Deutsche Bahn verzögert Streckenausbau in Bayern – und feiert dies.

Kurioses Jubiläum

Bahn feiert sich selbst für fehlenden Gleisausbau

Es gibt Torte: Die Deutsche Bahn lädt zu einer ungewöhnlichen Geburtstagsfeier – seit vier Jahren gibt es ein Info-Center für einen Gleisausbau, der aber nicht stattfand.

Seit mittlerweile 152 Jahren gibt es Pläne, die Bahnstrecke zwischen München und Mühldorf durch ein zweites Gleis auszubauen. Passiert ist bis heute nichts – fast nichts. Für diesen Donnerstag hat die Bahn zu einer kuriosen Feier eingeladen: Das Informationszentrum, das auf den bislang nicht erfolgten Ausbau am Bahnhof Mühldorf hinweist, wird nun vier Jahre alt. Für diesen Geburtstag hat die Bahn sogar ein eigenes YouTube-Video ins Netz gestellt. Auf das Bahngleis warten die Mühldorfer unterdessen noch immer – stattdessen gibt es Torte.

Die Verbindung von München nach Mühldorf, die 1871 eröffnet wurde, ist eine der ältesten und zugleich wichtigsten Pendlerstrecken in Bayern: Seitdem warten die Fahrgäste auf ein zweites Gleis, das mehr Kapazität und Pünktlichkeit bringen soll. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, gab es bereits bei der Eröffnung 1871 erstmals Pläne für ein weiteres Gleis auf der Strecke.

Mühldorf: Bagger rollen an – jedoch aus anderen Gründen

Im Jahr 2013 sah des dann beinahe so aus, als würden diese Gedankenspiele in die Tat umgesetzt: Die Bundesregierung gab der Deutschen Bahn AG den Auftrag, die Strecke auszubauen. Und tatsächlich rollten sechs Jahre später die Bagger am Bahnhof Mühldorf an. Die alten Fahrradunterstände wurden abgerissen.

Wer damals dachte, es seien Vorbereitungen für den großen Streckenausbau, sollte sich wundern: Die Baumaßnahme diente lediglich der Errichtung eines Informationszentrums, das über die Pläne der Bahn informieren soll. Dieses Gebäude wird nun vier Jahre alt – was die Bahn groß feiern möchte. Sogar eine Geburtstagstorte werde es geben, heißt es seitens des Eisenbahnunternehmens.

In dem Video auf YouTube werden die Gäste dazu eingeladen, sich anhand von Tafeln, Monitoren und einer VR-Brille ein Bild von dem zu machen, was die Bahn in Ostbayern – seit Jahrzehnten – vorhat. Und das ist tatsächlich nicht wenig: Die Strecke München-Mühldorf soll nicht nur zweigleisig werden, sondern auch elektrifiziert und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h befahrbar sein.

Deutsche Bahn: Infozentrum bekommt neues Exponat

Das Info-Center habe sich in den vergangenen vier Jahren zu einem beliebten Anlaufpunkt entwickelt, schwärmt die Bahn in ihrer Präsentation. Rund 1.500 Besucher habe das Projektteam der Bahn dort bisher begrüßt und viele Fragen beantwortet, aber auch Anregungen und Kritik entgegengenommen.

Der Höhepunkt der Feier: Zum vierten Geburtstag des Centers soll es extra ein neues Exponat geben. Doch bei aller Feierlaune bleibt die Frage in Mühldorf: Wann wird die Strecke München–Mühldorf denn nun ausgebaut? Darauf hat die Bahn noch keine Antwort, wie die "Süddeutsche Zeitung" feststellt. Bis 2030 werde die ganze Strecke bis Freilassing nicht komplett zweigleisig und elektrifiziert sein, heißt es in dem Bericht. Dieses erklärte Ziel habe die Bahn nämlich 2022 einkassiert.

Durch das neue "Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz" dürfte sich das Projekt nach Einschätzung der Zeitung sogar auf unbestimmte Zeit verzögern. Das Infocenter in Mühldorf kann daher wohl noch viele weitere Geburtstage feiern.