Fleisch soll reduziert werden Widerstand gegen "House of Food": CSU findet Konzept "bevormundend"
Die grün-rote Rathauskoalition will ein Ernährungshaus in München eröffnen. Durch die Einrichtung soll der Fleischeinsatz in städtischen Kantinen reduziert werden.
Noch dieses Jahr sollen die Planungen der grün-roten Rathauskoalition aus München Realität werden. Nach dem Vorbild von zwei Projekten in Kopenhagen und Berlin soll auch in Bayerns Landeshauptstadt ein sogenanntes "House of Food" entstehen, wie aus einem Beschluss des Stadtrates vom Dienstag hervorgeht.
Dieses Beratungszentrum soll dabei helfen, die Umstellung auf regionale Bio-Lebensmittel in städtischen Einrichtungen und Kantinen zu beschleunigen. Dort soll auch der Fleischeinsatz verringert werden – ebenso von Fisch und Milchprodukten. Diese seien lediglich "wertvolle Ergänzungen". Stattdessen sollen pflanzenbasierte Speisen im Mittelpunkt stehen.
Ernährungshaus spaltet Stadtratsfraktionen in München
"Die Ernährungswende gehört zu den zentralen Themen unserer Zeit", sagt Monika Fuchs, die als Fraktionsvorsitzende der Grünen im Münchner Stadtrat sitzt. Dort ist allerdings nicht jeder von der Idee der Koalition begeistert. CSU, Freie Wähler, FDP und Bayernpartei lehnen das Konzept ab. Es sei nicht tragbar und wirke teilweise "bevormundend", heißt es in einer Mitteilung der Münchner CSU.
Die Partei begrüße grundsätzlich den Weg zu Bio-, regionalen und umweltfreundlichen Speisen. "Diese Entwicklung darf aber nicht dazu führen, dass in Kantinen, Pflegeeinrichtungen, Schulen, Kitas bestimmte Gerichte, die zu den normalen Essgewohnheiten der allermeisten Menschen gehören, nicht mehr oder nur noch selten angeboten werden", sagt der CSU-Stadtrat Fabian Ewald.
Berufsverbände und Handwerkskammern seien nicht eingebunden
Außerdem seien eine Vielzahl an "Akteuren" aus der "Nachhaltigkeitsszene" eingebunden gewesen, um einen "Wandel des Kochhandwerks" zu erreichen. Die Berufsverbände und zuständigen Handwerkskammern hingegen nicht.
Wie wichtig es allerdings sei, möglichst viele Menschen bei der Umstellung einzubinden, unterstreicht der Koch Vincent Fricke, der bis 2021 im Münchner Ernährungsrat saß: "Es ist wichtig dabei, alle Menschen mitzunehmen, also diejenigen, die die Ernährungswende auf den Tellern umschließen müssen", sagt der 36-Jährige in einer Mitteilung der Grünen.
Planung des Ernährungshauses läuft seit drei Jahren
Dabei beschäftigt das Thema die Politiker in der bayerischen Landeshauptstadt schon seit einigen Jahren. Bereits im Jahr 2020 beschloss der Stadtrat die Erstellung eines Konzepts – auch mit Zustimmung der CSU. Anschließend fand das Referat für Klima- und Umweltschutz mit einem Budget von 125.000 Euro einen geeigneten Standpunkt – im Munich Urban Colab, einem Co-Working-Space verschiedener Start-ups in Schwabing.
Dort soll das Ernährungshaus erst einmal zwei Jahre aufgebaut werden. Vor Ort soll es eine Schulungsküche mit Seminarraum geben, in denen Coachings stattfinden sollen – unter anderem über vegetarisches Kochen und mögliche Wege zur Fleischreduktion. Langfristig könnte die Einrichtung ins Kontorhaus 2 an der Großmarkthalle umziehen.
- Stadtratsantrag der Rathauskoalition vom 8. März 2023
- Beschluss des Stadtrates vom 18. Juli 2023
- Beauftragtes Konzept und Planungen zum Ernährungshaus
- Pressemitteilung der CSU vom 18. Juli 2023: "Nachhaltige Ernährung ja – Bevormundung nein!"
- Pressemitteilung der Grünen vom 18. Juli 2023: "Ernährungshaus kommt ins Kreativquartier"
- stadt-muenchen.de: "Ernährungswende in München"
- Eigene Recherchen