Fall Sonja Engelbrecht Auch nach 30 Jahren: Dieser Cold Case lässt die Polizei nicht los

Vor 30 Jahren verschwindet eine junge Münchnerin spurlos. Erst Jahrzehnte später wird ihre Leiche entdeckt. Bis heute lässt der Fall die Ermittler nicht los.
Im Fall der 1995 verschwundenen und getöteten Sonja Engelbrecht aus München gibt die Polizei die Suche nach dem Täter nicht auf. Anlässlich des Jahrestags des Verschwindens der jungen Frau wollen die Ermittler am Donnerstag, 10. April, über den aktuellen Ermittlungsstand informieren und mit einem Plakat noch einmal an die Öffentlichkeit gehen. "In der Hoffnung, dass dies bei der Aufklärung helfen könnte", wie es heißt.
Die damals 19-jährige Engelbrecht war in der Nacht vom 10. auf den 11. April vor 30 Jahren spurlos verschwunden. Ein ehemaliger Schulfreund, mit dem sie sich in einer Gaststätte am Hauptbahnhof getroffen hatte, sah sie zum letzten Mal gegen 2.30 Uhr am Stiglmaierplatz. Dort trennten sich die Wege der beiden. Anschließend verlor sich ihre Spur.
Leiche erst 27 Jahre nach Verschwinden gefunden
Erst im Sommer 2020 wurde von einem Forstarbeiter in einem Wald im Kipfenberger Ortsteil Grösdorf (Landkreis Eichstätt) ein menschlicher Oberschenkelknochen gefunden, der durch eine DNA-Untersuchung der Vermissten zugeordnet werden konnte. Nach einer erfolglosen dreitägigen Suchaktion im November 2021 wurden schließlich im März 2022 weitere Skelettteile in einer Felsspalte entdeckt. Auch diese stammten eindeutig von Engelbrecht.
Neben den Knochen wurden auch Müllsäcke und Planen sichergestellt, in welche die Leiche der Studentin gewickelt worden sein dürfte. Deren Analyse ergab, dass diese zuvor bei Bau- oder Renovierungsarbeiten verwendet worden waren. Es wird daher angenommen, dass der Täter im Jahr 1995 entweder privat renoviert oder gebaut hatte oder aber in diesem Bereich beruflich tätig war. Zudem wurden die Überreste einer Decke gefunden.
Aufgrund der Tatsache, dass Engelbrechts Leiche nackt war, gehen die Ermittler davon aus, dass sie Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Bereits im Herbst 2022 hatte die Polizei daher Speichelproben von rund 50 Personen aus dem Raum Kipfenberg genommen. Einen Treffer gab es dabei ebenso wenig wie bei einer weiteren Aktion im März 2023. Auch zwei Zeugenaufrufe in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" brachten keine neuen Erkenntnisse für die Ermittler.
80 Personen zu neuerlicher DNA-Aktion vorgeladen
Den letzten Vorstoß hatte die Polizei im März des vergangenen Jahres gewagt. Damals waren insgesamt 80 Personen zu einer DNA- und Befragungsaktion in Kipfenberg vorgeladen worden. Diese sollen sich hauptsächlich in der Vergangenheit häufiger in den umliegenden Wäldern aufgehalten haben – sei es aus beruflichen oder privaten Gründen. Wegen der Abgelegenheit des Fundorts gehen die Ermittler davon aus, dass der Täter zumindest im Jahr 1995 einen Ortsbezug zu Kipfenberg beziehungsweise der Region hatte.
Aufgrund der großen Entfernung zwischen München und Kipfenberg wird zudem angenommen, dass Sonja Engelbrecht mit einem Auto in den Wald gebracht wurde. Die Ermittler konzentrieren sich daher bei der Suche nach einem möglichen Täter auf Personen, die damals mindestens 18 Jahre alt waren.
- Pressemitteilung des Polizeipräsidiums München vom 9. April 2025
- Pressemitteilung des Polizeipräsidiums München vom 18. März 2024
- Pressemitteilung des Polizeipräsidiums München vom 28. Februar 2023
- sueddeutsche.de: "Fall Sonja Engelbrecht: Kripo macht sich auf Mördersuche mit Wattestäbchen"
- sueddeutsche.de: "Ermittler nehmen DNA-Proben im Raum Kipfenberg"
- Eigene Recherchen