verlaufen alle sieben S-Bahn-Linien.

Was ist eine Weiche und ihr Herzstück?
An einer Weiche kreuzen sich zwei Gleise. Eine Weiche besteht aus drei Teilen: Die Weichenzunge, das Weichenherzstück und der Weichenantrieb. Das Herzstück beschreibt den Teil, an dem beide Gleisteile aufeinandertreffen.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Um die 1.000 Züge passieren die S-Bahn-Haltestelle Hackerbrücke pro Werktag – und das auf nur zwei Gleisen. Laut der Münchner S-Bahn sind das aufgrund der dichten Taktung mehr tägliche Zugfahrten als im bundesweiten Fernverkehr. "Es handelt sich um eine der am dichtesten befahrenden Bahnstrecken in Europa", so der Sprecher. Wenn es zu einer Störung käme, sei davon nicht nur eine S-Bahn-Linie betroffen, sondern eben alle.
Nach Defekt: Bahnen konnten Strecke nur langsam befahren
So war es auch am Dienstag, als das defekte Herzstück den Verkehr auf der Stammstrecke lahmlegte. Die S-Bahnen konnten die Weiche dann zunächst gar nicht mehr passieren, im weiteren Verlauf dann aber wieder mit geringerer Geschwindigkeit. "Dadurch war die Kapazität der wichtigen Stammstrecke stark eingeschränkt", so der Bahnsprecher auf Nachfrage.
Das erforderliche Ersatzteil war laut Bahn vorrätig. Allerdings sei der Austausch aufwendig und könne daher bis zu fünf Stunden dauern. "Daher haben wir uns bewusst dafür entschieden, den Austausch erst in der Nacht durchzuführen", sagt der Bahn-Sprecher, "andernfalls wäre tagsüber und in der beginnenden nachmittäglichen Hauptverkehrszeit der S-Bahn-Verkehr auf der Stammstrecke nahezu komplett zum Erliegen gekommen".
- Telefonat mit Sprecher der S-Bahn München