Menschen in Not Soll man Bettlern Geld geben? Das sagen Experten dazu
Auch in München sieht man täglich bettelnde Menschen, wie sollte man darauf reagieren? Sind Geld- oder Sachspenden besser? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ähnlich wie in anderen Großstädten auch, gibt es in München täglich Bettler zu sehen, die auf der Straße um Almosen bitten. Vor Supermärkten, in Fußgängerzonen, in der Nähe von Touristen-Hotspots oder neben U-Bahnaufgängen. Manche Passanten geben bereitwillig eine Spende ab, andere gehen weiter. Bleibt die Gewissensfrage: Soll man Bettlern Geld geben?
Die Caritas hat darauf eine klare Antwort: Ja. Das sollte man. "Wer darauf angewiesen ist zu betteln, oder gar auf der Straße lebt, weiß am besten, was er oder sie gerade benötigt und wie das wenige Geld ausgeben werden muss, das ihm oder ihr zur Verfügung steht." Gleichzeitig weiß auch die katholische Hilfsorganisation: "Der bettelnde Mensch kann das Geld für etwas ausgeben, was wir für nicht sinnvoll erachten – zum Beispiel für Alkohol." Aber: Bei weitem nicht alle Menschen, die betteln oder auf der Straße leben, seien dem Alkohol oder den Drogen verfallen. Und wenn jemand tatsächlich süchtig sei, brauche er oder sie Alkohol oder die Drogen, um zu überleben.
Bettler in München: Geld oder Sachspenden?
Die Caritas gibt den Münchner Bürgern gleichzeitig Tipps mit auf den Weg, wie man sich verhalten soll. Etwa zu der Frage, ob auch eine Sachspende in Ordnung wäre? Ein belegtes Brötchen etwa oder ein Becher Kaffee? Das Problem liegt laut Caritas aber darin: Was, wenn es der zehnte Kaffee und das sechste Brötchen an diesem Tag ist, die der bettelnde Mensch geschenkt bekommt, und sie deshalb im Müll landen? Sachspenden seien nur dann okay, wenn die Person, der man helfen wolle, ausdrücklich danach gefragt habe.
Anders verhalte es sich mit Sachspenden an Organisationen, die diese gezielt und entsprechend den Bedarfen der Hilfsbedürftigen sammeln. Diese Organisationen rufen zum Beispiel vor Wintereinbruch dazu auf, Schlafsäcke und Isomatten vorbeizubringen. Wer gut erhaltene und saubere Schlafsäcke übrig habe, solle das tun – oder gleich Neuwertiges besorgen und spenden.
Wie viel Geld sollte ich Bettlern geben?
Bleibt die Frage: Wie viel Geld sollte man Bettlern geben? Eine solche Empfehlung gibt es laut Caritas nicht. Es komme vielmehr darauf an, was man sich leisten könne oder wolle. "Meistens gebe ich so viel, dass es mir nicht weh tut. Ich darf mich aber fragen, ob ich nicht großherziger sein könnte in Anbetracht all dessen, wofür ich selbst Geld ausgebe", heißt es.
Betteln ist übrigens in München – mit Ausnahme der Altstadt-Fußgängerzone und des Oktoberfestes – nicht verboten und das "stille Betteln" seit 1974 nicht mehr strafbar. Laut der Stadt München gibt es jedoch immer wieder wegen Bettelns massive Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. Grund: Die Formen des Bettelns würden immer drastischer: Bettler verstellten Gehwege, pöbelten Bürgerinnen und Bürger an, hielten sie fest oder bettelten mit Kindern und Tieren.
Um dies zu untersagen, hat das Kreisverwaltungsreferat für das Betteln innerhalb des Altstadtrings und des Hauptbahnhof-Viertels eine seit dem 12. August 2014 geltende Allgemeinverfügung erlassen.
- caritas.de: 10 Tipps und Infos für den Umgang mit bettelnden Menschen
- stadt.muenchen.de: Information zum Betteln in der Stadt