Missbrauch in 800 Fällen "Gefährlicher Serientäter": Ex-Fußballtrainer soll in Haft
Im Prozess um Hunderte sexuelle Übergriffe auf junge Fußballspieler fällt am Donnerstagnachmittag das Urteil. Der Angeklagte hat zuvor die Taten gestanden.
Er sei "ein gefährlicher Serientäter" und erinnere an einen "Sektenführer": Das sagt die Staatsanwältin am Donnerstag über den 47-jährigen Angeklagten. Mehr als 800 Missbrauchsfälle werden dem Mann vorgeworfen, 30 Opfer soll es geben. In mehr als 200 Fällen wurde er auch wegen Vergewaltigung angeklagt.
Der 47-Jährige, der die Taten zu Beginn des Prozesses eingeräumt hatte, sei laut Staatsanwältin ein "klassischer, begabter und machthungriger Menschenfänger". Es bestehe möglicherweise auch die Gefahr, dass seine eigenen Söhne eines Tages seine Opfer werden.
Das sah der Verteidiger anders. Nur weil die Kinder des Angeklagten im gleichen Alter wie die Opfer seien, müsse das nicht bedeuten, dass für sie eine Gefahr bestehe.
Sexuelle Übergriffe als Physiotherapie getarnt
Der frühere Cheftrainer und sportliche Leiter eines Vereins im Landkreis München soll die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren bei angeblichen physiotherapeutischen Behandlungen missbraucht und in zahlreichen Fällen auch vergewaltigt haben.
Dabei nahm er laut Staatsanwaltschaft nach einem immer gleich ablaufenden Muster auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an, dies diene der Durchblutung der Muskulatur.
Angeklagter: "Nicht nur ein schlechter Mensch"
Der Angeklagte habe das Vertrauen, das die jungen Fußballer ihm entgegenbrachten, und seine Stellung in dem Verein missbraucht, sei "methodisch und planvoll und perfide" vorgegangen, habe ein "perfides System" geschaffen. "Er hat sich Opfer herangezüchtet zum Missbrauch", sagte die Staatsanwältin und sprach von "tiefgreifender Manipulation". "Es ist menschenverachtend."
Der Verteidiger hielt dagegen, betonte, dass er nicht glaube, dass der Angeklagte die Tätigkeit als Physiotherapeut angefangen habe, um Jugendliche zu missbrauchen. Viel mehr habe es mit der ehrlichen Absicht begonnen, den Spielern helfen zu wollen. Der Verteidiger trieb sein Plädoyer sogar noch auf die Spitze, indem er sagte, dass die Spieler nicht zu den Behandlungen hätten kommen müssen. Schließlich seien diese keine Voraussetzung gewesen, um spielen zu dürfen.
Das Haupthandlungsmotiv des Angeklagten sei nicht der Missbrauch gewesen, sondern die Liebe zum Job und zum Verein. "Er wollte den Jugendlichen nichts Böses." Der Anwalt forderte sieben Jahre Haft und keine Sicherungsverwahrung. Diese sei "kontraproduktiv". Der Angeklagte habe sich gewünscht, "dass in dem Verfahren irgendwie rauskommt, dass er nicht nur ein schlechter Mensch ist".
Das Urteil in dem Prozess sollte am Donnerstagnachmittag verkündet werden.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Reporter vor Ort