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München: Hunderttausend Demonstranten setzen ein Zeichen gegen rechts


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"Lichtermeer für Demokratie"
Demo in München: "Nie wieder ist jetzt"


Aktualisiert am 12.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Am späten Sonntagnachmittag haben sich laut Polizei knapp 100.000 Menschen auf der Theresienwiese getroffen, um gemeinsam gegen rechts zu demonstrieren.Vergrößern des Bildes
Am späten Sonntagnachmittag haben sich laut Polizei knapp 100.000 Menschen auf der Theresienwiese getroffen, um gemeinsam gegen rechts zu demonstrieren. (Quelle: Sarah Koschinski)

Zu einem "Lichtermeer für Demokratie" hatte die Bewegung Fridays for Future München am Sonntag auf der Theresienwiese aufgerufen. Laut Polizei kamen knapp 100.000 Teilnehmer.

Die Türen der U-Bahnlinien U3 und U6 öffnen sich und eine Traube von Menschen steigt an der Haltestelle Goetheplatz aus. Sie alle haben an diesem Sonntagabend nur ein Ziel: die Theresienwiese. Denn dort findet in München eine weitere Demo statt. Mit Lichtern wollen die Teilnehmer ein Zeichen gegen rechts und für die Demokratie setzen.

Auf dem circa zehnminütigen Weg vom Goetheplatz strömen Menschen auf den Bürgersteigen in Richtung Theresienwiese. Über 100 Organisationen und Institutionen hatten für ein gemeinsames Lichtermeer für Demokratie aufgerufen. Vor dem 42 Hektar großen Areal stehen Polizeiautos. Der Platz selbst ist mit Absperrbändern in verschiedene Sektionen abgeteilt.

Kurz vor 18 Uhr bekommt man kaum noch einen Platz auf den vorderen abgesperrten Rasenflächen. Egal, wohin man schaut, die Menschen sind kreativ geworden. Sowohl bei der Wahl ihrer Lichter als auch bei den Aufschriften ihrer Plakate. Ein junger Münchner ist gerade dabei, sich eine Regenbogenflagge um die Hüfte zu binden. Warum er heute hier ist? "Ich bin hier, weil ich mich für die Demokratie einsetzen will und dem zunehmenden Ruck in Richtung rechtsextremistisches Gedankengut entgegensetzen möchte", sagt er zu einer t-online Reporterin vor Ort.

Das Alter der Teilnehmer reicht von jung bis alt. Kinder halten Luftballons aus kleinen LED-Lämpchen in den langsam dunkel werdenden Himmel über der Theresienwiese. Eine Gruppe älterer Damen hält weiße Regenschirme mit der schwarzen Aufschrift "Omas gegen rechts" hoch. Wieder andere haben ihre Hunde dabei. Einer hat ein pink blinkendes Halsband und eine Art weißen Anzug an, auf dem in schwarzer Schrift geschrieben steht: "Hunde gegen rechts".

Die Demonstranten sind gut gelaunt und friedlich. Und je dunkler der Himmel über München wird, desto heller erleuchten die Lichter der Menschen. Viele haben Schilder verziert mit Lichterketten dabei. Wieder andere tragen Ketten in Form von Lichterketten um ihren Hals oder Kopf, haben Stirnlampen auf dem Kopf oder ihre Fahrradkörbe werden hell erleuchtet.

Eine Vierergruppe aus München hat auf ihr Schild geschrieben: "Menschenrechte statt rechte Menschen". Was sie dazu bewegt hat, an dem Aufruf zur Demonstration teilzunehmen: "Ich bin hier, weil ich ein Zeichen gegen das rechtsradikale Gedankengut setzen möchte", sagt einer der Männer. "Ich bin hier, weil ich nicht möchte, dass Menschen noch einmal in Gruppen eingeteilt, gequält, abgeschoben und diskriminiert werden", sagt eine Frau. Eine andere fügt hinzu: "Ich bin hier, weil ich einen Gegenstandpunkt gegen die rechten Tendenzen setzen möchte. Sowohl bei der AfD, als auch bei den etablierten Parteien."

Polizei spricht von 75.000 bis 100.000 Teilnehmern

"Ich wünschte, ihr könntet dasselbe sehen, wie ich. Ein Lichtermeer von Liebe und Zusammenhalt, um die Herzen und Köpfe zu erhellen", begrüßt die Journalistin Düzen Tekkal um 18 Uhr die Demonstrierenden auf der Theresienwiese. "Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass es knapp war, dass ihr kommt. Dieser Platz hätte auch leer sein können. Wie schade wäre das gewesen." Tekkal bedankt sich für jeden, der an diesem Abend dort ist. "Ich kann euch garantieren, wir brauchen alle noch einen sehr langen Atem im Kampf gegen den Rechtsextremismus."

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Nach ihrer Moderation werden die Teilnehmer dann zu einem gemeinsamen Lied aufgerufen. Erst zaghaft und dann immer lauten, singen sie gemeinsam: "Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen den Faschismus hier im Land. Haltet fest zusammen, haltet fest zusammen."

Nach einer guten Stunde ist die Veranstaltung zu Ende. 300.000 Menschen sind laut Angaben des Veranstalters an diesem Abend in München zusammengekommen, um friedlich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus zu demonstrieren. Die Polizei München hingegen spricht von 75.000 bis 100.000 Teilnehmern. "Die Kollegen konnten die Zahl aufgrund der Dunkelheit schlecht schätzen, deshalb die Diskrepanz", sagt ein Sprecher der Münchner Polizei. Die Demonstration sei friedlich verlaufen, lediglich zwei ungenehmigte Drogenflüge wurden angezeigt.

Auch an einem anderen Ort in München beteiligten sich Menschen an dem leuchtenden Zeichen gegen rechts. Beim Drittliga-Spiel zwischen dem TSV 1860 München und dem FC Ingolstadt (3:1) schalteten viele der 15.000 Fans rund um die 80. Minute ihre Handy-Taschenlampen ein, um ebenfalls ein Zeichen zu setzen.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • Eigene Recherche
  • München ist bunt! e.V.
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