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München

Bayern-Vergleich: Hier leben die Armen des Freistaats


Regionen-Ranking
Hier leben die Armen von Bayern

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 28.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Bayreuth (Archivbild): In Oberfranken-Ost gibt es die höchste Armutsquote Bayerns.Vergrößern des Bildes
Bayreuth (Archivbild): In Oberfranken-Ost gibt es die höchste Armutsquote Bayerns. (Quelle: Fotografie Lisa + Wilfried Bahnmüller/imageBROKER/imago-images-bilder)

Bayern, Bundesland der Sorglosen? Von wegen: Auch im sonnigen Süden der Republik grassiert die Armut. t-online zeigt, in welchen Regionen am meisten.

Von Armut ist im reichen Deutschland ein erheblicher Teil der Bevölkerung betroffen: Jeder sechste Einwohner gilt aktuellen Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zufolge als arm. Bayern liegt zwar deutlich unter dem Bundesschnitt von 16,8 Prozent, aber, so hebt der Verband in seinem Armutsbericht 2024 hervor: "Zwischen den Regionen einiger Flächenländer gibt es eine große Spreizung."

Dies sei insbesondere in Bayern der Fall, wo im Schnitt 12,6 Prozent der Menschen arm sind. Am häufigsten betroffen sind die Einwohner in Oberfranken-Ost, am seltensten in München. Allerdings bedeutet eine Armutsquote von 9,5 Prozent: Auch in München hat rund jeder Zehnte so wenig, dass für ihn Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sehr schwierig wird.

Die Zahlen der bayerischen Regionen im Einzelnen:

  • Allgäu: 13,3 Prozent Armutsquote
  • Augsburg: 13,6 Prozent Armutsquote
  • Bayerischer Untermain: 11,3 Prozent Armutsquote
  • Donau-Iller (BY): 13,2 Prozent Armutsquote
  • Donau-Wald: 14,9 Prozent Armutsquote
  • Industrieregion Mittelfranken: 15,4 Prozent Armutsquote
  • Ingolstadt: 11,7 Prozent Armutsquote
  • Landshut: 13,0 Prozent Armutsquote
  • Main-Rhön: 15,9 Prozent Armutsquote
  • München: 9,5 Prozent Armutsquote
  • Oberfranken-Ost: 17,1 Prozent Armutsquote
  • Oberfranken-West: 12,8 Prozent Armutsquote
  • Oberland: 11,1 Prozent Armutsquote
  • Oberpfalz-Nord: 14,0 Prozent Armutsquote
  • Regensburg: 13,3 Prozent Armutsquote
  • Südostoberbayern: 10,6 Prozent Armutsquote
  • Westmittelfranken: 12,8 Prozent Armutsquoteb
  • Würzburg: 14,4 Prozent Armutsquote

Arm trotz Arbeit: Millionen Erwerbstätige unter den Betroffenen

Brisant an der Armuts-Entwicklung in Deutschland ist unter anderem, dass im gesamten Bundesgebiet zwar sowohl die Arbeitslosenquote als auch die SGB-II-Quote tendenziell sinken, dies aber nicht auf die Armutsquote durchschlägt. Obwohl es mehr Erwerbstätige gibt und weniger Menschen Grundsicherung für Arbeitsuchende (früher Hartz IV, heute Bürgergeld) erhalten, gibt es bundesweit rund 14,2 Millionen Arme.

Das heißt: Arbeit schützt in Deutschland nicht vor Armut. "Mehr als ein Viertel der einkommensarmen Menschen ist erwerbstätig, ein weiteres knappes Viertel ist in Rente und mehr als ein Fünftel sind Kinder", hält der Armutsbericht 2024 dazu fest. Besonders häufig von Armut betroffen sind in Deutschland Alleinerziehende (43,2 Prozent Armutsquote), Personen mit geringer formeller Bildung (39,0 Prozent Armutsquote), Paare mit drei oder mehr Kindern (32,1 Prozent Armutsquote) und Menschen mit Migrationshintergrund (28,1 Prozent Armutsquote).

"Eine gleichere Gesellschaft wäre erheblich resilienter"

Der Paritätische Wohlfahrtsverband ruft die Politik zum Handeln auf. Unter anderem fordert der Verband eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, eine einkommens- und bedarfsorientierte Kindergrundsicherung, eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung mit armutsfester Mindestrente und eine konsequente Mietpreisdämpfungspolitik. Das Bürgergeld reiche auch nach der Anhebung zu Jahresbeginn nicht aus, um den Mindestbedarf zu decken.

Bei der Krisenbewältigung habe die Bundesregierung Fehler gemacht, kritisierte der Verband. Nötig sei es gewesen, die Entlastungspakete auf diejenigen zu konzentrieren, "die durch die Inflation in ihrer Alltagsbewältigung besonders belastet wurden und bei denen von sozialer Not gesprochen werden muss".

Es sei das hohe Maß an Ungleichheit, das Deutschland so anfällig für Krisen mache. Wenn fast die Hälfte der Einwohnerschaft keine nennenswerten Geldreserven habe und jeder fünfte Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor tätig sei, würden steigende Lebenshaltungskosten schnell zum armutspolitischen Problem von besonderer Brisanz: "Eine gleichere Gesellschaft ohne oder mit deutlich weniger Armut wäre erheblich resilienter."

Wann gelte ich als arm?

Die im Armutsbericht 2024 veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022. Es sind die derzeit aktuellsten Daten, die verfügbar sind. Am höchsten ist die Armutsquote demnach in Bremen, mehr dazu lesen Sie hier.

Wer als "arm" gilt, ist laut Mikrozensus nach Haushaltstypen und verfügbarem Nettoeinkommen gestaffelt. Jede Person, die mit ihrem verfügbaren Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens liegt, wird als einkommensarm eingestuft. Ein Single-Haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschwelle demnach bei weniger als 1.186 Euro verfügbarem Einkommen im Monat. Eine Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gilt als arm, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung hat, und ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren, wenn das Haushaltsnettoeinkommen unter 2.490 Euro liegt. Zum Haushaltsnettoeinkommen zählen auch sämtliche Transferleistungen wie etwa Wohngeld, Kindergeld oder Kinderzuschlag.

Verwendete Quellen
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