Schnappschuss aus dem Homeoffice Grüne twittert, wie sie stillt – und bekommt auch Hasskommentare
Eine Münchner Spitzenbeamtin hat sexistische Kommentare und Beleidigungen erhalten. Der Grund: Ein Still-Foto aus dem Homeoffice. Viele reagieren deshalb solidarisch.
Die IT-Referentin der Stadt München, Laura Sophie Dornheim, hat mit einem Foto von sich beim Stillen ihres Kindes auf Twitter eine hitzige Auseinandersetzung ausgelöst. Dornheim hatte damit auf eine Internet-Challenge reagiert, in der Nutzer dazu aufgefordert wurden, ein "cooles Foto, das jemand von dir während der Arbeitszeit gemacht hat", zu veröffentlichen.
Sie entschied sich am Mittwoch für ein Bild, das sie bei der Arbeit vor ihrem Laptop zeigt. An ihrer Brust trinkt ihr Sohn. Das brachte der auf Twitter reichweitenstarken Dornheim neben Zuspruch auch Kritik ein. Ein Nutzer schrieb etwa: "Stillen ist etwas sehr Intimes und sollte es auch bleiben. Muss man sowas wirklich posten?" Ein anderer meinte: "Möchten Sie uns demonstrieren, wie wichtig Sie sind, dass Sie nicht mal 20 Minuten Ihr Kind stillen können?" Mit "armes Kind" oder "profilneurotisches Ökosozialistin" ließen sich auch einige Nutzer zu Beleidigungen hinreißen. Zudem gab es sexistische Kommentare.
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Umstrittenes Still-Foto ist eigentlich zwei Jahre alt
Am Mittwoch reagierte die 39-Jährige dann auf Twitter: "Ich hätte echt nicht gedacht, dass ein Foto einer stillenden Berufstätigen im Jahr 2023 noch so kontrovers ist." Bei dem in dieser Woche veröffentlichten Bild handelt es sich wohl um ein zwei Jahre altes Foto. Eine ähnliche Impression hatte Dornheim bereits im Sommer 2021 auf Instagram gepostet.
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Damals wie heute überwiegen allerdings Lob und Solidaritätsbekundungen für Dornheim. "Echt nice das Foto", "sollte normal sein", "Was du für eine tolle Frau bist" oder "Supermama" schreiben einige. Andere beziehen sich auf den Hass auf Dornheim, schreiben von "meist indiskutablen maskulinen Kommentaren". Auch auf die ergonomisch ungünstige Position, in der Dornheim sitzt, offenbar im Homeoffice, wohl am Wohnzimmertisch, den Laptop auf einen Stapel Bücher gestellt, wird sie angesprochen.
Über Dornheim wurde schon beim Wechsel nach München diskutiert
Dornheim war mehrere Jahre als Politikerin für die Grünen in Berlin aktiv, kandidierte dort auch für den Bundestag. Im September 2022 wechselte sie dann auf den gut dotierten Posten nach München. Mit dem Still-Foto vom Arbeitsplatz löst die IT-Expertin nicht zum ersten Mal eine Debatte über das moderne Arbeitsleben aus: Vor ihrer Wahl hatte die CSU der Grünen vorgeworfen, ihren Lebenslauf geschönt zu haben.
So soll Dornheim ihre Teilzeitarbeit bei einer Münchner Unternehmensberatung im Lebenslauf nicht explizit angegeben haben. Kritiker warfen ihr daraufhin vor, sie hätte damit eine Anstellung in Vollzeit suggeriert. In der Folge gab es eine Debatte, wie Teilzeitarbeit wertgeschätzt und im Lebenslauf angegeben werden soll.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Textes wurde die Frage gestellt, ob Stillen im Homeoffice während der Arbeitszeit erlaubt sei. Tatsächlich ist das nicht nur zulässig, sondern laut Mutterschutzgesetz haben Stillende sogar einen Anspruch auf Freistellung für die entsprechende Zeit.
- Twitter- und Instagram-Beiträge von Laura Sophie Dornheim
- berliner-zeitung.de: "Bekam die Grüne Laura Dornheim mit geschöntem Lebenslauf Topjob in München?"