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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mosaik am Hotel "Deutsche Eiche" Freddie Mercury soll ein Denkmal in München erhalten
Sechs Jahre lang hat Freddie Mercury in München gelebt, geliebt und gefeiert. Nun soll dem Queen-Sänger in seiner Wahlheimat ein Denkmal gesetzt werden.
Es ist ein rauschendes Fest in einem Travestie-Club, mit Kaviar, Koks und Champagner, mit viel nackter Haut und schrillen Schwarz-Weiß-Outfits, mit 300 Besuchern und mittendrin einem Geburtstagskind: Freddie Mercury. Wie ausgelassen an jenem 5. September 1985 gefeiert wird, davon zeugen Filmaufnahmen, die später Millionen von Menschen sehen werden – im Musikvideo zu "Living On My Own".
Was nur die wenigsten wissen dürften: Jene legendäre Geburtstagssause des Weltstars fand in München statt. Genauer gesagt im "Old Mrs. Henderson" nahe dem Gärtnerplatz, das heute die "Paradiso Tanzbar" beheimatet. Freddie Mercury weilte damals nicht etwa nur für eine einzige Partynacht in München. Vielmehr lebte der Sänger der Rockband Queen von 1979 bis 1985 in der Landeshauptstadt. Hier nahm er in den Musicland Studios im Untergeschoss des Arabella-Hochhauses mehrere Alben auf. Mercury pflegte Freund- und Liebschaften und feierte nicht zuletzt exzessiv – vor allem im Glockenbachviertel, damals eine Heimat der Homosexuellenszene.
Mosaik soll an Freddie Mercury erinnern
Heute erinnert dort nicht mehr viel an Freddie Mercury, doch das soll sich ändern. Zumindest wenn es nach Dietmar Holzapfel, Herbert Hauke und Nicola Bardola geht. Sie wollen das Konterfei des legendären Sängers in Form eines großflächigen Mosaiks verewigen. Und zwar an der Fassade des Hotels "Deutsche Eiche" im Gärtnerplatzviertel, das als einer der ältesten Treffpunkte von Schwulen in München gilt – und das Freddie Mercury während seiner Zeit in Deutschland zu seinen Stammgästen zählte.
"Ursprünglich hatten wir die Idee, eine Statue zu Ehren von Freddie aufzustellen", sagt Nicola Bardola. Der Autor hat 2021 das viel beachtete Buch "Mercury in München – Seine besten Jahre" veröffentlicht. Eine solche Statue gibt es bereits im schweizerischen Montreux, wo der als Farrokh Bulsara auf Sansibar geborene Sänger viel Zeit verbracht und überall Spuren hinterlassen hat. "Dieses Denkmal lockt Freddie-Fans aus der ganzen Welt an", sagt Nicola Bardola. "Das ist für den Tourismus dort ein wichtiger Faktor."
Wo Mercury in München einst zwei Apartments angemietet hatte
In München gibt es zwar seit wenigen Jahren eine Freddie-Mercury-Straße. Jedoch habe dieser kaum hundert Meter lange Weg in Neuhausen keinerlei direkten Bezug zu dem Weltstar, moniert Bardola. Immerhin: Seit 2020 prangt am Holzplatz im Glockenbachviertel ein Graffiti von Freddie Mercury auf der Außenseite eines denkmalgeschützten Klohäuschens, neben den Bildern von Albert Einstein und Rainer Werner Fassbinder, zwei weitere frühere Wahl-Münchner.
Der 1991 verstorbene Sänger aus Großbritannien, der jahrelang im Stollberg Plaza unweit des Hofbräuhauses zwei Apartments angemietet hatte, sollte darüber hinaus jedoch eine weitere Würdigung erfahren. Findet Nicola Bardola ebenso wie Herbert Hauke, der Gründer des früheren Rockmuseums im Olympiaturm, sowie Dietmar Holzapfel, Wirt der "Deutschen Eiche".
Warum es bisher keine Statue gibt
Seinen Plan mit der Statue musste das Trio nach Gesprächen mit dem Kulturreferat und der Unteren Denkmalschutzbehörde jedoch auf Eis legen. Der Grund: "Es ist extrem schwer, einen geeigneten Platz zu finden", erläutert Bardola. Und so kam Dietmar Holzapfel auf die Idee, alternativ ein Mercury-Mosaik an der Hauswand der "Deutschen Eiche" anzubringen.
Dafür brauche es zwar ebenfalls eine Genehmigung, sagt Bardola. "Aber es sieht so aus, als wäre das kein Problem." Jenes Mosaik soll sich laut dem Autor zu einem "wichtigen Anlaufpunkt" für Mercury- und Queen-Fans aus aller Welt entwickeln. Geplant ist ein circa vier Quadratmeter großes Kunstwerk, wobei sowohl das Design als auch das Motiv noch unklar sind. Bis 30. Juni können Künstlerinnen und Künstler, die Erfahrung bei der Erstellung von Mosaiken haben, Vorschläge einreichen – per Mail an rockmuseum@aol.com.
In der Folge werden seine Mitstreiter und er eine Auswahl treffen, sagt Nicola Bardola. Und geht es nach dem Autor, soll das fertige Mosaik schon 2024 an der Hauswand der "Deutschen Eiche" prangen – übrigens nur zwei Ecken entfernt vom früheren "Old Mrs. Henderson", wo Freddie Mercury im September 1985 seine legendäre Geburtstagsparty feierte.
- Beobachtungen vor Ort
- Gespräch mit Nicola Bardola